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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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angeknüpft habe, um ihm mit gutem, klingendem Gold das Geheimnis einer unermeßlichen Goldmine abzukaufen, nach der ich jetzt die Expedition, die sich unter meinen Befehlen gebildet hat, richten will.
    Cuchillo allein, ich und Ihr, Don Vicente« – der Spanier verschwieg den Namen Tiburcios –, »kennen bis jetzt den geheimen Beweggrund zu dieser Unternehmung, deren scheinbarer Zweck nur eine Expedition mehr ist, wie solche schon öfter unternommen worden sind. Ihr, Herr Senator, werdet hier mit der sehr süßen Aufgabe zurückbleiben, bei der schönen Rosarita Erhörung zu finden; ich dagegen nehme die zahllosen Gefahren der unbekannten Länder, in die ich eindringen will, für mich in Anspruch. Was Cuchillo anlangt, so verspreche ich ihm, wenn er mich verrät, diesmal von meiner eigenen Hand eine ebensosehr wie das erstemal verdiente, aber schnellere Strafe; denn ich weiß nicht, was mir sagt, daß der Verräter seinen Charakter nicht geändert hat!
    Der Gewinn aus dieser Expedition, deren reichster Anteil mir als dem Chef gebührt, wird noch den Hilfsquellen, über die ich verfügen kann, hinzugefügt werden. Die Leute unter meinen Befehlen könnten sich selbst nötigenfalls – und das ist nicht der geringste Beweggrund in meinen Augen – in ergebene Parteigänger verwandeln in dem wahrscheinlichen Fall, daß es zum Handgemenge kommen sollte. Außerdem sind mir noch Hilfstruppen aus Spanien versprochen, denn Europa leidet an einer Übervölkerung, und die überzählige Masse sucht alle Ausgänge auf, um sich anderswohin zu ergießen. Die Abenteurer werden haufenweise kommen, um sich unter unsere Fahne zu reihen und das neue Königreich zu erobern, dessen Krone Europa noch einmal auf das Haupt eines seiner Söhne setzen wird.«
    Der Spanier ging mit großen Schritten im Zimmer auf und ab, von einer so feurigen Begeisterung ergriffen, als ob er schon das Szepter und den königlichen Mantel, die sein Stolz für seinen Gebieter zu erringen träumte, in seiner Hand gehabt hätte. Ein kriegerisches Feuer blitzte in seinen Augen; er schien die Gegenwart des Senators vergessen zu haben. Erst nach einiger Zeit erinnerte er sich, daß bei einem Plan, wie der seinige war, die Intrige der Vorläufer und die Unterstützung der Gewalt und Kühnheit sein müsse, und mit einem leichten Anflug von Geringschätzung wandte er sich an denjenigen, der in diesen verborgenen Wirkungskreisen, wo die Männer von seinem Schlag jede persönliche Beteiligung zurückweisen, tätig sein sollte.
    »Nun«, sagte er, »Eure Aufgabe muß eine friedlichere sein. Für uns der offene Kampf – für Euch die geheimen Wege der Dunkelheit. Durch die reiche Heirat, die Ihr durch meine Vermittlung machen werdet, wird Euer Vermögen sich wieder heben; Ihr werdet den Einfluß, den Ihr verloren habt, wiedergewinnen. Von den zweihunderttausend Piastern, die die Mitgift Eurer Frau bilden, werdet Ihr hunderttausend dazu gebrauchen, Euch Anhänger im Senat und bei denen zu verschaffen, die Ihr Eure Armee nennt. Diese Summe wird Euch mit Zinsen wiederbezahlt werden; und solltet Ihr sie auch verlieren, so werdet Ihr doch immer noch ein ausgezeichnetes Geschäft machen! Aber davon kann hier gar keine Rede sein. Der offenbare Zweck, den Ihr vor Augen haben sollt, wird der sein, den Staat Sonora von der Föderalrepublik loszureißen – an Gründen dazu ist kein Mangel: Sonora hat kaum mehr Gerechtsame als ein gewöhnlicher Landstrich. Eure Interessen sind nicht dieselben wie die der Zentrumsstaaten. Täglich werden Gesetze, die einen lokalen Nutzen für diese Staaten haben, für euch tyrannische Gesetze. Ein Präsident, der in einer Entfernung von siebenhundert Meilen eure Finanzen, eure Zollverhältnisse leiten soll, ist eine Lächerlichkeit. Die Fahne der Unabhängigkeit wird von den untätigen Soldaten, die die Regierung nicht besolden kann, erhoben werden, wenn zur rechten Zeit Geld unter sie verteilt wird. Ehe nur die Nachricht vom ›Grito‹ ein rebellischer Ruf bis zum Sitz der Exekutivgewalt gelangt ist; ehe nur diese Regierung über eine hinreichende Anzahl Soldaten verfügt, um gegen uns zu marschieren; ehe diese Truppen, die die Desertion wie immer bis zur Hälfte vermindern wird, noch bis auf einige hundert Meilen Entfernung gekommen sind, wird die Empörung schon Wurzeln gefaßt haben.
    Der Senat, den Ihr lenken werdet, muß Gesetze erlassen; Gesetze, die euren Sitten, euren Bräuchen angepaßt sind, und diese werden dann schon diejenigen in

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