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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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heult wie ein altes Weib, und vergißt, seinen Todesgesang anzustimmen!«
    Mit Hilfe ihrer Messer gruben die Apachen unter den Weiden des Ufers ein Grab für die drei Todten und legten sie hinein. Dann setzten sie sich an dem Rande der Grube nieder und stimmten die Todtenklage an, in welcher sie die Tugenden der Gefallenen rühmten. Da jeder von ihnen einzeln an die Reihe kam, so dauerte diese Ceremonie sehr lange, und als die Grube zugeworfen wurde, war die Dämmerung bereits eingebrochen.
    Nun wurden Aeste und dürres Zweigholz gesammelt, um das Lager-und Marterfeuer anzubrennen. Falkenauge beobachtete diese Vorbereitungen mit stoischer Ruhe. Er fürchtete den Tod nicht im Geringsten, doch spähete er mit Aufbietung all seines Scharfsinnes nach einer Gelegenheit, sich zu befreien.
    Die beiden Holzhaufen waren errichtet und sollten angebrannt werden, da aber bemerkten die Apachen, daß ihnen ihr Punks (Feuerzeug) fehle. Einer der Todten war mit demselben begraben worden. Sie durften die Ruhe desselben um keinen Preis stören, und Antilope beorderte den andern unverwundeten Wilden, einen hohlen Baum zu suchen, um faulen Zunder herbeizubringen. Er selbst schnitzte, während dieser sich entfernte, die beiden Holztheile, welche ein indianisches Feuerzeug bilden, und saß dabei mit dem Rücken halb nach Falkenauge gekehrt.
    Jetzt war die einzige Möglichkeit zur Rettung gekommen. Der Comanche lauschte auf die Schritte des sich Entfernenden und ließ, als sie verklungen waren, noch einige Minuten verstreichen. Dann aber schnellte er sich trotz seiner Fesseln empor, faßte Antilope mit den gebundenen Händen von hinten, riß ihn zu Boden, drückte ihm mit der Last seines Körpers Kopf und Schultern zur Erde und wand ihm das Messer aus der Hand. Das Heft desselben mit den Zähnen erfassend, löste er mit einem einzigen Schnitte die Fesseln seiner Hände, packte den Apachen mit der Linken bei der Kehle, während er mit der Rechten die Riemen, welche seine Füße zusammenhielten, durchschnitt, und stieß dann dem Feinde das Messer tief in die Brust.
    Dieser Vorgang hatte kaum drei Sekunden in Anspruch genommen, so daß weder Antilope noch der Verwundete dazu gekommen waren, einen Laut auszustoßen.
    Jetzt sprang der letztere trotz seiner Wunde empor und öffnete schon die Lippen, um den abwesenden Krieger zu warnen, da aber hatte ihm Falkenauge auch schon die Hände um den Hals geklammert und riß ihn zur Erde. Der Mann verlor den Athem und die Besinnung. Der Comanche mußte seine Absicht haben, ihn nicht zu tödten. Er trat zwischen die Büsche und schlich sich unhörbaren Schrittes der Richtung zu, in welcher der noch übrige Apache sich entfernt hatte. Nach einiger Zeit duckte er sich an dem Stamme einer Weide nieder, um die Rückkehr desselben abzuwarten.
    Es dauerte nicht lange, so hörte er seine eiligen Schritte. Er ließ ihn vorüber, faßte ihn von hinten und riß ihn nieder.
    »Welcher Hund kann Falkenauge martern? Er wird dem Apachen reiten lehren bis hinüber in das Land der Geister!«
    Ein Stich und drei Schnitte – er hielt den Skalp des Getödteten in seiner Hand.
    Jetzt kehrte er zu dem Betäubten zurück, band ihm Hände und Füße und begann dann das Grab zu öffnen. Er mußte die drei Skalpe der Besiegten haben und nahm dann auch denjenigen der Antilope.
    Während dessen war der Besinnungslose wieder zu sich gekommen. Adlerauge trat zu seinem Pferde, welches man an einen Baum befestigt hatte, und nahm aus der kunstvoll geflochtenen Satteltasche einen aus Fischgräten gefertigten Angelhaken, welcher an eine Schnur von Pflanzenfaser befestigt war. Damit trat er zu dem Gefesselten.
    »Die Apachen sind nicht klüger, als die Frösche im Schlamm des Teiches. Sie suchen nach Punks und frugen nicht, ob der Comanche Feuer habe. Sie haben Falkenauge zehn Häute gegeben, und die elfte verschmäht er, damit der verwundete Schakal lebe, um seinen Söhnen und Brüdern vorzuheulen von den Thaten des Comanchen. Aber ein Zeichen wird er geben, daß der Skalp ihm gehöre!«
    Er faßte den Verwundeten beim Haare und zog ihm mit dem Messer eine doppelte Schnittlinie um dasselbe. Dann nahm er Alles, was ihm gehörte, wieder zu sich, fügte die Munition und den Proviant der Apachen bei und warf ihre sämmtlichen Waffen weit in den Fluß hinüber. Dann durchschnitt er die Bande des Gefangenen und legte ihm die Angel in die Hand.
    »Der Apache wird von seiner Wunde hier gehalten werden. Er mag Fische essen und warten auf die

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