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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit Staunen auf die fünf frischen Skalpe blickte.
    »Fünf Hunde der Apachen wollten ihren Weg zu dem Orte nehmen, an welchem sich meine weißen Brüder befanden. Ich habe ihnen die Haare genommen,« bemerkte der Comanche einfach.
    Sir Wallerstone riß den Mund auf, ergriff das goldene Lorgnon mit dem Daumen und Zeigefinger der Rechten und meinte:
    »Goddam, ein ganzer Kerl, ein Kerl, beinahe wie ein Englishman!«
    Dann drehte er sein Pferd herum und ritt davon.
    »Sir Wallerstone!« rief Wilson.
    »Master Wilson!« antwortete er.
    »Wir müssen uns bedanken!«
    »Geht mich nichts an! Unsere Sicherheit und der Dank dafür ist nach dem Kontrakte Eure Sache,« erwiderte der Sonderling, ohne sich nur umzusehen.
    »Der Comanche braucht nicht den Dank seiner weißen Brüder; er braucht nichts als seine Büchse!« meinte Falkenauge stolz.
    »Mein rother Bruder ist ein großer Krieger und ein gutes Herz. Der Montanamann wird den Comanchen auf der Büffelinsel erzählen von der Tapferkeit ihres kühnen Bruders!«
    Er reichte ihm die Hand und folgte dem Engländer.
    Die Pferde der Gefallenen hatten das Weite gesucht. Falkenauge ritt auf die Spur zurück, welche die Apachen gelassen hatten. Er verfolgte sie in größter Eile, denn er hatte während des Porträtirens viele Zeit verloren, und mußte auf die sechs Indianer treffen noch ehe sie den großen Adler erreichten.
    Er gelangte bald an die Stelle, an welcher sich die Elf getheilt hatten. Er zählte die Fußeindrücke und fand, daß wirklich Sechs sich gerade nach den Nebelbergen gewandt hatten. Da von hier an der Boden felsig wurde und die Fährte der Jäger nur schwer aufzufinden gewesen war, so hatte der Marsch der Sechs jedenfalls nicht die Schnelligkeit erreicht, wie derjenige der fünf Anderen. Diese hatten das Gebirge umgehen sollen, und vielleicht hatten aus diesem Grunde die Sechs eine Rast gehalten, um ihnen die nöthige Frist dazu zu geben.
    Diese Vermuthungen schienen richtig zu sein, denn wirklich erblickte Falkenauge schon nach kurzer Zeit sechs Reiter, welche langsam und am Boden suchend einer hinter dem andern vor ihm herritten. Sie schienen die Gegend hinter sich für vollständig sicher zu halten, denn keiner von ihnen fand es nöthig, sich einmal nach rückwärts umzusehen.
    Es war wohl Zeit zum Handeln, wenn es ihm gelingen sollte, sie von den Spuren der Jäger abzubringen.
    Er nahm die Büchse herab und spornte sein Pferd an. Es flog im Galopp davon; in einer Minute schon befand er sich in Schußweite. Da aber hörten sie den Hufschlag hinter sich und wandten sich zurück.
    »O – hiii, o – hiii!« ließ er den Kriegesruf der Comanchen erklingen.
    Sein Pferd stand; seine Büchse donnerte, die Kugel riß einen der Feinde vom Pferde, und schon jagte der kühne Indianer auf demselben Wege, den er gekommen war, auch wieder zurück.
    Ein Geheul der Wuth und Ueberraschung erscholl hinter ihm, und ein zurückgeworfener Blick belehrte ihn, daß sie ihm mit aller Schnelligkeit ihrer Pferde folgten.
    Er sprengte, wieder ladend, immer gerade aus nach dem Gila zu, schonte aber dabei die Kräfte seines Pferdes in der Weise, daß sie ihm immer näher kamen, jedoch ohne ihn in die Treffweite ihrer Büchsen zu bringen. Es lag in seiner Absicht, daß sie ihre Thiere für überlegen halten sollte. Dadurch spornte er ihren Eifer an und zog sie mit um so größerer Sicherheit von den Nebelbergen fort.
    Am Flusse angekommen, ließ er sein Pferd wieder ausgreifen. Er folgte dem Ufer desselben und gelangte an die Stelle, welcher gegenüber die schwimmende Insel gelegen hatte. Auf den ersten Blick sah er, daß hier ein Kampf stattgefunden haben mußte. Abgeschossene Zweige lagen am Boden und zahlreiche Spuren von indianischen Moccassins ließen ihn erwarten, daß die seinige nicht so leicht aufgefunden werde.
    Er ließ sein Pferd in das Wasser gehen, nahm Büchse und Pulverhorn hoch und schwamm stromab, den Verfolgern entgegen. Zwar wurde er von dem das Ufer besäumenden Gesträuch zur Genüge verdeckt, dennoch war sein Unternehmen ein beinahe tollkühnes, denn wenn er bemerkt wurde, so befand er sich beinahe wehrlos in den Händen seiner Verfolger.
    Doch diese waren zu eifrig, als daß sie seinen Plan hätten errathen können. Er hörte sie nahen; sie sprengten draußen an den Büschen und an ihm im Galopp vorüber. Sofort brachte er sein Pferd wieder an das Ufer und durchbrach die Büsche. Noch war der letzte nicht so weit fort, daß er ihn nicht mit seiner Kugel hatte

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