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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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Größe, die ebenso mit der unserer Stiere verglichen werden kann wie der Mississippi mit dem Rhein – die Prärien und fliehen vor dem Indianer und dem Grauen Bären, die sie verfolgen.
    Mit welchem jagenden Tier könnte man wohl in der ganzen Welt den Grauen Bären vergleichen? Mit keinem, denn er ist fast so groß wie der Büffel; seine Krallen sind so lang und scharf wie die Hauer des Ebers; die Kugeln der Jäger prallen von ihm ab wie der Hagel von einem Ziegeldach; er trägt in scharfem Trab einen ganzen Büffel in seine Höhle. Der Tod eines solchen schrecklichen Kolosses ist der Sieg, auf den der rote Krieger der Prärien am meisten stolz ist.
    Eine solche wandernde Büffelherde hatten die Reiter eben über den Fluß setzen gesehen, nicht weit von dem Ort, wo sie zuerst gelagert hatten.
    »Glaubt denn mein Sohn an Träume und Prophezeiungen?« fragte Bois-Rosé den Komantschen, als man das Getöse der fliehenden Büffel nicht mehr hörte.
    »Die Stimme des Wolfs der Prophezeiungen täuscht niemals!« antwortete Rayon-Brûlant mit einer Miene der Überzeugung, über die der Kanadier lächelte. »Die Träume, die der Große Geist dem schlafenden Krieger schickt, täuschen ihn ebenfalls niemals. Glaubt denn der Adler der Schneegebirge, daß die Büffel in dieser Stunde der Nacht ihren Ruheplatz im hohen Gras verlassen, um während der nächtlichen Kühle zu wandern?«
    »Das ist nicht wahrscheinlich; Gott sendet den Tieren wie uns den Schlaf in der Nacht. Büffel sind weder Wölfe noch Jaguare, die in der Dunkelheit umherstreifen und während des Tages schlafen; und Indianer haben ohne Zweifel auf diese Herde von fliehenden Tieren, die eben vorüberkam, Jagd gemacht.«
    »Gut! Die Träume sind das für meinen Geist, was für meine Ohren das Geheul des Wolfs der Prophezeiungen, was für meine Augen die nächtliche Flucht des Büffels ist: ein Zeichen, daß uns Gefahr umgibt.«
    »Wenn Ihr recht habt, wie ich glaube«, erwiderte Bois-Rosé, »– denn obwohl Ihr kaum halb so alt seid als ich, so sprechen doch für Euch die Erfahrung Eurer Väter, die man in den Steppen nicht wie in den großen Städten verachtet, und die ersten Eindrücke Eurer Kindheit –, so bin ich der Ansicht, daß wir unsere Fahrt so schnell wie möglich wieder beginnen.«
    »Das Kanu ist bereit; aber wir haben noch einige Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Wir wollen hinter diesen Hügeln sechs Feuer in einiger Entfernung voneinander anzünden. Auf der entgegengesetzten Seite des Flusses, wo die Truppe lagert, die unseren Spuren folgt, und auf dieser Seite, wo der Schwarze Falke haltgemacht hat, werden die Apachen diese Feuer sehen, ohne unterscheiden zu können, ob Krieger um diese wachen. Während sie ihre Zeit damit verlieren werden, ein Mittel ausfindig zu machen, um sich ungesehen zu nähern, werden Rayon-Brûlant, der Adler und der Spottvogel Zeit haben, den sie verfolgenden Feinden den Vorsprung abzugewinnen.«
    Dieser weise Rat überraschte Bois-Rosé und den Spanier. Die Feuer wurden hinter Gesträuchen und kleinen Hügeln, die nur den Widerschein erblicken ließen, das Feuer selbst aber verbargen, angezündet; das Kanu aus Büffelhaut, mit seinem wasserdichten Überzug versehen, wurde wieder ins Wasser gelassen, und die Schar setzte eifrig rudernd ihre fast zwei Stunden unterbrochene Fahrt wieder fort.
    Voll Vertrauen auf die vier Komantschen, die sich abwechselnd ausruhten und die Ruder wieder ergriffen, nützten die drei Jäger die Zeit, um sich auf den Boden des Kanus niederzustrecken und einige Augenblicke zu schlafen. Pepe und Bois-Rosé fühlten, daß sie bei einer solchen Tag und Nacht fortgesetzten Fahrt die Stunden wieder einholen würden, die sie einzubüßen genötigt gewesen waren, und kämpften ebenso wie Gayferos bald nicht mehr gegen die unüberwindliche Schläfrigkeit, die auf ihren Augen lastete.
    Lange schon waren die zur Täuschung des Feindes auf dem Ufer angezündeten Feuer in der Ferne verschwunden; die drei ermüdeten Jäger lagen im tiefen Schlaf. Während die beiden Indianer schweigend ruderten, saß der junge Komantsche auf dem Hinterteil des Fahrzeugs und hörte nicht auf, mit den Augen alle Punkte der Einöde zu durchspähen, die sie durchschifften.
    Rayon-Brûlant schien dem Schlaf unzugänglich, obgleich die Baumstämme und die Felsen am Ufer des Flusses nicht unbeweglicher schienen als er. Sein Gesicht mit dem energischen Profil, seinen leuchtenden Augen, die nervige Brust, die sein Mantel aus

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