Der Weg der Helden
wünschte sich, auf eine merkwürdige Art und Weise, dass auch er Teil dieses glorreichen Todesrittes hätte sein können.
Doch Almeia war letzte Nacht zu ihm gekommen und hatte ihm die Wahrheit über Anus Pyramide erzählt. Und auch von Raels Entscheidung, bis zum Letzten zu kämpfen. Daraufhin hatte sie die Vernichtung der Großen Bibliothek angeordnet und damit die Auslöschung der Avatar-Familien. Wie immer hatte Cas-Coatl gehorcht.
Jetzt beobachtete er, wie die Avatar weiterritten. Die Hälfte der Reiter war bereits niedergestreckt, ihr Anführer war tot, und sie selbst galoppierten auf die verborgenen Stolperdrähte und die spitzen Pfähle zu, die seine Männer im Schutz der Dunkelheit in dem Hügel eingegraben hatten. Es würde zwar ein sehr unrühmliches Ende eines so tapferen Kampfes sein, doch Cas-Coatl konnte die Vernichtung seiner Pulvervorräte auf keinen Fall hinnehmen. Ohne Pulver wären die Mörser und die Gewehre seiner Männer nutzlos.
Der riesige Smaragd an seinem Gürtel begann zu vibrieren. Er legte seine Hand darauf und hörte Alemeias Stimme. » Deine Männer haben die Nebelbarriere beinahe durchbrochen. Geh zu ihnen. Nimm Anu lebendig gefangen. Was er getan hat, kann ungeschehen gemacht werden. Er kennt die Musik.«
Cas-Coatl richtete seinen Blick auf das Schlachtfeld. Die Almecs wurden von den Vagaren und den Stadtbewohnern aufs Heftigste angegriffen, die restlichen Avatar galoppierten immer noch weiter und wüteten mörderisch unter seinen Truppen. » Wir könnten hier immer noch verlieren, Gebieterin«, erklärte er.
» Wir sind ohnehin verloren, falls Anu seine Pyramide vollendet. Diese Frau Sofarita zehrt an meiner Macht. Unsere Abwehr ist schwach. Anu muss gefangen genommen werden. Jetzt geh!«
Cas-Coatl drehte sich zu seinem Adjutanten um. » Halte unsere Position hier. Sobald alle Avatar tot sind, führe einen Gegenangriff von der linken Flanke aus. Die Stadt sollte bis zum Einbruch der Nacht uns gehören.« Der Mann salutierte. Cas-Coatl setzte sich nach einem letzten Blick auf die angreifenden Avatar in Bewegung und schritt den Hang hinab zu der Stelle, wo die drei goldenen Schiffe ankerten.
Während er sich vom Schauplatz des Kampfes entfernte, registrierte er, dass er froh war, den Moment nicht erleben zu müssen, an dem der Angriff endete, nämlich wenn die Pferde auf die Stolperdrähte trafen und ihre Reiter auf die angespitzten Pfähle schleuderten, die seine Männer in den Hügel eingegraben hatten.
Kapitel 26
Hundert Tage und hundert Nächte lang tobte die Schlacht am Himmel. Furchtbar war das Gemetzel. Schließlich war nur noch einer der Helden am Leben, und das war Virkokka. Um ihn herum drängten sich die Dämonen, und ein Wald aus Speeren stellte sich ihm gegenüber. Virkokka tötete die Dämonen zu Tausenden, aber es erhoben sich immer wieder neue. Schließlich langweilte selbst ihn das endlose Kämpfen; er rammte sein Schwert in den Boden und beschwor die Erdflamme, auf dass sie ihm hülfe.
Aus dem Abendlied der Anajo
Als Rael fiel, übernahm Viruk die Spitze des Angriffskeils. Er war berauscht von der Glut der Schlacht, fühlte sich fast ekstatisch. Niclin ritt links neben ihm, und die überlebenden dreißig Avatar bildeten einen dichten Keil hinter ihnen. Während sie ritten und Viruk Energiestöße aus seinem Zhi-Bogen abfeuerte, sah er die geballte Masse von ehernen Rohren links von sich. Er vergaß seine Mission und steuerte sein Pferd dorthin. Die Avatar folgten ihm. » Der Nachschub!«, protestierte Niclin. » Wir müssen zum Nachschub!«
Viruk ignorierte ihn… und führte damit unwissentlich die Avatar von den versteckten Stolperdrähten und den Gräben mit den Pfählen weg. Die Almecs vor ihnen ergriffen die Flucht. Viruk zielte auf ein Fass am Ende eines ehernen Rohrs, das ihm am nächsten und etwa sechzig Meter entfernt war. Der Energiestrahl traf das Fass; es explodierte in einem gewaltigen Meer aus Flammen und Rauch und entzündete zwei weitere Fässer in der Nähe. Die daraus resultierende Explosion schleuderte die schwere Waffe hoch in die Luft. Sie landete auf einer zweiten Röhre und riss sie aus ihrer Verankerung. Die Almecs, die um die Rohre herumstanden, flüchteten, als die Avatar sich auf sie stürzten. Mehr als fünfzig der großen Feuerrohre standen hier dicht zusammen. Viruk und seine Reiter schickten eine Salve aus Energiestrahlen in die Fässer ringsum.
Eine Serie von Explosionen folgte. Rauch und Feuer stoben in den Himmel
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