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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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traurig, »und ihre Verwundeten mitgenommen.«
    »Ach, der vergangene Tag war schrecklich, und das Andenken daran wird sich noch lange in der Gegend erhalten«, sagte der Kanadier. »Vielleicht aber hätte Don Agustin sich weniger beeilen sollen, die Nähe eines Schlachtfelds zu verlassen, auf dem sich, wenn wir es recht nehmen, tapfere Leute nur für seine Sache und die seiner Tochter haben töten lassen.«
    »Wahrhaftig, Bois-Rosé, Ihr führt da ganz dieselbe Sprache wie jenes junge Mädchen das nicht weniger Mut wie Schönheit zu besitzen scheint. Aber ihr Vater wollte nicht auf sie hören.«
    »Also hat sie den Büffelsee wider ihren Willen so eilig verlassen?«
    »Ja. Sie behauptete, man dürfe treue Diener nicht so verlassen, da sie nach der Schlacht sorgfältiger Pflege bedürften!«
    »Und hat Doña Rosarita unter diesen Leuten, die sich für sie tapfer dem Tod aussetzten – ich meine nicht ihre Diener, sondern diejenigen, deren Hilfe uneigennütziger war –, niemand ... namentlich erwähnt?« fügte der Kanadier hinzu.
    »O nein!« antwortete Encinas. »Sie sprach im allgemeinen.«
    Fabian hörte dieses Gespräch mit dem dumpfen Zorn eines Mannes an, der die Gedanken einer Frau unter dem Schleier verschwiegener Zurückhaltung, womit die Schüchternheit sie umhüllt, noch nicht zu erraten vermag. Er wußte nicht, daß, hätte Rosarita auch gewußt, daß er sich unter den Kämpfenden befand; hätte sie auch die Fürsorge ihres Vaters für alle nach der Reihe aufgerufen, er – der einzige, dessen Namen sie nicht erwähnt hatte – gerade der Gegenstand ihrer Zuneigung gewesen war. Der arme Fabian liebte mit der ungestümen Glut; aber auch mit der ganzen Unerfahrenheit des jungen Komantschen, seines wilden Nebenbuhlers. Tausend bittere Gedanken drangen auf ihn ein; tausend zusammenhanglose, unsinnige, einander widersprechende Pläne tauchten in ihm auf und erstarben einer nach dem anderen in seiner Seele, ohne ihn über den einzigen Weg, den er einschlagen mußte, aufzuklären. So kreuzen sich an einem stürmischen Himmel die Blitze von den entgegengesetzten Punkten des Horizonts aus, ohne daß ihr blendendes Licht die Finsternis zerstreuen könnte, wie dies ein einziger bleicher Sonnenstrahl vermag.
    »Als ich nun«, nahm Encinas wieder das Wort, »den Büffelsee verlassen fand, habe ich den wilden Pferden, die wir eingefangen hatten, die Schranken geöffnet, und in dem Augenblick, wo ihr ankamt, wollte ich gerade zum Biberteich gehen, um etwas von dem jungen edlen Komantschenkrieger zu hören, den ich wie einen Sohn liebe.«
    Unterdessen dachte Fabian, anstatt sich ganz einfach zu entschließen, sich in der Hacienda del Venado zu zeigen, bald daran, mit der Büchse in der Faust den Senator zu verfolgen, der ihm Rosarita entführte, und dann wieder, tief in der Steppe selbst der Erinnerung zu entfliehen.
    »Laßt uns zusammen zu dem Komantschen zurückkehren, wenn es Euch recht ist«, sagte Bois-Rosé. Encinas nahm das Anerbieten des Kanadiers an, um Rayon-Brûlant ein letztes Lebewohl zu sagen, wenn das Ende seiner Tage nahe wäre, oder, in dem Fall, daß seine Wunde nicht tödlich wäre, ihn ins Leben zurückkehren zu sehen.
    Sie machten sich auf den Weg, als Ohos Stimme die Ankunft eines Fremden ankündigte, dessen Pferd den Boden des Waldes widerhallen ließ.
    »Wer da?« rief Encinas und spannte seine Büchse.
    »Ich bin es, bei Gott, Señor Encinas!« antwortete ein Reiter, der einen Mantel aus Büffelhaut nach indianischer Sitte trug, auf dem die Sonne und der Mond prächtig in glänzenden Strahlen von Ocker und Zinnober abgemalt waren.
    »Ach, Ihr seid es, mein Junge«, sagte der Büffeljäger, über den Aufputz des Reiters lachend, der kein anderer war als der Novize, der Encinas' Geschichten so liebte. »Und woher kommt Ihr denn so vermummt?«
    »Caramba, Señor Encinas, ich komme tief aus dem Tal, wo ich – dafür bürge ich Euch – eine anstrengende Jagd auf Indianer gemacht habe.«
    »Habt Ihr dort diesen Mantel erobert?«
    »Ja«, sagte der Neuling stolz, »und ich werde nun ebenfalls prächtige Geschichten von dem blutigen Kampf an der Red Fork erzählen können. Doch halt – wo sind denn die anderen?«
    »Diejenigen, die noch am Leben sind, befinden sich auf dem Weg zum Presidio, wo Don Agustin Euch erwartet.«
    »Gut! Ich gehe auch dorthin.«
    »Was! Habt Ihr denn keine Furcht, Indianern zu begegnen?«
    »Ich? Geht doch! Das wäre mir gerade recht.« Und mit diesen Worten drang der

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