Der Waldläufer
angehende Vaquero, nachdem er Abschied von seinen Freunden genommen hatte, im Galopp in den Wald mit der Sicherheit eines Veteranen der Steppe und ganz stolz auf die Feuertaufe, die er an diesem Tag erhalten hatte.
Auf dem Weg vom Büffelsee zum Biberteich nahm Fabian keinen Anteil an der Unterhaltung der beiden Jäger. Eine düstere Schwermut war in seiner Seele an die Stelle der sanften Traurigkeit getreten, die er bis jetzt empfunden hatte; dies hatte seinen Grund darin, daß er wieder zu hoffen angefangen hatte und nun abermals das kräftiger als je in seinem Herzen wieder angefachte Feuer erlöschen lassen mußte. Mehr als jemals glaubte sich Fabian von Rosarita verschmäht. Er bedachte nicht, daß es dem jungen Mädchen unmöglich gewesen war, sich den Befehlen ihres Vaters zu widersetzen; er wagte nicht zu glauben, daß sie bei ihrem plötzlichen Aufbruch vom Büffelsee die süße Gewißheit mitnahm, ihn jetzt, da sie ihn am Leben wußte, fast unmittelbar nach ihnen in der Hacienda ankommen zu sehen. Fabians Herz jedoch war von einer ungerechten Überzeugung erbittert, und er beschloß abermals, seine hoffnungslose Leidenschaft mit seinen Gefährten tief in der Steppe zu vergraben.
Die Nacht war schon angebrochen, als sich Fabian nach der traurigen, erfolglosen Wanderung, die er unternommen hatte, wieder in der Nähe des Biberteichs befand.
Der junge Komanische war wieder ein wenig zum Bewußtsein gekommen und hatte sich auch etwas erholt. Er erkannte Encinas wieder und drückte seine Hand und verfiel dann wieder in einen ziemlich ruhigen Schlaf. Sir Frederick ließ sein Zelt über dem jungen Verwundeten aufschlagen, um ihn gegen die Kühle der Nacht zu schützen, worauf die Sieger sich bei ihrem Feuer auf dem Schlachtfeld ausstreckten.
Die Nacht wurde durch kein anderes Ereignis unterbrochen als durch den vorübergehenden Lärm, den das von dem amerikanischen Jäger verwundete weiße Pferd machte; dieser hatte es mit dem in einem dichten Gebüsch des Tals zurückgelassenen Gepäck des Engländers herbeigeholt. Das edle Tier hatte seine Gefangenschaft nicht ertragen können, und trotz der Stärke des Strickes, mit dem es festgebunden war, hatte es auf die Gefahr hin, sich zu erdrosseln, seine Bande zerrissen. Als Wilson herbeilief, war es zu spät, und der Sohn der Wälder hatte schon seinen windschnellen Lauf zu seiner Querencia genommen.
Encinas wurde vom Krachen der Gesträuche, die von dem sich losreißenden Pferd niedergetreten wurden, und besonders durch den Chor von Flüchen geweckt, die Sir Frederick und der Amerikaner um die Wette ausstießen. Er versuchte sie damit zu trösten, daß es geradeso wäre, als gerieten sie in Verzweiflung, daß sie nicht den Wind festhalten und die Wolken am Himmel fangen könnten; aber die beiden Ketzer, wie der Büffeljäger sie nannte, wollten sich nicht trösten lassen.
Der Tag war kaum angebrochen, als der Amerikaner und der Engländer sich bereitmachten, in der Richtung, die der Weiße Renner der Prärien genommen hatte, aufzubrechen. Encinas schüttelte den Kopf: »Nehmt Euch in acht, Señor Engländer«, sagte er; »diejenigen, die dieses wunderbare Tier zu eifrig verfolgen, sehen ihr Vaterland und ihre Familie nicht wieder.«
»Mein lieber Freund«, antwortete Sir Frederick, »wir sind ganz und gar verschiedener Ansicht. Ihr glaubt an den Teufel, und ich glaube nicht daran. Was die gewöhnlichen Gefahren der Steppe anlangt – sofern es nämlich andere gibt als die, die man selbst sucht –, so kümmere ich mich darum nicht mehr, da mein Kontrakt mit Wilson von heute an wieder in Kraft tritt; ich fange wieder an, mit mehr Sicherheit zu reisen als an den Ufern der Themse, wo man einer Menge von Taugenichtsen begegnet, denen man nicht immer aus dem Weg gehen kann. Wilson!«
»Sir?«
»Habe ich nicht recht?«
»Eure Gnaden erweisen mir wirklich viel Ehre, daß Sie auf mich allein ein größeres Vertrauen setzen als auf alle Polizisten Londons zusammengenommen.«
»Seid Ihr fertig?«
Wilson fand, daß er die Antwort hätte sparen können, und seine Antwort war darum die, daß er aufs Pferd stieg. Sir Frederick Wanderer machte es schweigend ebenso wie sein Leibgardist, drückte allen Umstehenden die Hand, schwang sich in den Sattel, und die beiden schweigenden Reisegefährten waren bald im Hohlweg hinter den Bäumen verschwunden. Obgleich man nicht mehr von ihnen hat reden hören, so glauben wir doch gern, daß die finstere Prophezeiung des Büffeljägers
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