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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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leben.«
    »Wie mit einem Fluch.« Er nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf, als ob er seinen Ohren noch nicht traute. Dann lachte er auf. »Wann?«
    »Keine Ahnung«, sagte sie. »Sobald wir so weit sind. Okay?«
    »Wo ich so drüber nachdenke, wäre genau jetzt ein guter Moment.«
    Sie lachte wieder. »Erst müsstest du dich rasieren.«
    »Kann ich machen. Ich bin ein ziemlich guter Rasierer.« Er ließ sich langsam auf die Decke kippen und zog sie dabei mit sich, sodass er sie fast unter sich begrub.
    »Wir hatten doch vereinbart, das unterwegs nicht zu machen …«
    »Wir haben nur vereinbart, es nicht zu übertreiben«, wi dersprach er. »Du gehörst jetzt aber mir.« Seine Stimme war ganz leise, nah bei ihrem Ohr. »Du hast es versprochen.«
    »Ich weiß. Du auch.«
    Leon lockerte seinen Griff, und sie kuschelte sich an ihn und spürte die Wärme, wo ihre Kleider sich berührten, sog seinen rauchigen Duft ein. Irgendwie erinnerte er sie an Zimt, auch wenn sie seit über einem Jahr keinen Zimt mehr gekostet hatte. Die Vorstellung, immer mit ihm zusammen zu sein, so wie jetzt, für den Rest ihres Lebens, erfüllte sie mit Staunen und Freude. Doch beim Anblick des schwarzen, leeren Himmels jenseits des Feuers befiel sie auf einmal eine schreckliche Vorahnung, und sie klammerte sich an ihn, als schlösse sie ihn vielleicht das letzte Mal für lange Zeit in die Arme. Höre nicht auf die Angst, sagte sie sich.
    Sie spürte seinen Finger sanft ihre Halskette entlangfahren.
    »Endlich«, sagte er zärtlich, und seine Stimme hatte eine unbeschreibliche Süße, die ihr zuvor nicht aufgefallen war.

4 Krims
    Der windgepeitschte Boden erstreckte sich grau zu ihren Füßen, und die wenigen Halme Hafer und Salbei, die sich erschöpft an das staubtrockene Land klammerten, hatten fast jede Farbe verloren. So wie wir , dachte Gaia, während sie stetig den felsigen Hang erklomm. Zwei Tage waren vergangen, seit sie Jack und Angie gefunden hatten. Da bemerkte sie, wie die Menschen an der Spitze des Zuges auf der nächsten Anhöhe stehenblieben. Sie warf einen Blick auf Maya, die in einem Tragetuch über ihrer Hüfte saß. Das kleine Mädchen hatte die Finger im Mund und zupfte mürrisch an seinem Stoffhut.
    »Du musst den Hut schon auflassen«, sagte Gaia. »Schau mal da oben! Da sind Josephine und Junie. Komm, die holen wir ein.«
    Immer mehr Menschen scharten sich in kleinen Grüppchen auf der Anhöhe zusammen, und Gaia wusste, dass dies nur eines bedeuten konnte: Sie hatten die Enklave erreicht. Ungeduldig schaute sie sich nach Leon um und machte Platz, um die von hinten herandrängenden Leute durchzulassen. Ganz in der Nähe verschnaufte Dinahs Sohn Mikey mit ein paar Jungen und Mädchen, die Gaia als Boten dienten, unter ihrem Banner: ein gelbes Oval auf grünem Grund, das an den Dorfplatz Sylums erinnern sollte. Mit Hilfe dieser Fahne konnte man Gaia jederzeit in der Karawane finden.
    »Was ist da los?«, fragte Norris. Der alte Koch stützte sich schwer auf seine Krücke, um sein Holzbein zu entlasten.
    »Wir müssen ganz in der Nähe sein«, sagte sie mit einem Lächeln. »Wahrscheinlich sehen sie schon die Enklave. Geh ruhig weiter. Ich komme gleich nach.«
    Sie rückte ihren Hut zurecht und ließ den Blick über die Menschen schweifen. Jeder, der bei Kräften war, war schwer beladen. Männer wie Frauen trugen Essen, Kleider, Stangen und zusammengerollte Planen auf dem Rücken. Ohne Straßen konnten sie auch keine Räder gebrauchen, doch sie hatten Stangenschleifen für die Pferde gebaut. Hinter Jacks Trage sah sie Angie, die eine Stange mit zwei Hühnerkäfigen auf der Schulter balancierte. Ein paar Kinder hüteten eine kleine Herde geschorener Schafe, und weiter hinten, in angemessenem Abstand, folgten die Krims mit den Extravorräten an Wasser.
    Gaia wollte mit Leon zusammen sein, wenn sie die Enklave zum ersten Mal wiedersah. Also richtete sie Mayas Tragetuch und ging langsam, Mikey dicht hinter sich, wieder zurück.
    Sie sah, wie einer der Krims anhielt, bis sein Kamerad ihre gemeinsame Fußkette um einen Fels herumgeführt hatte, dann setzten sich beide wieder in Bewegung. Das nächste Paar, jeder mit einem schweren Wasserschlauch auf dem Rücken, hielt an derselben Stelle und musste denselben ungeschickten Tanz vollführen. Sie verfolgte das Schauspiel noch zweimal, ehe sie ihren Blick davon löste und weiter nach Leon suchte, bis sie ihn schließlich am hintersten Ende des Zuges entdeckte. Er half gerade,

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