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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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das erstemal, daß ich Haufen von Pferden gesehen habe, wie sie, von einem tollen Schrecken ergriffen, sich so in die Wälder zerstreuten; aber ich habe mein erstes Handwerk nicht vergessen! Morgen, wenn die Sonne aufgeht, denke ich sie zurückgebracht zu haben, und mit Erlaubnis Don Estévans will ich meine zwei Gefährten nehmen und sogleich aufbrechen, sie wieder zu suchen.«
    Nichts hinderte jetzt mehr, daß man das Feuer für den Rest der Nacht wieder anzündete, denn die Sterne zeigten, daß es noch nicht einmal elf Uhr war. Man nahm also die letzten Vorbereitungen zum unterbrochenen Abendessen wieder auf. Die wieder angezündeten Kohlen verbreiteten aufs neue eine freundliche Helle; der Hammel entsandte einen appetitlichen Duft, als der Spanier und der Senator die beiden unerschrockenen Jäger, die ihnen einen Dienst erwiesen hatten, den man nicht wieder vergißt, zu sich einluden.
    »Kommt her«, sagte der Senator zu ihnen, »ihr braven Jäger, deren unverhoffte Hilfe und erprobte Unerschrockenheit wir so wohl zu würdigen wissen! Ein Stück Braten und ein Schluck katalonischer Wein werden nicht zuviel sein nach dem rauhen Werk, das ihr eben beendet habt.«
    »Oh«, sagte der älteste Jäger, indem er sich mit seiner athletischen Gestalt neben das Feuer stellte, »es ist keine große Sache, zwei armselige Tiere getötet zu haben. Wenn wir aus einem Kampf kämen mit einem Dutzend Indianern – Komantschen, Pawnees oder Sioux –, das möchte noch eher der Mühe wert sein, davon zu reden. In jedem Fall aber ist vor wie nach dem Kampf ein Stück Braten immer willkommen. Auf, Dormilon, komm auch herbei!« sagte er zuletzt zu seinem Kameraden.
    »Und Ihr auch, junger Mann!« sagte seinerseits der Spanier, indem er Tiburcio, der sich abseits hielt, ein Zeichen gab. »Wollt Ihr nicht die Gastfreundschaft teilen, die wir Euch wie diesen braven Jägern anbieten können?«
    Der junge Mann gehorchte der Einladung des Führers, und zum erstenmal erschien seine Gestalt in der strahlenden Helle des Feuers. Einen Augenblick schienen die Augen Don Estévans ihn mit ihrem Blick verschlingen zu wollen.
    Wirklich war auch das Gesicht Tiburcio Arellanos bemerkenswert. Obgleich es jetzt nur den Ausdruck einer ruhigen Melancholie zeigte, so waren doch die Adlernase mit den unruhigen Flügeln, schwarze, nicht sehr tief unter dicken Augenbrauen liegende Augen, ein olivenfarbiger Teint – den jedoch der schwarze Bart matt bleichte – und dazu die äußerst zusammengezogene Oberlippe Beweise von feurigen Leidenschaften.
    Ein Haar, mehr dunkel kastanienbraun als schwarz, beschattete seine Stirn. Er war groß und schlank, aber seine breiten Schultern, seine enge und geschweifte Taille, seine weißen kräftigen Hände zeugten von einer europäischen Kraft, die nötigenfalls die unter dem heißen Himmel des weichlichen spanischen Amerika entwickelten Leidenschaften unterstützen mußte. Die Traurigkeit, die seine edlen Züge ausdrückten, mäßigte in diesem Augenblick die fast wilde Energie seiner Augen. Das war gewiß der Sohn eines großen Geschlechts, in ein kaum halb zivilisiertes Land verpflanzt.
    »Das sind die Figur und die Haltung Juans de Mediana«, sagte Don Estévan de Arechiza leise zu sich. Aber da es für ihn ohne Zweifel von Wichtigkeit war, das Geheimnis, das er eben entdeckt hatte, nicht zu verraten, so verbarg er unter einem kalten Äußeren Gedanken, die niemand argwöhnen sollte.
    Es war noch ein anderer Mann da, der beim Anblick des lebhaft von der Flamme beleuchteten Tiburcio aufschrak und die Augen schloß, als ob ihn der Blitz geblendet hätte. Er wollte auf ihn zugehen, als ein zweiter Blick ihn ohne Zweifel enttäuschte, denn er setzte sich wieder mit einem Lächeln über seinen Irrtum. Dieser Mann war der älteste und stärkste der beiden Jäger. An den Blicken indes, die er kaum von ihm wandte, konnte man leicht sehen, daß das erste Gefühl von Zuneigung, das er für Tiburcio empfunden hatte, sich nicht verlor. – Dann gingen seine Augen von einem zum anderen der um die Feuerstelle gruppierten Tischgenossen; bald mit kalter, beobachtender Ruhe, bald mit einer Lebhaftigkeit, die einen Mann in ihm erkennen ließ, der durch seine Lebensart gewohnt war, Menschen und Gegenstände, von denen er umgeben war, sorgfältig zu studieren.
    »Aber so komm doch, Dormilon! Man sollte meinen, du scheutest dich, herzukommen«, sagte der Jäger zu seinem Gefährten. »Beweise doch, daß du Lebensart besitzt.«
    Der zweite

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