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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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ich nach ihnen suchen gehen?«, bot Leon an.
    »Nein, du hast schon genug zu tun.«
    »Du würdest mich immer noch am liebsten von allem fernhalten, was gefährlich sein könnte«, stellte er fest, während er seinen Eintopf löffelte.
    »Du bist doch jeden Tag in Gefahr«, hielt sie dagegen. »Mit den Krims kommt niemand außer dir zurecht.«
    »Sie sind einfach loyal. Ist vielleicht ihre einzige Stärke.«
    »Dir gegenüber sind sie’s – uns gegenüber nicht. Du bist von unschätzbarem Wert für uns.«
    »Keine Dankbarkeit«, erinnerte er sie.
    »Schon gut.« Es war eine Marotte von ihm, dass er keinen Dank von ihr wollte. Für ihn war alles, was er tat, einfach sein Job – ihr aber kam es so vor, als wären ihre Leute ein Teil ihrer selbst, und deshalb bedeutete ihr alles, was er für sie und Sylum tat, auch persönlich sehr viel. »Dann einfach danke für den Eintopf.«
    »Gern geschehen. Du kannst gern mehr haben.« Er streckte die Hand nach ihrer Schüssel aus.
    »Ich bin noch nicht fertig.« In dem braunen Saft zwischen den Fleischstücken versteckten sich auch ein paar süße Karottenscheiben, und sie schob eine beiseite, um sie sich bis zum Schluss aufzuheben. Da krampfte sich ihr auf einmal der Magen zusammen, diesmal aber aus einem anderen Grund, und sie ließ den Löffel sinken.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Wir sind beinahe da. Nur zwei Tage noch.«
    »Ängstlich?«
    Starr vor Angst traf es eher. So vieles konnte schiefgehen, sobald sie Wharfton und die Enklave erreichten, und die Verantwortung lastete wie ein bleierner Mantel auf ihren Schultern. Die Bewohner Wharftons könnten sie vielleicht zurückweisen. Die Soldaten der Enklave könnten ihre Waffen gegen sie richten. Sie zog die Knie an die Brust und legte die Arme darum.
    »Gaia«, sagte Leon leise. »Rede mit mir.«
    »Was habe ich mir nur dabei gedacht, uns alle herzubringen?«, fragte sie. »Das ist doch verrückt.«
    »Es war nicht nur deine Entscheidung, weißt du noch? Und es ist auch nicht verrückt. Weniger verrückt jedenfalls als in Sylum zu bleiben, bis wir ausgestorben sind. Letztes Jahr wurde nicht ein Mädchen geboren. Kein einziges, Gaia.«
    »Ich weiß.«
    »Hast du nicht bemerkt, wie aufgeregt alle sind? Übermorgen können wir vielleicht schon den Obelisken am Bastionsplatz sehen. Die Leute haben noch nie eine Stadt gesehen, noch nicht einmal eine Glühbirne. Und die Männer können gar nicht fassen, wie viele Frauen dort leben.«
    »Und genau da liegt das Problem: Es ist ja nicht so, dass die Frauen von Wharfton auf sie gewartet hätten. Wir reden hier nicht von einem Haufen Singles, die vor Freude Fähnchen schwenken, wenn wir auftauchen.«
    »Das müssen sie auch gar nicht. Es reicht völlig, dass es sie gibt.« Er lächelte. »Wart’s nur ab. Unsere Männer werden schon Eindruck machen.«
    Sie schaute zum nächstgelegenen Feuer, wo Norris den letzten Eintopf an ein paar Männer austeilte, während ein anderer schon nach einem verbeulten, rußgeschwärzten Teekessel griff. Sie mussten alle sehr erschöpft sein, dennoch umwehte sie eine erwartungsvolle Freude, die Gaia unterschwellig schon seit Tagen wahrgenommen hatte, während ihre eigene Anspannung immer mehr zunahm.
    »All unsere Pläne für ein neues Sylum sind hinfällig, wenn der Protektor uns kein Wasser gibt«, sagte sie.
    »Du wirst ihn schon überzeugen.«
    »Wie kannst du nur so viel Vertrauen in mich haben?«, fragte sie. »Ganz ehrlich: Hast du denn keine Angst vor deinem Vater?«
    Er stellte hart seine Schüssel ab. »Nein.«
    »Da – genau das meine ich.« Sie studierte sein Gesicht im flackernden Feuerschein. »Ich mag nicht, was mit dir geschieht, wenn du an ihn denkst. Und dabei werden wir jetzt bald mit ihm verhandeln müssen.«
    Leon rückte ein Stück von ihr weg. Dass er so auf Abstand zu ihr ging, mochte sie noch weniger.
    Sie senkte die Stimme. »Weshalb redest du nie über ihn?«
    Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Weshalb willst du über ihn reden? Wir wissen genau, wie skrupellos er ist. Er verfügt aber auch über politischen Scharfsinn – und das ist von Vorteil für uns. Er kann es sich nicht leisten, so skrupellos zu wirken, deshalb wird er nach außen hin diplomatisch auftreten.«
    Sie ließ ihre Knie los, nahm wieder die Schüssel und aß einen weiteren Bissen. Sie musste die Narben auf Leons Rücken nicht sehen, um zu wissen, dass sie da waren. »Mir macht eher Sorgen, was er dir in aller Heimlichkeit antun kann.«
    Leon warf

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