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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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nicht mehr gesagt, aber ich spüre es doch.«
    »Kann schon sein. Aber das heißt nicht, dass du dasselbe für ihn empfindest. Meinst du denn, ich weiß das nicht? Glaubst du vielleicht, ich habe euch nicht zusammen gesehen? Eines muss man ihm lassen: Er treibt es nie zu weit. Seine Hingabe wäre schon fast komisch, wenn es nicht so traurig anzuschauen wäre.«
    »Ich hoffe ja, dass er eine andere findet«, seufzte sie.
    »Ich auch. Alle beiden Chardos am besten.« Mit starken Händen zog er sie auf seinen Schoß und legte die Arme um sie. »Was sollen die ganzen Ausreden?«, fragte er zärtlich. »Sag mir, was dich wirklich beschäftigt. Was ist los?«
    Sie konnte fühlen, wie sich ihr das Herz auftat. Wie schaffte es Leon nur immer, sie zu durchschauen?
    »Es tut weh, dich so sehr zu lieben«, sagte sie schließlich. »Ich spüre jede Kleinigkeit, bei der wir einer Meinung sind, und jede, wo es anders ist, bis wir uns aussprechen und wieder einig sind. So wie jetzt, weil du nicht lockerlassen willst. Ich spüre auch, worüber wir gar nicht reden, weil es einfach zu kompliziert ist – deine Eltern zum Beispiel. Aber selbst diese Dinge gehören uns. Ich habe so etwas noch nie mit jemandem erlebt. Ich bin schon gar nicht mehr richtig glücklich, wenn du nicht da bist. Am liebsten würde ich dich ganz egoistisch immer bei mir haben, während ich mich hier mit allem rumärgere, aber das geht nicht. Und was, wenn ich dich je verliere? Das ist schon keine Stärke mehr, sondern eine Schwäche. Und so habe ich mir das nicht vorgestellt.«
    »Du bist wirklich erstaunlich«, sagte er und stupste ihr Kinn sanft mit dem Daumen.
    »Aber verstehst du mich denn? Tut es dir auch weh?«
    »Und ob. Aber das ist nun einmal so.«
    Seine Augen strahlten im hellen Schein der Flammen, und eine erwartungsvolle Wärme breitete sich in ihrem Bauch aus. Er neigte das Gesicht, bis sie erst seinen Bart, dann seinen Mund auf ihrem spürte, und dann verschwamm alles um sie herum. Sie klammerte sich an ihn, gleichzeitig ängstlich und hungrig und voll süßer Freude. Sie hatten sich in der Öffentlichkeit bislang nur flüchtig geküsst, und als sie sich endlich voneinander lösten, um Atem zu schöpfen, warfen sie verstohlene Blicke in die Runde. Es liefen zwar noch Leute zwischen den Feuern umher, doch es schaute niemand in ihre Richtung.
    »So schüchtern«, murmelte er mit einem Lächeln und ließ verstohlen den Finger über ihren Ausschnitt wandern.
    »Nicht hier«, sagte sie. Sie wandte den Kopf ab, sodass sein Kinn sie am Ohr kitzelte, gleichzeitig war sie über alle Maßen glücklich.
    »Okay, warte mal. Ich hab da was für dich.« Er verlagerte sein Gewicht, ohne sie dabei vom Schoß rutschen zu lassen, und fischte ein geflochtenes rotes Bändchen aus seiner Tasche.
    »Was ist das?«
    »Gib mir mal deine Hand.« Beide Arme immer noch um sie gelegt, knotete er ihr das Bändchen ums linke Handgelenk. »Lady Roxanne hat mir das beigebracht. Siehst du, hier?« Er tippte auf eine feine goldene Spur, die sich durch das Band zog und kleine Buchstaben bildete. Sie legte den Kopf schief und hielt die Hand näher ans Feuer, um es lesen zu können.
    »Da steht ›Orange‹«, staunte sie. »Wann hast du das denn gemacht?« Es war das Hübscheste, was sie je gesehen hatte, stabil, aber zierlich, und so kunstfertig wie die Arbeiten ihres Vaters. Sie konnte kaum glauben, dass Leon so etwas für sie gemacht hatte.
    »Letzten Herbst«, sagte er. »Ich habe etwa zehn Versuche gebraucht, es so hinzukriegen.«
    »Und seitdem hast du es die ganze Zeit mit dir herumgetragen?«
    »Ich habe auf den passenden Moment gewartet. Dieser wird wohl genügen müssen.«
    Ihre Hand erstarrte. »Das ist ein Verlobungsgeschenk, nicht wahr? So wie ein Ring.«
    »Es ist für dich, Gaia. Ich will, dass du es hast.«
    Sie fühlte ihre Augen feucht werden.
    »Nimm’s einfach.« Er küsste sie auf die Wange, dann wieder auf die Lippen. »Irgendwann wirst du schon ja sagen. Da bin ich mir sicher. Was mich angeht, sind wir verlobt.«
    Da löste sich ein letzter Widerstand in ihr, als würde man einen Faden entwirren, und ihr befreites Herz tat einen Sprung. »Das sind wir auch. Natürlich werde ich dich heiraten! Nichts würde mich glücklicher machen.«
    Seine Augen wurden wärmer und tiefer als je zuvor. »Ist das dein Ernst? Du wirst es nicht wieder zurücknehmen?«
    Sie lachte. »Ja, ich meine es ernst. Du hast recht: Das ist nun einmal so, und ich muss wohl lernen, damit zu

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