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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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gefreut haben.«
    »Ja, mein Kind, es ist etwas Süßes, ein Lächeln von derjenigen zu erhalten, die man liebt; es ist süß für einen Indianer wie für einen Weißen; aber es ist auch süß, einen Greis, der seinen Sohn beweint, zu verpflichten. Der Große Geist wird Eure Jagden segnen.«
    Der Komantsche erwiderte nichts mehr. Man weckte Pepe und Gayferos, um ihnen zu sagen, daß ein Grauer Bär aus den Prärien einen Engpaß bewache, den man nicht passieren könne, ohne mit ihm anzubinden, und daß man mit Ladung und Kanu einen Umweg zu Lande machen und so das gefährliche Getöse eines Kampfes mit dem furchtbaren Wächter vermeiden müsse.
    Die Nachricht, daß ein Grauer Bär den Fluß versperre, versetzte Pepe in sehr üble Laune. »Der Teufel drehe diesem Gezücht den Hals um!« sagte er gähnend und beschimpfte aus Groll mit einem verächtlichen Ausdruck, den die Jäger nur bei Tieren von untergeordneter Stellung anwenden, den schrecklichsten und kolossalsten Bewohner der Prärien. »Ich schlief so ruhig.«
    Der stets vorsichtige Kanadier entschloß sich, nachdem man an einem Ufer gelandet war, einen raschen Blick in die Ebene zu werfen, ehe er die ganze Schar aus dem Boot steigen ließ; er erklomm leise das steile Ufer, das den Fluß einengte. Hohes Gras stand auf dem Gipfel und bot dem Auge einen undurchdringlichen Wall dar. Der Kanadier rückte also kriechend, mit der Büchse in der Hand, durch die Halme vor und verschwand einige Minuten aus den Augen seiner Gefährten.
    Diese waren auf ihrer Hut, denn es war nicht genug, dem wilden Tier auszuweichen, um sich vor einem Angriff seinerseits sicherzustellen. Es war klar, daß der Bär den Geruch von Menschen witterte und sich in seinem öden Gebiet nicht mehr allein fühlte. Wie jene furchtbaren Burgherren, die früher von der Höhe ihres Felsens oder ihres Turms den Lauf eines Flusses beherrschten, so war auch hier zu befürchten, daß dieses am Ufer hausende Tier einen Versuch machen würde, vorher einen Jäger oder einen Indianer als Tribut zu erheben, wenn es schon in seinem Leben das Fleisch des einen oder des anderen gekostet hatte. Mit dem stoßweisen Schnauben seiner Nase mischte sich von Zeit zu Zeit das Knirschen seiner furchtbaren Zähne und der Krallen, die am Felsen der Insel scharrten.
    In diesem Augenblick kam der Kanadier eiligst zurück. »Fort! Fort!« sagte er mit leiser Stimme, sobald er die Schar wieder erreicht hatte. »Dort sind ein Dutzend Indianer zu Pferd, die die Prärien durchstreifen.«
    »Die Wölfe der Prophezeiung täuschen niemals«, antwortete der Indianer. »In welcher Richtung durchstreifen diese Apachenhunde die Ebene?«
    »Rechts und links; aber sie scheinen von der Seite zu kommen, wo wir unsere angezündeten Feuer gelassen haben. Vorwärts, Rayon-Brûlant, jetzt müssen wir ohne Zögern zu den indianischen Streitäxten und den Messern der Weißen gegen den Grauen Bären unsere Zuflucht nehmen. Was sich auch ereignen mag, wir können hier nicht eine Minute länger ohne Gefahr bleiben. Einer von den Reitern kann von einem Augenblick zum anderen ans Ufer kommen.«
    Das Kanu wurde abermals in der Richtung nach der Insel mitten in den Strom getrieben, trotz des schrecklichen Brummens, das sich hören ließ. Unter allen anderen Umständen würden sich die Schiffer trotz der Stärke und der Wildheit des Tieres, das sich nach dem Ausdruck des Indianers auf der kleinen Insel festgesetzt haben mußte, um den Engpaß, den sie nach jeder Seite des Flusses hin bildete, zu beherrschen, wenig über dieses Zusammentreffen beunruhigt haben.
    Mit Ausnahme von Gayferos hatten alle ihr Leben in der Steppe zugebracht und waren daran gewöhnt, deren Gefahren zu bekämpfen; dieser jedoch schien nicht mehr als seine Gefährten darüber zu erschrecken– aber nur darum, weil er nicht wußte, mit welchem Feind sie es zu tun hatten. Die beiden Jäger und die Indianer wußten es und konnten die Gefahr beurteilen, der sie durch die Nähe der Apachen bei einem an sich selbst schon so gefährlichen Kampf ausgesetzt waren. Nur die blanken Waffen konnten für den Fall, daß das Tier nicht in Laune war, sie passieren zu lassen, in Anwendung kommen. Der dicke Pelz des Grauen Bären machte einen solchen Kampf sehr ungewiß. Sein Brüllen, wenn er verwundet war, konnte die jagdlustigen Indianer herbeiziehen; ihr Kanu lief Gefahr, durch die geringste Berührung seiner scharfen Krallen zerrissen zu werden; fast unvermeidlich war es, damit

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