Der Waldläufer
eine menschliche Gestalt sähe.«
Der junge Komantsche hielt den Kanadier zurück, der schon seine Büchse anschlug. »Der Adler und der Spötter sind hier in Freundesland«, sagte er; »Krieger durchforschen weithin den Pfad vor ihren Schritten.«
Bei diesen Worten gab Rayon-Brûlant dem Indianer den Befehl, einen Augenblick mit dem Rudern einzuhalten, und mit entgegengesetztem Ruderschlag trieb er das Boot heftig unter den überhängenden Eschenstamm, den der Kanadier bezeichnete. Im selben Augenblick, ehe noch Pepe oder Bois-Rosé sich von ihren Eindrücken hatten Rechenschaft ablegen können, glitt ein schwarzer Körper den Baum herunter; das Boot erhielt einen Stoß, der es erbeben ließ, und ein Indianer setzte sich neben den Komantschenhäuptling. Diese neue Person stattete irgendeinen kurzen Bericht ab, den die Weißen nicht verstanden, während das Kanu seinen Lauf durch die Dunkelheit fortsetzte, und dann schwieg der Indianer wie alle anderen im Boot.
Nach Verlauf von ungefähr einer Stunde der schweigenden Fahrt wiederholte sich derselbe Fall; noch ein anderer Indianer ließ sich in das Boot gleiten, das bald zu klein zu werden drohte, wenn die Zahl derjenigen, die hineinstiegen, sich so von Stunde zu Stunde vermehren sollte. Der zuletzt Gekommene sagte auch einige Worte zu Rayon-Brûlant im Komantschendialekt, und diesmal hoben die beiden Indianer, anstatt weiterzurudern, ihre Ruder empor und ließen einige Zeit hindurch das Kanu nur der Strömung des Flusses folgen. Ein fernes Rauschen begann sich auch unter dem hallenden Gewölbe, das den Fluß bedeckte, hören zu lassen.
Bald nahm das Geräusch zu; man hörte das Wasser wie über eine Untiefe brausen; aber der Dunkelheit halber konnte man vorn nichts sehen. Nun begann die gebrechliche Barke sich langsam um sich selbst zu drehen, ohne daß die Indianer irgendeinen Versuch machten, sie zu lenken. Darauf schwamm sie quer, indem sie das vordere und das hintere Ende den beiden Ufern des Flusses zukehrte, und zuletzt nahm sie plötzlich ihren Lauf parallel zur Strömung des Wassers und glitt rascher dahin; bald wuchs diese Schnelligkeit in solchem Grad, daß das Kanu auf dem Wasser mit dem Ungestüm eines Pfeils dahinzufliegen schien, während es wie auf einer abschüssigen Ebene hinunterfuhr.
Es war wirklich einer von den Wasserfällen des Flusses, bei dem die beiden Komantschen es der Dunkelheit halber ihrer Barke allein überließen, hinunterzukommen. Einen Augenblick schäumte das Wasser unter dem gebrechlichen Nachen, der auf Fluten von Schaum zu schwimmen schien; plötzlich traf ihn ein schrecklicher Stoß, als ob seine Seiten sich öffnen und das Wasser eindringen lassen wollten; dann blieb er unbeweglich stehen. Die gefährliche Stelle war ohne Unfall zurückgelegt worden, und Rayon-Brûlant und seine Gefährten, die sich während dieser Zeit ausgeruht hatten, nahmen die Ruder wieder auf und setzten ihre Arbeit fort.
Nachdem die Schiffenden den Fall passiert hatten, gelangten sie bald aus diesem dunklen Engpaß, der sich fast ohne Unterbrechung mehrere Meilen lang erstreckt hatte, und erreichten eine offene Stelle. Hier wurde es nötig, an Land zu steigen, um das Kanu, das schon anfing, ein wenig Wasser zu ziehen, trocknen zu lassen. Mit Ausnahme einiger Baumwollstauden, die auf dem gegenüberliegenden Ufer wuchsen, befanden sich die Reisenden mitten in einer fast nackten Ebene.
»Der Adler und der Spottvogel können einen Augenblick schlafen, während meine beiden Krieger und ich das Feuer anzünden, um das Leck des Kanus aus Büffelhaut wieder auszubessern«, sagte Rayon-Brûlant.
»Mit Eurer Erlaubnis, mein junger Freund«, sagte Pepe, »will ich lieber mit dem Essen anfangen und dann schlafen, wenn noch Zeit dazu übrig ist.«
Die vier Komantschen hatten bald ein Feuer angezündet, um das herum die drei weißen Jäger an ihrer Seite saßen, und die Überreste des Büffels lieferten den sieben Tischgenossen ein nicht weniger glänzendes Mahl als das Mittagessen vorher unter dem Schatten der Büffelinsel.
Als man das Kanu umgewendet hatte, um das Leck zu finden, bemerkte der Komantsche, daß die Nähte einen Teil ihres fettigen Überzugs verloren hatten und daß an dieser Stelle das Wasser eingedrungen war; mit Hilfe einer Mischung von Büffelfett und Asche aus dem Feuer sollten eben die Nähte des Kanus abermals verpicht werden, als der Indianer auf ein fernes Geräusch horchte.
»Hört Ihr etwa einen verdächtigen Lärm?« fragte Pepe
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