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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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man wachend in den Savannen zubringt. Don Agustin hatte eine reichliche Menge katalonischen Branntwein unter seine Leute verteilen lassen, und die Jäger saßen nun um ein großes Feuer, an dem sie ein ganzes Reh brieten, und unterhielten sich von ihren Heldentaten, als die Sterne schon Mitternacht verkündeten.
    Wir dürfen jedoch jetzt nicht vergessen, daß noch viele andere Personen dieser Erzählung unsere Teilnahme in Anspruch nehmen; daß Diaz noch in der Steppe umherirrt, daß der Komantsche der Spur der beiden Freibeuter folgt und daß endlich Bois-Rosé den in seiner Abwesenheit geraubten Fabian beweint. Ehe wir jedoch der Persönlichkeit folgen, durch die wir die anderen wiederfinden werden, wollen wir noch einen letzten Blick auf den Büffelsee werfen.
    Noch lange widerhallte der Wald von dem lustigen Gelächter der Jäger, das sich in das klagende Gewieher der wilden Pferde im Corral mischte.
    Als die Flaschen geleert und von dem Reh nur noch die Knochen übrig waren, die die Dogge des Büffeljägers unter ihren furchtbaren Kinnbacken erkrachen ließ, stockte die Unterhaltung und ging allmählich ganz aus. Dann warfen die Vaqueros neues Holz in das Feuer, hüllten sich in ihre Wolldecken, streckten sich auf das dichte Gras der Lichtung und überließen sich dem Schlaf, den sie so wohl verdient hatten, ohne daran zu denken, daß verdächtige Spuren im Wald gesehen worden waren. Das Schweigen der Nacht wurde nur von den Tieren unterbrochen, die dazu bestimmt waren, bald das demütigende Joch der Peitsche und der Sporen zu tragen. Der Mond vereinigte später auf dem ruhigen Wasserspiegel des Büffelsees seinen bleichen Schein mit dem rötlichen Glanz des Feuers. Seine Strahlen und der Schein der Glut fielen auf die für die Herrschaft errichteten Zelte und auf die zahlreichen im Gras um sie her lagernden Diener.
    Niemals hatte der See einen zugleich malerischeren und ruhigeren Anblick dargeboten als in dieser Nacht.

62 Das Versteck
    Am zweiten Abend nach den letzten Szenen aus der Jagd auf wilde Pferde gingen fünf Männer in getrennten Gruppen am Red River hinauf.
    Von dem Ort, wo sich diese verschiedenen Personen auf einem Raum von einer halben Meile zerstreut befanden, war es beinahe noch einen Tagesmarsch bis zum Val d'Or und bis zum Büffelsee etwa noch so weit entfernt, daß ein guter Fußgänger in zwei Tagen den Weg zurücklegen konnte. Der Rio Gila durchströmt in dem Lauf, den wir schon angegeben haben – d.h. von seinem Austritt aus den Nebelbergen bis zur Gabel des Red River –, einen sehr verschiedenartig gestalteten Boden. Bald wallen und brausen seine Gewässer zwischen senkrechten Felsenufern auf einem steinigen Grund, wo sie Stromschnellen oder Wasserfälle bilden, über die der Jäger und der Indianer allein in ihren Kanus aus Baumrinde oder Büffelhaut hinwegfahren können, bald fließen sie ruhig und tief zwischen zwei niedrigen Ufern, die mit so hohem Gras besetzt sind, daß man die Anwesenheit des Büffels und des Grauen Bären nur an den wellenförmigen Bewegungen errät, in die diese Tiere die langen Halme versetzen.
    An anderen Stellen berührt der Fluß zwischen sandigen Ufern liebkosend grüne Inseln – eine Art undurchdringlicher Oasen, so dicht haben wilder Wein und spanisches Moos sich um die Bäume geschlungen, die mitten in den Gewässern eine Zuflucht gefunden zu haben scheinen –; weiterhin fließen seine ruhigen Wasser langsam unter den Wölbungen hin, die von den über seine Ufer hängenden Bäumen gebildet werden. Diese Bogenlauben verbreiten in der Tat auf dem Fluß einen dichten, kühlen Schatten, der die glühende Hitze, mit der die Sonne die weiten Ebenen versengt, vergessen läßt.
    Die vom Büffelsee entferntesten Personen waren nur zwei, und sie fuhren den Fluß in einem leichten Kanu aus Birkenrinde hinauf, das durch Nähte von Tannenfasern befestigt und mit dem Harz derselben Bäume ausgepicht war. Dieses Kanu, so zerbrechlich es zu sein schien, war nichtsdestoweniger so schwer beladen, daß seine obersten Ränder beinahe in gleicher Höhe mit dem Wasser waren, das an seinen Seiten entlangbrauste. Die Last, mit der das zerbrechliche Fahrzeug beladen war, verhinderte jedoch nicht, daß es durch die Anstrengung der Ruderer ziemlich rasch stromauf lief. Die Ladung des Kanus gehörte zu den verschiedenartigsten; da waren Pferdesättel, verschiedene Kleidungsstücke, Decken von jeder Farbe, Ballen und kleine Kisten von europäischer Fabrikation und endlich

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