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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erzählen!«
    »Geht mich nichts an!« klang es, dann war der Liebhaber des weißen Renners hinter den Büschen verschwunden.
    »Falkenauge hat in zehn Minuten fünf Apachen getödtet!« konnte Wilson noch sagen; dann eilte er dem Engländer nach.
    Es wurde unter den Comanchen wieder eine kurze Berathung gehalten, dann verschwand Jeder in seinem Verstecke.
    Der Tag verging, und es wurde Abend. Tiefes Dunkel herrschte unter und zwischen den Bäumen, welche die beiden Ufer des Stromes umfaßten, aber die Wellen phosphoreszirten in magischen Lichtern, und es konnte ihnen nichts passiren, was die verborgenen Comanchen nicht bemerken mußten.
    Da klangen ferne, taktmäßige Ruderschläge den Fluß herauf, und kurze Zeit später erkannten die verborgenen Lauscher ein Kriegskanoe, welches, gefüllt mit apachischen Kriegern, zwischen ihnen und der Insel vorübergerudert wurde. Ihm folgte ein zweites, ein drittes und zuletzt noch ein viertes. Jedes dieser langen Boote hatte an seinem Stege ein loderndes Harzfeuer, welches das Fahrwasser hell erleuchtete und Strom und Baum mit düsteren Reflexen überfluthete.
    Die Comanchen hatten sich nach dem Befehle vollständig ruhig verhalten, obgleich sie trotz ihren geringen Anzahl den Apachen großen Schaden hätten zufügen können.
    Die Nacht verging wieder und ebenso der Morgen. Die Sonne hatte den dritten Theil ihres Laufes vollendet, da erklangen wieder Ruderschläge. Ein Rindenkanoe nahte, in welchem zwei Männer saßen, welche mit aller Anstrengung ruderten, so daß das kleine Fahrzeug wie von Dampfkraft getrieben den Strom hinaufflog. Der Eine von ihnen trug einen Federschmuck, wie ihn die Papago’s zu tragen pflegen; der Andere hatte um seine dunklen Haare nur einige Lederriemen geschlungen. Zwischen ihnen saß in halbliegender Stellung ein junger Mann mit müdem, abgespanntem Gesichtsausdrucke. Die Comanchen sahen, daß seine Hände und vielleicht auch seine Füße gefesselt waren.
    Wer waren diese drei Bleichgesichter? Waren es die »Fürsten der Wälder« mit dem großen Pfadfinder, von dem der Nordamerikaner gesprochen hatte? Wohl schwerlich. Bisonmähne wußte nicht, wie er sich verhalten solle, und ehe er dazu kam, einen Entschluß zu fassen, hatte das Kanoe bereit die Büffelinsel passirt.
    Der Gefesselte hatte im Vorüberfahren einen schnellen, eigenthümlichen Blick auf die obere Spitze der Insel geworfen, an welche das Wasser allerlei Stämme und sonstiges Holzzeug angeschwemmt hatte, und da – – das Boot befand sich bereits eine ziemliche Strecke oberhalb der Insel, da schnellte er plötzlich in die Höhe, that einen Sprung, und die Wasser des Stromes schlugen über ihm zusammen.
    Zwei laute Flüche erschallten. Die beiden Männer zogen die Ruder ein und ließen den Kahn treiben, um mit wuthvollen Augen alle Bewegungen des Wassers zu beobachten. Mit den schnell ergriffenen Büchsen in der Hand saßen sie im Kanoe, bereit, den Flüchtling zu tödten, sobald er an der Oberfläche erscheine.
    Aber er erschien nicht. Das Kanoe trieb bis an die Insel zurück, wo die Männer landeten. Keiner sprach ein Wort, aber nicht das kleinste Blättchen auf der breiten Oberfläche des Stromes entging ihren spähenden Augen.
    »Der Kerl hat sich ersäuft!« meinte endlich der Jüngere von ihnen. Es war El Mestizo.
    »So sind wir ihn los,« antwortete Mani Sangriente. »Es war überhaupt unnütz und ärgerlich, daß Du ihn mitschlepptest.«
    »Still, Alter! Der Schwarzvogel hätte viel für ihn gegeben, und nun bringen wir nicht einmal seinen Skalp. Aber todt ist er auf jeden Fall, denn so lange kann er sich nicht unter dem Wasser halten, und gelandet ist er weder hüben noch drüben, davon bin ich überzeugt. So mag er denn zum Teufel sein; die beiden Andern werden dennoch folgen und uns in die Hände laufen! Schwarzvogel muß längst voran sein. Vorwärts, daß wir ihn erreichen!«
    Sie ergriffen die Ruder wieder und setzten die unterbrochene Fahrt von Neuem fort.
    Bisonmähne hatte die Büchse ergriffen und wirklich beabsichtigt, mit einem Schusse das Zeichen zu ihrer Vernichtung zu geben, aber die Comanchen befanden sich mit den Bleichgesichtern in Frieden, und er wußte nicht, was Falkenauge zu so einer schnellen That sagen werde. So entkamen die Räuber der Wüste dem sichern Tode, welcher ihnen drohte, ohne daß sie es wußten.
    Wohl eine halbe Stunde war seit ihrem Verschwinden vergangen, da ward es drüben am andern Ufer lebendig. Drei Reiter erschienen; es waren zwei

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