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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aller Anwesenden auf sich zog.
    Sie bestand aus zwei Reitern und einem Lastthiere. Der Eine der Männer war ganz in karrirtes Grau gekleidet, trug einen breitrandigen Panamahut und eine rundglasige, golden eingefaßte Lorgnette auf der Nase. Der Andere stak in einem aus gegerbter Damhirschhaut gefertigten Anzuge und hatte ganz das Aussehen eines Mannes, der sich viel in der Welt umgesehen hat und eine gute Büchse auch richtig zu gebrauchen weiß.
    »Sir Wallerstone!« meinte dieser letztere.
    »Master Wilson!« antwortete der Graue.
    »Wir werden hier nicht alleine sein!«
    »Geht mich nichts an!«
    »Wie ich bemerke, giebt es hier Leute, welche Pferde fangen wollen!«
    »Geht mich nichts an!«
    »Auch wenn sie Euch den weißen Renner der Prairie wegnehmen?«
    »Goddam, den muß ich haben! Wenn sie ihn mir nehmen wollen, müßt Ihr sie alle niederschießen, Master Wilson!«
    »Das werde ich nicht thun, Sir Wallerstone, denn davon steht nichts in unserem Kontrakte.«
    »Well, so werden wir einen neuen Paragraphen darüber hinzufügen. Ich zahle Euch hundert Dollars mehr. Gebt den Kontrakt heraus!«
    »Für hundert Dollars schieße ich diese Leute nichts todt!«
    »Zweihundert!«
    »Nein!«
    »Well, dann dreihundert!«
    »Nein!«
    »Goddam, ich gebe Euch vierhundert!«
    »Nicht für viertausend, nicht für vier Millionen! Was das Schießen anbelangt, so wird es wohl bei unserm Kontrakte bleiben müssen. Ich sorge für Eure Sicherheit und für nichts mehr. Wir werden uns diesen Leuten vorstellen müssen!«
    »So kommt!«
    Sie näherten sich dem größeren Zelte, aus welchem Don Augustin trat, der die Nahenden bemerkt hatte.
    »Sennor,« begann Wilson, »hier ist Sir William Wallerstone aus Worchester. Darf ich ihm Euren Namen nennen?«
    »Ich heiße Augustin Pena; diese Wälder und Savannen gehören zu meiner Hazienda!«
    »Geht mich nichts an!« meinte Wallerstone, indem er sein Lorgnon mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand faßte und Sennor Augustin neugierig anblickte. »Habt Ihr den weißen Renner der Prairie gesehen?«
    Don Augustin hatte sofort den Sonderling erkannt.
    »Nein, Sir, gesehen nicht, aber ich hoffe, daß er meinen Corral besuchen wird,« antwortete er lächelnd. »Wollt Ihr bis dahin mein Gast sein?«
    »Gast? No, das steht nicht in meinem Kontrakte. In solchen Dingen hat hier dieser Mann für mich zu sorgen!«
    »Gewiß Euer Majordomo?«
    »Majordomo? Was ist das?«
    »Haushofmeister,« verdolmetschte Wilson.
    »Majordomo oder Haushofmeister, geht mich nichts an! Ich will den Renner der Prairie aber keinen Majordomo!«
    »Erlaubt uns, Sennor Augustin, unser Zelt hier in Eurer Nähe aufzuschlagen! Ich heiße Edgar Allan Wilson und bin der Führer dieses Sir.«
    Don Augustin nickte zustimmend und wandte sich an seine Tochter, welche eben herzutrat.
    »Wir erhalten interessante Gesellschaft, Rosarita: Diesen Sir Wallerstone und den Master Wilson, welche den weißen Prairiehengst fangen wollen.«
    Das Mädchen verbeugte sich, verlegen erröthend, vor dem Engländer, welcher sein Lorgnon erfaßt hatte und sie durch die großen Gläser desselben bewundernd anblickte.
    »Master Wilson!«
    »Sir Wallerstone!«
    »Wer ist diese Miß?«
    »Sennora Rosarita, die Tochter Sennor Augustins jedenfalls.«
    »Well! Fragt sie einmal, ob ich sie zeichnen darf!«
    »Ihr seid Maler, Sir Wallerstone?« frug Don Augustin, welche die englischen Worte verstanden hatte.
    »Maler? Geht mich nichts an! Ich reise in der Savanne, um sie zu zeichnen und den Renner der Prairie zu fangen. Ich werde Miß Rosarita zeichnen!«
    »Sobald Ihr den Renner gefangen habt, Sir!« stimmte der Haziendero lächelnd bei. »Jetzt aber laßt Euer Zelt errichten; meine Dienerschaft wird Euch dabei gern behilflich sein.«
    »Geht mich nichts an! Für solche Dinge hat hier dieser Mann zu sorgen; so steht es im Kontrakt!«
    Während Don Augustin sich mit Rosarita zurückzog, nahm der Engländer ruhig an der Erde Platz und wartete, bis sein Zelt fertig war, welches er dann betrat, um sich von der Anstrengung des Rittes auszuruhen. Wilson trat dann zu den Vaqueros und befand sich bald in einem lebhaften Gespräche mit Encinas und Pascual. –Die vier Kriegskanoe’s der Apachen waren den rothen Fluß hinaufgefahren, ohne daß die Indianer Wallerstone und Wilson bemerkt hätten, welche, ohne ein Feuer anzumachen, in einiger Entfernung von dem feuchten Ufer ihr Nachtquartier aufgeschlagen hatten. Diese Entfernung war ebenso die Ursache, daß trotz

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