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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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schmeicheln, denen erzählen, die uns lesen wollen.
    Die Büffelinsel schien so vollständig öde, daß es die beiden Banditen kaum der Mühe für wert hielten, einen Blick um sich her zu werfen; nur infolge des Mißtrauens, das in der Steppe zur zweiten Natur wird, oder um ihr Gewissen zu beruhigen, schienen sie diese einfache Vorsichtsmaßnahme zu treffen. Die Gesträuche, die die kleine, mit feinem, dichtem Gras bedeckte Lichtung umgaben, wurden ebenfalls mit anderen Decken behängt, um auch das Zerbrechen eines einzigen Zweiges bei ihrem Hin- und Hergehen zu vermeiden. Nun beschrieb Main-Rouge mit seinem Messer einen Kreis von ungefähr drei Fuß im Durchmesser und hob mit Hilfe einer aus dem Kanu genommenen Schaufel geschickt den Kreis von Rasen samt einer ziemlich dicken Erdlage empor, die noch an den Wurzeln hing, die sich darin nährten, und legte ihn sorgsam auf eine von den zu ihren Füßen ausgebreiteten Decken.
    Sang-Mêlé half darauf seinem Vater, nachdem er sich mit einer Hacke versehen hatte, und beide gruben nun die Erde aus, die sie bloßgelegt hatten, und jede Schaufel voll, die sie herausnahmen, warfen sie auf eine Büffelhaut an ihrer Seite. Als sie eine Tiefe von ungefähr drei Fuß erreicht hatten, fingen sie allmählich an, das Loch kreisförmig auszurunden und eine Höhlung in Form einer unterirdischen Kuppel zu bilden. Diese Arbeit nahm ihnen einige Stunden weg, nach deren Verlauf sie eine Art Silo ausgehöhlt hatten.
    Während dieser Zeit war die Ladung des Kanus sorgfältig der Sonne ausgesetzt worden, um jede Feuchtigkeit daraus zu entfernen. Die beiden Banditen brachten nun sogleich nach und nach alle Gegenstände vom Ufer in dieses in der Erde angebrachte Versteck. Das Ganze wurde dann mit einem dicken Leder, darauf mit Zweigen und trockenem Gras zugedeckt. Nachdem dies geschehen war, machten sich Main-Rouge und sein Sohn daran, den offen gebliebenen leeren Raum anzufüllen wie Totengräber, die die Erde wieder auf den Sarg werfen.
    Allmählich stieg die festgetretene Erde bis zur Höhe der kreisrunden Öffnung. Der eine von den beiden Piraten benetzte diese Erde mit dem Wasser des Flusses, um den Geruch zu vertreiben, den die wilden Tiere hätten wittern können; darauf legten sie mit der größten Sorgfalt das Rasenstück wieder auf die Stelle, die es einige Stunden vorher einnahm.
    »Nun, Sang-Mêlé«, sagte der alte Renegat, indem er sorgfältig mit seinen beiden Händen auch den kleinsten im Lauf ihres Werkes zertretenen oder zerknickten Grashalm wieder aufrichtete, »glaubst du, daß dieses Versteck gut angelegt und somit unsere Beute in Sicherheit ist?«
    »Ich hoffe es wenigstens«, sagte der Mestize, indem er die Decken, sobald sie darüber hingegangen waren, um ihr Kanu zu erreichen, wieder aufnahm.
    Es war nur noch eine Vorsichtsmaßnahme übrig, um ihr Werk ganz vollständig zu machen, nämlich den Abraum der Erde wegzuschaffen, an deren Stelle die Kaufmannsgüter niedergelegt waren. Der Schutt wurde in das Kanu getragen, in die Decke gewickelt, auf die sie ihn geworfen hatten, und als die Ruderer die Mitte des Stromes erreichten, verschlang das Wasser mit diesen Überresten die letzten Spuren, die das Vorübergehen eines Menschen hätten verraten können. Kein Anzeichen blieb auf den Ufern oder in der Lichtung zurück.
    Das sind die Vorratsorte, die die Trapper, die Indianer und die Kaufleute in der Steppe unter der Erde einrichten, um ihre Güter, ihre Beute oder ihre Waren in Sicherheit zu bringen.
    Das Kanu der beiden Piraten war nun frei von aller Last, mit der diese es überladen hatten, und schwamm bald den Strom mit Schnelligkeit in der Richtung der Nebelberge hinauf. Dort sollte drei Tage später Bois-Rosé ihr Erscheinen bemerken und Baraja sie in ihrem Kanu erblicken; der letztere fand sie am Abend dieses dritten Tages wieder, wo sein Tod dank des Mestizen um einige Stunden verzögert worden war. »Gut«, sagte der junge Komantsche, als sein Luchsauge die beiden Schiffer nicht mehr erblickte, »ihre Seele ist dort begraben; sie werden in kurzer Zeit dahin zurückkehren.«
    Darauf setzte der indianische Krieger abermals über den Fluß, schlug den Weg wieder ein, dem er gefolgt war, und gelangte nach einem Marsch von ungefähr einer halben Stunde in eine Schlucht, in der ein behender, kräftiger Renner angebunden war, der bei der Annäherung seines Herrn wieherte. Rayon-Brülant streichelte ihn mit der Hand, schwang sich auf seinen Rücken und sprengte im Galopp

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