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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Dermillon verschwunden. Niemand wunderte sich darüber; der schweigsame Jäger und Savannero hält sich nicht verpflichtet, Jedem, mit dem er einmal am Lagerfeuer saß, Rechenschaft über sein Thun und Lassen abzulegen.
    Die Pferde wurden getränkt, die nöthige Anzahl von ihnen aufgesattelt, und dann ging es wie im Sturme der Hazienda del Venado zu. Don Estevan ritt immer voran; er liebte es nicht, mehr mit den Seinen zu verkehren, als unumgänglich nöthig war. Cuchillo hielt sich meist zu Tiburcio, dem er eine auffällige Freundschaft und Zuneigung an den Tag zu legen suchte. Der Rastreador nahm dies äußerlich mit dankbarer Freundlichkeit hin, wandte aber im Umgange mit dem verdächtigen Menschen eine doppelte Vorsicht an.
    Er hatte heut, ehe sie la Poza verließen, die Entdeckung gemacht, daß Cuchillo hinkte, und bemerkte nun während des scharfen Rittes, daß das Pferd desselben zuweilen stolperte, zwei Beobachtungen, welche es ihm beinahe außer allem Zweifel stellten, daß dieser Mann der Mörder seines Pflegevaters sei. Nun war er auch überzeugt, daß die Bonanza, welcher die Expedition galt, keine andere sei als diejenige, zu welcher ihm die sterbende Mutter den Weg so genau beschrieben hatte, daß er das Goldthal gar nicht fehlen konnte. Er beschloß im Stillen, sich der Expedition anzuschließen, um den Mörder zu entlarven und sein Recht auf die von Marco Arrellanos entdeckte Bonanza geltend zu machen.
    Zunächst aber freute er sich auf sein Zusammentreffen mit Rosarita, dem »Stern von Sonora,« der auch ihm geleuchtet hatte da draußen in der Savanne. Ob er ihm wohl auch später noch leuchten werde? Er versank in süße Grübeleien. Die Vorsehung hat dem Menschen nicht erlaubt, in die Zukunft zu blicken, ihm aber für diese Gabe etwas weit Besseres verliehen, die Hoffnung, welche Jedem lacht, ganz besonders aber der Jugend zugethan ist, welche das größte Recht besitzt, von der Zukunft nur Glück und Freude zu erwarten. – –

III
Der letzte Mediana
    Es war gegen Abend. Ein goldenes Licht, ähnlich dem, mit welchem die niedersteigende Sonne die Wogen des Ozeans küßt und sie mit purpurnen und silbernen Tinten färbt, spielte auf den zitternden Wellen, welche der Abendwind die grünen, biegsamen Stengel der Maisfelder ausführen ließ. Von diesem erfrischenden, wohlthuenden Winde sanft geschüttelt, fielen die weißen Blüthen der Olivenbäume wie Schneeflocken auf den duftenden Rasenteppich herab. Die Taglöhner kehrten nach verrichteter Arbeit in ihre Hütten zurück, die einen mit Ackergeräthschaften beladen und die andern mit dem langen Treibstachel versehen, mit welchem sie die trägen Ochsen zur Beschleunigung ihres Laufes veranlaßten.
    An den Ufern des Baches, welcher durch die Felder der Hazienda del Venado strömte, versammelten sich Tausende von Thieren, um ihren Durst zu löschen. Bald waren es lange Reihen von Stieren und Kühen, welche bei dem Anblicke ihrer Tränke vor Freude brüllten; bald sprangen große Heerden freier Pferde nach dem Wasser hin oder verfolgten einander spielend auf der weiten Ebene. Der Boden erzitterte unter dem Galopp dieser edlen Thiere, welche, obwohl an den Anblick des Menschen ziemlich gewöhnt, noch den schüchternen Stolz der wilden Mustangs hatten und dem bewundernden Blicke zahllose Köpfe mit glänzenden Augen, offenen, dampfenden Nüstern und fliegenden Mähnen darboten. Sobald der Durst gelöscht war, flogen sie in wogenden Haufen mit der Schnelligkeit des Blitzes wieder dahin, wobei sie, hochgehobenen Schweifes, muthwillig mit den Hinterhufen ausschlugen, bis sie inmitten der aufgewirbelten Staubwolke verschwanden. Nicht der mächtigste arabische Häuptling und nicht der reichste Patriarch zählte so zahlreiche und schöne Heerden, wie diejenigen waren, welche man hier erblicken konnte.
    Zwei Männer kamen aus dem Walde und ritten auf die Hazienda zu. Der Eine saß auf einem Pferde, der Andere auf einem Maulthiere. Pferd und Maulthier gehörten jedes gewiß zu den schönsten Exemplaren ihrer Art; das erstere übertraf mit seinem stolzen Schwanenhalse und seiner weiten Brust kaum das neben ihm einherkourbettirende Maulthier mit seinen feinen Beinen, seinen schönen, runden Flanken und seinem glänzenden Kreuze. Der, welcher auf dem Pferde saß, war Don Augustin Pena. Er trug einen Strohhut von Guayaquil, ein Hemd von feinem, weißem Battist, ohne Wamms, und eine an den Lenden dicht anliegende Sammethose mit ächt und massiv goldenen Knöpfen. Der

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