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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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des Scheines, den die Harzfeuer verbreiteten, Wilson keine Ahnung hatte, welche unheimlichen Passanten nicht weit von ihm dem Ziele zusteuerten, welches auch er erreichen wollte.
    Der Fluß machte bald eine Krümmung, innerhalb deren die Apachen gelandet waren, um zu ruhen. Wilson schnitt zu Lande diese Krümmung am Morgen ab, und da er mit den Pferden schneller vorwärts kam als die Apachen, welche gegen den Strom zu kämpfen hatten, so erreichte er mit seinem Begleiter den Büffelsee eher noch als sie. Er beschloß, den Engländer unter dem Vorwande des weißen Renners hier festzuhalten, bis Falkenauge mit den Fürsten der Wälder, die er kennen lernen wollte, eingetroffen sei.
    Die Büffelinsel war mittlerweile ein Schauplatz des regsten Lebens geworden. Die verbündeten Jäger und Comanchen waren sicher, alle Gegner vor sich und keinen Feind mehr hinter sich zu haben, und konnten daher ohne Anwendung schwerfälliger und hindernder Vorsichtsmaßregeln das Werk der Verfolgung fortsetzen.
    Nach der ersten herzlichen Begrüßung, bei welcher sich Rosenholz und Pepe überzeugten, daß Fabian keinerlei körperlichen Schaden erhalten hatte, frug der erstere: »Doch sage, mein Sohn, wie kommst Du auf diese Insel? Wir glaubten, Dich mit Gewalt befreien zu müssen.«
    »Ich spähte schon längst nach einer Gelegenheit, mich durch Schwimmen zu retten, und erblickte in dem angeschwemmten Holze ein Mittel, mich zu verbergen.«
    »Aber Du warst gebunden und konntest ertrinken!« warf Bois-rosé ein, der trotz seiner Stärke bei dem Gedanken bebte, daß die Flucht seines Lieblings einen solchen Ausgang hätte nehmen können.
    Fabian lächelte.
    »Die Räuber schienen nicht zu wissen, was einem guten Schwimmer möglich ist, sonst hätten sie mich an das Kanoe gefesselt. Ich tauchte erst unter dem Holze wieder empor; zwar folgten sie mir bis zur Insel, aber sie hielten mich für ertrunken.«
    »Und wie lange sind sie bereits wieder fort?«
    »Wohl über eine halbe Stunde.«
    »Wir werden sie einholen!« klang es ingrimmig, »und dann sollen sie uns nicht so entkommen, wie Du ihnen. Warum bliebst Du so lange im Wasser?«
    »Weil ich mich erst überzeugen mußte, daß kein feindliches Wesen in der Nähe sei. Und dann konnten die Räuber ja anderer Ansicht werden und nochmals umkehren!«
    Falkenauge hatte unterdessen mit seinen Comanchen verhandelt und ihnen den Befehl gegeben, so schnell wie möglich die Kanoe’s zu verfertigen. Jetzt trat dieser zu den Jägern; er hatte natürlich errathen, wen er in Fabian vor sich habe.
    »Mein Bruder ist der große Pfadfinder, den seine Väter und der Comanche suchten?« frug er, ihm die Hand reichend.
    »Das ist Falkenauge, den wir in den Nebelbergen trafen,« stellte Pepe vor. »Santa Lauretta, ein Kerl wie Gold! Er hat während eines einzigen Nachmittages elf Apachen entskalpt – schaut, Sennor Fabian, sein Pferd hängt voller Häute, daß es kaum zu sehen ist – und uns dann auf Eure Spur und hierher gebracht!«
    Mit aufrichtiger Bewunderung drückte Fabian die dargereichte Hand.
    »Der Pfadfinder hat den Namen seines rothen Bruders rühmen hören; sie mögen Freunde sein! Jetzt aber erzählt vor allen Dingen, wie es in den Bergen nach meinem Verschwinden gegangen ist!«
    Bois-rosé faßte seinen Bericht so kurz wie möglich, denn es verlangte ihn, dasselbe auch von Fabian zu hören.
    »Und wie kamst Du in die Hände der Räuber?« frug er, als er geendet hatte.
    »Ich hörte ein Rascheln am Rande der Pyramide und sah einen Mann emporklimmen, den ich für Dich oder Pepe halten mußte. Er täuschte mich auch durch seine Antwort, als ich ihn leise anrief. Als er aber näher kam, erkannte ich Mani Sangriente und holte zum Schlage aus.«
    »Das war sehr falsch gehandelt, mein Sohn. Wir hatten Dir gesagt, daß Du schießen solltest!«
    »Er war mir so außerordentlich hiebrecht nahe, und ich wollte die Kugel sparen, da ich mir denken konnte, daß auch der Mestize in der Nähe sei. Dieser war auf der andern Seite emporgestiegen und hatte sich hinter mir angeschlichen. Als ich zum Hiebe ausholte, faßte er meinen Arm, die Büchse entflog meiner Hand, und ich wurde von den beiden Schurken umschlungen.«
    »Teufel! Ich sagte mir, daß es zwei gewesen sein mußten; denn Einen hättest Du wohl zu überwältigen vermocht. Was Deine Büchse betrifft, mein Sohn, so ist sie nicht verloren gegangen; dort hängt sie am Sattel meines Pferdes. Doch erzähle weiter!«
    »Mani Sangriente wollte nach mir

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