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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aber auch nicht mit ihnen gegen seine weißen Söhne verbinden.«
    »So muß hier dieses Bleichgesicht uns seinen Skalp geben!«
    »Dann werden viele Kinder der Apachen ihr Leben verlieren!«
    »Die Kinder der Apachen sind wie der Sand der Savanne. Der ›große Adler‹ aber hat nur noch zwei Männer bei sich. Er wird das Kalumet mit uns rauchen oder zu seinen Vätern gehen!«
    »So will der Häuptling der Apachen seinen Gefangenen nicht freigeben?«
    »Nein.«
    »Dann muß sterben, wer die Hand an den weißen Mann legt!«
    »Der ›große Adler‹ sehe, was wir thun!«
    Er gab einen Wink und ritt zurück, um aus dem Bereiche der Kugeln zu kommen. Das Messer eines der Indianer blitzte über dem Kopfe des Gefangenen. Der Kanadier hatte seine Büchse erhoben; der Wilde stürzte mit zerschmettertem Schädel nieder. Zehn Klingen zuckten zu gleicher Zeit. Pepe’s und Fabians Büchsen blitzten, und zwei Indianer brachen zusammen.
    Schon hatte Rosenholz wieder geladen.
    »Lauf!« gebot er mit starker Stimme dem Weißen, welcher ohne Fesseln aber vor Todesangst zitternd dastand, und zugleich schoß er einen Vierten durch das Auge, so daß der Weiße Raum bekam, nach dem Wasser zu flüchten, wo er unter dem Schutze der drei Büchsen sicher zur Insel gelangt wäre. In der Verwirrung aber brach er nach seitwärts aus, wo sein Pferd stand, brachte durch diesen kläglichen Fehler sich und die Indianer aus dem Kugelbereiche der drei Jäger und lag nach wenigen Augenblicken vom Lasso erwürgt und skalpirt am Boden.
    Die Wilden stießen ein nervenerschütterndes Geheul aus.
    »Santa Lauretta, war der Mensch dumm! Nun haben wir uns umsonst in die Gefahr begeben.«
    »Nein, Pepe. Sie hätten uns auch ohnedies aufgesucht. Aber schau, was sie thun!«
    Sechs von den Wilden blieben zurück, die andern sprengten davon.
    »Sie holen ihr Schießzeug, welches sie abgelegt haben, als sie die Jagd auf die Pferde begannen.«
    »Ich glaube, wir werden eine regelrechte Belagerung auszuhalten haben,« meinte Fabian.
    »Sicher, mein Junge, wenn wir nicht hinüber zum gegenseitigen Ufer schwimmen und ihnen aus dem Wege gehen wollen.«
    Pepe blickte ihn betroffen an.
    »Zwanzig waren es, Rosenholz, jetzt sind es nur noch sechszehn. Wann hat der ›große Adler‹ den rothen Schuften schon einmal den Rücken gezeigt?«
    »Was sagst Du dazu, Fabian?«
    »Wir bleiben!«
    Der Kanadier drückte den kühnen Rastreador an das Herz.
    »So recht, mein Sohn! Ich wollte nur sehen, ob wir uns auf Dich verlassen können, denn diese Art von Flucht ist nicht meine Gewohnheit und würde den ganzen Schwarm hinter uns her gebracht haben. Jetzt aber gibt es noch einen kurzen Waffenstillstand. Wir müssen uns eine Verschanzung bauen, welche den Kugeln oder Pfeilen mehr Widerstand zu leisten vermag, als dieser sich stets bewegende Schilf-und Blättersaum. Sie werden jedenfalls über den Fluß gehen, um uns von zwei Seiten anzugreifen. Vorwärts, angefaßt!«
    Die dem Ufer, an welchem sich die Indianer gezeigt hatten, entgegengesetzte Seite der Insel war durch ungeheure Wurzeln, welche wie spanische Reiter oder die Pallisaden einer Verschanzung in die Höhe standen, hinlänglich geschützt; allein die Seite, auf welcher der Angriff wahrscheinlich erneuert wurde, war blos durch eine zwar dichte aber wenig solide Einfassung von Schilf und jungen Weiden gedeckt.
    Dank der außergewöhnlichen Kraft seiner Arme konnte der von den beiden Andern unterstützte Kanadier an den beiden Enden des Inselchens, die gerade in der Richtung des Stromes lagen, einige große dürre Aeste sowie Baumstämme, die erst in neuerer Zeit angeflößt worden waren, losreißen. In einigen Minuten hatten die ebenso starken wie gewandten Jäger die schwächste und am meisten bedrohte Seite durch eine rohe aber feste Verschanzung geschützt, welche den Vertheidigern des Inselchens mehr als eine tödtliche Wunde zu ersparen vermochte.
    »Siehst Du, Fabian,« sagte Rosenholz, »jetzt bist Du hinter diesen Baumstämmen so geschützt, wie in einer aus lauter Steinen aufgeführten Festung. Du wirst also einzig und allein den Kugeln ausgesetzt sein, welche von den am Ufer stehenden Bäumen herab zu uns herüber geschickt werden könnten. Aber wir werden es schon zu machen wissen, daß diese rothen Teufel die Spitze derselben nicht erreichen können.«
    Der Kanadier trug nicht für sich, sondern nur für seinen Pflegesohn Sorge. Er rieb sich die Hände vor Freude darüber, daß es ihm gelungen war, zwischen

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