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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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alter Bois-Rosé ... Und weiß der Komantsche«, fuhr der Kanadier mit einer Stimme fort, die er vergeblich fest zu machen sich bemühte, »für welchen Augenblick ... man die Todesmarter des jungen Kriegers aus dem Süden bestimmt hatte?«
    »Für den Augenblick, wo der große Häuptling, der Schwarze Falke, Sang-Mêlé an der Red Fork treffen würde.«
    »Ihr seid beide müde; laßt Pepe und mich ebenfalls rudern«, sagte der Kanadier mit flammenden Augen.
    »Der Adler ist auf der Spur der Geier.«
    Unter dem Druck der beiden neuen Ruderer glitt das Kanu aus Büffelhaut rascher über die Oberfläche des Flusses hin.
    Bois-Rosé fand sich nichtsdestoweniger von einer ungeheuren Last befreit; er wußte, daß Fabian lebte, daß seine Todesmarter bis zum Treffen des Schwarzen Falken mit dem Mestizen aufgeschoben war; er wußte, daß die Schar des ersteren sich hinter ihnen befand und daß er vor ihnen an der Red Fork anlangen würde. Aber Sang-Mêlé konnte das Ziel seines Marsches ändern oder sich wenigstens nicht lange genug dort aufhalten, um einen Versuch zu machen, ihn mit einiger Aussicht auf Erfolg anzugreifen!
    »Ist die Red Fork weit von dem Ort, den Ihr den Büffelsee nennt?« fragte Bois-Rosé Rayon-Brûlant, um seine Zweifel aufzuklären.
    »Eine halbe Meile.«
    »Und was will Sang-Mêlé am Büffelsee, wo Ihr seine Spuren gefunden habt, unternehmen? Weiß mein Sohn das?«
    »Er will die Blume des Sees pflücken, die eine Hütte von der Farbe des Himmels bewohnt«, sagte der junge Indianer mit feurigem Blick.
    »Ich verstehe Euch nicht, Rayon-Brûlant.«
    »Die Blume des Sees«, erwiderte der Komantsche und versuchte das Feuer seiner Augen zu verhüllen, »ist eine Tochter der Weißen; sie ist selbst weiß und schön wie die des Morgens halb geöffnete Blüte der Magnolie, wenn man sie mittags erblickt; sie ist viel schöner als der ›Abendstern‹, der ... bis jetzt in den Augen eines Kriegers höher gestanden hatte als alle indianischen Mädchen.«
    »Und was macht dieses junge Mädchen so weit von den Ansiedlungen?« fuhr Bois-Rosé fort, weit davon entfernt, zu ahnen, daß es diejenige war, die einen so großen Platz im Herzen Fabians einnahm.
    »Sie begleitet ihren Vater und zweiunddreißig Jäger zu einer Jagd auf wilde Pferde.«
    »Zweiunddreißig Jäger? Ach, Pepe«, rief der alte Jäger voller Freude, »gerade das wollte uns Pedro Diaz sagen. Dort werden wir ihn ohne Zweifel wiederfinden. Aber dann wird es ein gleichwertiger Kampf sein: sechzig Indianer und vierzig oder fünfzig Indianer und Weiße gegen sie!« fuhr der Jäger fort, und sein Antlitz glühte in der Erinnerung früherer Kämpfe. »Die Red Fork wird viel Blut fließen sehen. Wir werden Fabian mitten in dieser Verwirrung retten und die Schädel dieser Piraten der Steppe mit Kolbenschlägen zerschmettern.«
    »Wir werden sie kreuzigen, Bois-Rosé!« rief Pepe, der sich der wilden Leidenschaft überließ, die sein Haß gegen Main-Rouge und Sang-Mêlé in ihm erregte. »Dieses Dämonenpaar hat kein mildes Los verdient.«
    Der ehrliche Waldläufer, der mehr zu lieben als zu hassen verstand, und der unversöhnliche Grenzjäger, der ebensosehr hassen konnte, als er zu lieben verstand, beugten sich mit noch größerem Eifer auf ihre Ruder nieder.
    Das Wasser des Flusses färbte sich schwarz, als die Ufer sich verengten und hundert Schritt jenseits des Nachens einen engen Kanal bildeten, der von den Wipfeln der ineinander verschlungenen Bäume überschattet wurde. Ein letzter purpurner Strahl der untergehenden Sonne spielte noch auf den Bäumen, drang in einer leuchtenden Linie durch den grünen Dom und verschmolz mit dem dichten Schatten auf der Oberfläche des Stromes. Ehe sie in diesen düsteren Paß fuhren, gab Rayon-Brûlant dem neben ihm sitzenden Krieger ein Zeichen, und beide nahmen die Ruder wieder aus den Händen der Jäger, die wieder die Büchsen ergriffen. Bald nachher ließen die Indianer zwei Schreie gleich dem der Schwalben hören, wenn sie das Wasser im Flug streifen.
    Einige Augenblicke nachher glitt das Kanu unter das dichte Gewölbe der Bäume. Der letzte Sonnenstrahl schien im Fluß erloschen zu sein, und kaum vermochte man mitten in der Dunkelheit von einem Ende des Fahrzeugs bis zum anderen zu sehen.
    »Wenn die Finsternis nicht zuweilen sonderbare Einbildungen hervorbrächte«, sagte der Kanadier, »so möchte ich darauf schwören, daß ich dort unten an der Gabel dieser über dem Wasser hängenden Esche etwas wie

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