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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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Säbel, Messer und ungefähr ein halbes Dutzend Büchsen von verschiedener Länge.
    Ohne den besonderen Anzug und das unheimliche Gesicht der beiden Ruderer, die der Leser nach einigen Worten bald wiedererkennen wird, hätte man sie für zwei ehrlich wandernde Handelsleute halten können, die im Vertrauen auf ein sicheres Geleit mit den indianischen Stämmen in der Steppe Handel zu treiben wagen. Der eine war ein Greis mit grauen, der andere ein junger Mann mit langen schwarzen Haaren. Wenn wir sagen, daß sie den die Papagos-Indianer bezeichnenden Kopfputz trugen, so wird man an die Namen Main-Rouge und Sang-Mêlé denken, deren Verkleidung man ohne Zweifel seit ihrem plötzlichen Erscheinen im Wald an dem Abend, wo Don Agustin Peña sich mit seiner Tochter und dem Senator nach der Jagd auf wilde Pferde begab, wiedererkannt hat. Nach dem kühnen Streich, dessen Erfolg die Beraubung und der Tod des Kaufmanns aus dem Presidio gewesen war, wie es der Büffeljäger erzählt hat, hatte sich das Gerücht davon in der Gegend verbreitet. Um den Nachforschungen zu entgehen, hatten die beiden Banditen die Verkleidung angelegt, unter der sie dem Reiterzug begegneten. Der Zufall also, der die Abreise des Hacenderos vierzehn Tage aufgeschoben hatte, war somit die einzige Ursache dieses traurigen Zusammentreffens.
    Übrigens ist die Zukunft vor den Augen des Menschen mit Wolken bedeckt. Weiß er denn, worüber er sich freuen oder betrüben soll? Über wie viele unvorhergesehene Stürme nach einem schönen Morgen; wie viele Stürme beim Anbruch eines Tages, an dem die Sonne abends an einem heiteren Himmel strahlend untergeht? Jedenfalls hatte der Mestize – der Leser wird sich dessen erinnern – Rosarita nicht sehen können, ohne dem Eindruck zu unterliegen, den ihre Schönheit gewöhnlich hervorbrachte, und ohne den Wunsch zu hegen, sie wiederzusehen. Er war ihr bis zum Büffelsee gefolgt, und nur um sie – trotz ihrer zahlreichen Begleiter – zu entführen, finden wir ihn in den Nebelbergen, in deren Nähe, wie ihm wohl bekannt war, sich eine zahlreiche Abteilung Apachenkrieger befand.
    Die beiden Piraten der Steppe waren nicht allein wegen ihres Mutes und ihrer Geschicklichkeit furchtbar. Man hat indessen gesehen, wie sie in einigen Stunden das ausführten, was die Indianer bei der schwimmenden Insel einen Tag und eine ganze Nacht hindurch vergeblich versucht hatten, d. h. sie hatten die beiden besten Büchsen in der Steppe nach den ihrigen durchaus machtlos gemacht. Sie waren auch furchtbar durch ihre unablässige Tätigkeit und durch die Schnelligkeit ihrer Bewegungen, die man mit denen der Raubvögel hätte vergleichen können, die ihr Flug in einem Nu von einem Teil des Horizonts zum anderen trägt.
    Während beide sich auf die Ruder niederbeugten, schwamm das Kanu rasch bis zu einer Strecke hinauf, wo der Fluß zwischen einer fast ununterbrochenen Reihe von grünen Hügeln dahinströmt, die man bei uns in Europa für Heuschober nach der Heuernte gehalten haben würde. Die wilden, unruhigen Augen des alten weißen Renegaten schweiften von einem Ufer des Flusses zum anderen, durchforschten sorgfältig auch die kleinste Verschiedenheit des Bodens und kehrten dann mit einer gierigen Zärtlichkeit auf die Ladung ihres Kanus zurück. »Nun, du alter Schelm«, sagte der Mestize in einem Augenblick, wo Main-Rouge allein ruderte, um den Lauf des Kanus wieder in gerade Richtung zu bringen, »bemerkst du am Horizont irgendein verdächtiges Zeichen?«
    »Ich sehe nichts als deine Torheit!« antwortete der Amerikaner in ärgerlichem Ton. »Und was den Namen anlangt, den du mir zu geben geruhst, so sehe ich darin lediglich deinen dummen Stolz. Was ist denn der Sohn eines Hundes? Ein Hund! Und der Sohn eines Schelms?«
    »Das Ebenbild seines Vaters!« erwiderte Sang-Mêlé.«
    »Aber du bist viel mehr ein Schelm als dein Sohn, weil du schon lange vor ihm angefangen hast, ein solcher zu sein.«
    »Davon weiß ich nichts, du Sohn eines weißen Renegaten und einer indianischen Wölfin!« rief Main-Rouge zornig aus. »Wenn du in meinem Alter stehen wirst ... Aber du wirst es niemals so weit bringen.« Sang-Mêlé war an diesem Tag guter Laune, darum lächelte er nur über die Beleidigungen und die düstere Prophezeiung seines Vaters.
    »Ja«, sagte der letztere, »wenn Pferd und Hirsch verliebt sind, so verläßt sie die Vorsicht.«
    »Könntest du nicht deinen Sohn mit irgendeinem edleren Tier vergleichen?« fragte der Mestize mit

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