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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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de Arechiza in Arispe eine großartige Expedition zusammenbringe, und habe meine letzten Mittel darangegeben, hierher zu kommen, um Ihnen das Geheimniß anzubieten.«
    »Und die Geschichte dieser Bonanza?«
    »Sie müssen wissen, daß ich seit meiner Rückkehr aus Europa das Gewerbe eines Gambusino treibe; ich habe schon viele Länder unter dem Himmel durchforscht und Goldlager gesehen, die wohl noch keines Menschen Auge erblickt hat.«
    »Ihr habt das Gold gesehen und es liegen lassen?«
    »Spotten Sie nicht, Don Estevan! Ich habe ein Goldlager gesehen, welches so reich ist, daß Der, welcher es besitzt, nichts weiter braucht, ein Goldlager, so reich, daß der unersättlichste Ehrgeiz damit zufrieden sein kann, denn es reicht vollständig, um sich ein Königreich zu kaufen, ein Goldlager, so reich mit einem Worte, daß ich keinen Augenblick Anstand nehmen würde, dem Teufel meine Seele dafür zu verschreiben!«
    »Sennor Cuchillo, der Teufel ist nicht so dumm, eine Seele so hoch zu bezahlen, die er jeden Augenblick umsonst haben kann. Allein, wie habt Ihr dieses Placer entdeckt?«
    »Haben Sie einmal den Namen Marcos Arellanos gehört?«
    »Ja, er soll der berühmteste Gambusino von Mexiko gewesen sein.«
    »Nun wohl. Er ist es gewesen, der mit noch einem Gambusino diese Bonanza entdeckt hat, allein, als sie sich eines Theiles des Goldes bemächtigen wollten, wurden sie von den Indianern aufgespürt und angegriffen. Der Gefährte mußte den goldenen Blick mit dem Tode bezahlen, und Marcos selbst entkam nur mit vieler Mühe. Zu Tubac führte mich der Zufall mit ihm zusammen; er schlug mir vor, mit ihm einen zweiten Versuch zu machen, ich nahm sein Anerbieten an und wir begaben uns auf den Weg. Wir langten glücklich im Goldthale an, wie er den Ort nannte. O, ihr Mächte des Himmels! Sie hätten diese Goldblöcke in der Sonne glänzen sehen sollen! Unglücklicher Weise konnten auch wir blos unsere Augen sättigen. Der Ort ist den Apachen heilig, sie haben einem der berühmtesten ihrer Häuptlinge den Leichenhügel dort errichtet, wir mußten fliehen; ich kam allein zurück… der arme Arellanos; ich habe ihn sehr bemitleidet! Wohlan, das Geheimniß dieses Goldthales will ich an Sie verkaufen.«
    »Wer garantirt mir für die Wahrheit des Gesagten und für Eure Treue?«
    »Mein eigenes Interesse!«
    »Wie so?«
    »Ich verkaufe mein Geheimniß an Sie, allein ich gebe meine Rechte auf dieses Placer nicht auf. Ihnen kommt als Haupt der Expedition ein Fünftel des Ertrages zu; das macht zwar einen bedeutenden Theil des Schatzes aus, rechnen Sie aber, daß nur ein Bruchtheil Ihrer Achtzig zurückkommen wird, so bleibt für jeden der Ueberlebenden so viel übrig, daß er den Rest seiner Tage üppig leben kann. Ich verlange, außer einer angemessenen Summe als Preis des Geheimnisses, in meiner Eigenschaft als Führer der Expedition den zehnten Theil der Beute, denn ich werde Ihnen zu gleicher Zeit ein Führer und eine Geißel sein.«
    »Ich fasse natürlich die Sache ebenso auf. Wie hoch schlagt Ihr Euer Geheimniß an?«
    »Ich verlange nur eine Bagatelle dafür. Das Zehntel, welches Sie mir zusagen werden, ist mir hoch genug, da ich mich dieser unzugänglichen Schätze nicht allein bemächtigen kann. Ew. Sennoria wird mir sodann die Kosten meiner Ausrüstung vergüten, die ich zu fünfhundert Piaster anschlage.«
    »Fünfhundert Piaster? Ihr seid wirklich vernünftiger, als ich dachte, Cuchillo, und das giebt mir Vertrauen zu Euren Worten. Ihr sollt die fünfhundert Piaster sowie den zehnten Theil der Beute haben!«
    »Wie groß dieselbe auch sein mag?«
    »Wie groß sie sein mag; Ihr habt mein Wort! Wo liegt das Goldthal?«
    »Jenseits des Präsidio Tubac. Ihre Expedition soll von Tubac ausgehen, Sie brauchen also ihre Route nicht zu verändern.«
    »Ganz gut! Und Ihr habt das Gold mit eigenen Augen gesehen!«
    »Ich habe es gesehen, ohne es berühren zu können; ich habe es gesehen mit Zähneknirschen, wie der Verdammte durch die Flammen der Hölle hindurch ein Stück des Paradieses sehen würde; ich habe gesehen zentnerschwere Blöcke des gediegenen Metalles und sehe sie noch heut in jedem Traume!«
    Diese Worte wurden mit der ganzen Wuth getäuschter Habsucht gesprochen; Arechiza konnte nicht mehr länger an der Wahrheit des Gesagten zweifeln. Er nahm aus einer kleinen aber schweren Kassette einen hirschledernen Beutel und zählte aus demselben Cuchillo zweiunddreißig Quadrupel hin. Dies machte etwas mehr als

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