Der Waldläufer
hochmütigem Lächeln.
»Was liegt daran? Wir haben die Spuren des Komantschen schon zweimal in der Nähe der unsrigen gefunden, und anstatt nun ebenfalls den seinigen zu folgen, vernachlässigst du vor Ungeduld, dich eines Spielzeugs, dieser kleinen weißen Taube, zu bemächtigen, jegliche Vorsicht. Ich sage dir, daß diejenigen, die in der Steppe nicht auf die Warnung hören, die sie im Boden eingeprägt finden, niemals zu einem hohen Alter gelangen.«
»Zeugen davon sind alle Trapper, Reisenden und Indianer, die deine Spur nicht gesehen oder nicht darauf geachtet haben. Aber still nun von diesem Gegenstand, alter Mann; merke dir: Alles, was den Zweck hat, mich deshalb zu tadeln, daß ich so schnell wie möglich den Liebesdurst zu stillen suche, den mir diese weiße Wolke, diese Schneeflocke, diese Lilie des Sees einflößt, klingt schlecht in meinen Ohren!«
Bei diesen Worten sprühten die Augen des Mestizen Flammen wie die eines Tigers, wenn die Luft ihm ihren heißen Schwingen die geheimnisvolle Witterung der Tigerin zuführt.
Der Vater schwieg, und beide ruderten schweigend weiter. Eine der Inseln, die verstreut mitten im Fluß lagen, erstreckte sich langhin auf dem Wasser wie ein schlafender Seevogel. Es war diejenige, die man die Büffelinsel nannte. –
In einiger Entfernung von den beiden Piraten und verdeckt von den grünen, wellenförmigen Erhöhungen auf dem rechten Ufer marschierte ein Mann allein mit jenem elastischen, nervigen Schritt, der nur dem Indianer eigen ist und den man mit unserem gymnastischen, zur höchsten Vollkommenheit gebrachten Schritt vergleichen kann. Dies war der junge Komantsche Rayon-Brûlant, der allein dem Kriegspfad folgte. Dem biederen jungen Mann lag es am Herzen, seine Ehre zu rächen, die er seit der Ermordung der Weißen, die sich seinem Wort anvertraut hatten, für befleckt hielt, und er unternahm allein eine von jenen abenteuerlichen Heldentaten, die an die irrenden Ritter der Steppe in alter Zeit erinnern.
An der Stelle, die er erreicht hatte, verbarg ihm eine Krümmung des Flusses das Kanu, das stromauf fuhr. Der Indianer näherte sich dem Ufer und machte aus seinen Vorräten einen Packen, den er in seinen Mantel aus Büffelhaut wickelte. Mit Hilfe von Riemen, die unter dem Kinn befestigt waren, band er diesen Packen, auf den er seine Büchse gebunden hatte, fest auf seinen Kopf, trat leise in den Fluß und teilte ihn mit kräftigem Arm; einige Minuten nachher stieg er an das linke Ufer. Er benützte nun mit unendlicher Geschicklichkeit jede Deckung und Unebenheit des Bodens, ohne von den Schiffern im Kanu gesehen werden zu können. Der Komantsche war bald in gerader Linie mit ihnen, dann überholte er sie und erreichte die Stelle am Ufer, die der Büffelinsel gegenüberlag.
Die Furten des Red River schienen ihm ganz bekannt, denn ohne zu zögern, ohne nur einen Augenblick zu suchen, fand er die Furt, die vom Ufer zur Insel führte. Bald war die Furt durchwatet, und der Indianer faßte festen Fuß unter den Weiden, die die Ufer beschatteten. Hier verschwand er, und das geübteste Auge hätte vergebens die ganze Oberfläche der Insel durchforscht, ohne den Indianer zu bemerken, der auf der Spitze, an der sich der Strom des Flusses brach, verborgen war.
Main-Rouge und Sang-Mêlé steuerten offenbar ihr Kanu zur Büffelinsel, und sie hielten auch bald fast in deren Mitte an. Rayon-Brûlant hatte nicht eine ihrer Bewegungen aus den Augen verloren. Er sah, wie sie ihr Kanu befestigten und an Land stiegen, nachdem sie die Vorsicht gebraucht hatten, eine wollene Decke über die Stelle zu breiten, die ihre Füße betreten sollten. Eine kleine Lichtung öffnete sich vor ihnen, und mit Hilfe anderer Decken, die sie im Überfluß bei sich hatten, belegten sie fast deren ganze Oberfläche mit einem großen, weichen Teppich.
Jemand, der nicht alle Vorfälle im Steppenleben gekannt hätte, würde nicht gewußt haben, was er von diesen geheimnisvollen Vorbereitungen denken sollte. Der Indianer wußte, was die beiden Piraten tun wollten, und er hörte auf, sie zu beobachten, um an ein besseres Versteck für sich selbst bis zum Augenblick ihrer Abfahrt zu denken.
Da wir voraussetzen, daß der Leser weniger als der Indianer in die Geheimnisse des wilden Lebens eingeweiht ist, so wollen wir zu seiner Belehrung alle Vorbereitungen im einzelnen durchgehen, die Main-Rouge und Sang-Mêlé treffen wollten. Es ist dies abermals eine von jenen Einzelheiten, die wir zuerst, wie wir uns
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