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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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an Leib hinabgestürzt und die beiden Kämpfer, aufrecht oder liegend, müssen mit ihm hinabgerollt sein.«
    »Das ist fast gewiß, und ich will auf die Plattform steigen und sehen, ob es möglich ist, uns über die Stellung zu vergewissern, in der der Kampf stattfand. Du begreifst, daß dies von Wichtigkeit ist. Wenn sie mit dem Kopf zuerst hinabgestürzt sind – wie es normal der Fall sein muß, wenn man aufrecht steht und der Fuß keinen Stützpunkt mehr findet –, so müßte Fabian sich den Schädel zerschmettern; rollte er jedoch im Liegen und von seinem Feind umschlungen hinab, so ist er mit einigen Quetschungen davongekommen.«
    Pepe wollte schon die Seiten der Pyramide erklimmen, als Bois-Rosé ihn zurückhielt. »Sachte, sachte!« sprach er zu ihm. »Wir wollen beide hinaufsteigen, ohne uns, wenn es möglich ist, an die Gebüsche anzuklammern; ich habe in dieser Beziehung meine Gedanken, und wir müssen sorgfältig die Zweige und die Stengel untersuchen.«
    Die beiden Jäger fingen also damit an, hinaufzusteigen, und beobachteten aufmerksam die geringsten Anzeichen. Sie hatten nicht nötig, höher als einige Fuß zu steigen. Wie Bois-Rosé es gehofft hatte, sagte ihnen die Untersuchung der Gesträuche, was sie zu wissen wünschten.
    »Siehst du«, sagte der Kanadier und zeigte auf zwei Gebüsche, die in derselben Höhe auf der Seite der Anhöhe wuchsen und etwa drei Fuß voneinander entfernt waren, »diese kleinen, zerknitterten Zweige beweisen, daß es wenigstens ein Körper von solcher Länge gewesen ist, der sie in seinem Fall zerquetscht hat. Es ist klar, daß die beiden Kämpfer der Länge nach quer herabgerollt sind. Halt! Da ist ein Loch, in dem vor vierundzwanzig Stunden ein Stein gesessen hat, seine Spitze ragte ohne Zweifel hervor, und die beiden Körper werden ihn, auf seine äußerste Spitze fallend, aus der Erde gerissen haben. Ich wette darauf, wir finden diesen Stein wieder.«
    »Das ist nicht nötig!« antwortete Pepe. »Es ist gewiß für mich und für dich, daß Fabian nicht mit dem Kopf zuerst herabgestürzt ist; also lebt er.«
    »Ja, aber er ist Gefangener – und bei welchen Feinden!«
    »Das Wesentliche ist, daß er lebt! Sind wir nicht da?«
    »Oh«, rief Bois-Rosé aus und unterdrückte einen Seufzer schaudernder Angst, »an welchem Ort wird sich wohl der Marterpfahl für ihn erheben?«
    »Du standest eines Tages auch daran, Bois-Rosé und ...«
    »... du hast mich davon befreit. Ich verstehe; wir werden ihn auch davon befreien.«
    »Das Wesentliche ist, daß er lebt, sage ich dir!«
    Bois-Rosé begnügte sich mit diesem Trost, denn es gab nichts, wozu er sich nicht fähig fühlte, um Fabian zu befreien.
    »Nachdem wir diesen Punkt festgestellt haben, werden wir sehen ...«
    Der Kanadier unterbrach Pepe, indem er seinen Arm mit einer Kraft preßte, als wollte er ihn zerbrechen. »Der Punkt ist zweifelhaft!« rief er aus, als ob ein Lichtstrahl ihn plötzlich berührt hätte. »Wo sind die Leichname der Indianer, die wir getötet haben? In diesem Abgrund ohne Zweifel. Wer sagt dir nun, daß Fabians Leiche nicht bei den ihrigen liegt?«
    »Und seit wann hätten diese Hunde von Indianern und besonders dieser verdammte Mestize soviel Sorgfalt für die Leichname ihrer Feinde bewiesen? Die Schelme haben ihre Toten offenbar den Entweihungen durch die Lebenden entzogen, wie es bei ihnen gewöhnlich der Fall ist. – Nein, nein; wenn Don Fabian tot wäre, so hätten wir ihn hier – nur ohne seinen Skalp – wiedergefunden. Sei versichert, daß der Mestize seine Absicht dabei hat, so plötzlich die Belagerung aufzuheben. Er weiß, daß Don Fabian die Lage des Schatzes kennt, den ich so glücklich verborgen hatte, und sein Leben wird dem Banditen bis zu dem Augenblick kostbar sein, wo er ihm diese Stelle entdeckt hat.«
    Pepes Ansicht war durchaus nicht ohne Wahrscheinlichkeit, und der Kanadier fühlte sich glücklich, sie für unfehlbar annehmen zu können. Aber ein beunruhigendes Anzeichen enttäuschte ihn plötzlich.
    Bois-Rosé hatte sich dem Schlund genähert, in den der Wasserfall hinabstürzte. Er suchte vergeblich am Rand nach menschlichen Spuren, denn der Regen hatte den Boden gepeitscht und sie verwischt. Plötzlich zog ein Gegenstand seine Blicke auf sich. Er bückte sich eilig und zeigte ihn dem Spanier mit düsterer Miene. Es war Fabians Messer. Das Wasser des Himmels hatte es nicht so rein gewaschen, daß nicht noch einige Spuren geronnenen Blutes an den messingenen Nägeln

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