Der Weg der Helden
durch die Luft. Immer und immer wieder feuerten die Zhi-Bogen ihre tödlichen Lichtlanzen ab, und ein klaffendes Loch zeigte sich bereits in den Reihen der Almecs. Dennoch löste sich ihre Formation nicht auf. Sie hoben die Feuerstöcke und… es krachte. Bleigeschosse schmetterten gegen die herannahenden Reiter. Zwölf Pferde stürzten zu Boden, zehn weitere wurden getroffen, rannten jedoch weiter. Rael ritt an der Spitze des Keils und hatte großes Glück, als die Kugeln knapp an ihm vorbeipfiffen.
Direkt hinter ihm taumelte Cations Pferd und schleuderte den Offizier zu Boden. Er rollte sich ab, ging auf die Knie und schickte ruhig Energiebolzen nach Energiebolzen in die Phalanx der Fußsoldaten. Schließlich traf ihn eine Kugel in die Wange, wurde vom Wangenknochen abgelenkt, durchbohrte die Augenhöhle und grub sich in sein Hirn.
Der Angriff ging weiter.
Die ersten Reiter erreichten die Phalanx. Die Almecs sprangen vor ihnen zur Seite. Die Schüsse aus den Feuerstöcken wurden jetzt seltener, als die Avatar weiterritten und dabei um sich schossen. Rael wurde in Schulter und Hüfte getroffen. Er schwankte im Sattel, stürzte jedoch nicht. Eine andere mörderische Salve schlug in die linke Flanke der Avatar ein, und ein Dutzend weiterer Pferde stürzte.
Rael ritt weiter, feuerte unablässig nach rechts und links. Neben ihm ritt jetzt Goray, dessen Pferd eine Kugel in den Kopf bekam. Als es stürzte, sprang der Hauptmann aus dem Sattel und tötete vier Almecs, bevor sie ihn mit Schwertern und Dolchen niederstreckten.
Die Avatar waren bereits mehr als hundert Meter in die Linien des Feindes eingedrungen.
Rael warf einen kurzen Blick nach Egaru zurück. Die Tore standen offen, und die Soldaten der Vagaren strömten über die überfluteten Felder, gefolgt von einer ausschwärmenden Masse von Milizionären.
Etwas traf Rael an der Schläfe. Er stürzte aus dem Sattel. Drei Almecs rannten zu ihm. Der große Graue, Pakal, bäumte sich auf und schlug mit seinen Hufen um sich. Zwei Männer stürzten tot zu Boden. Rael rollte sich auf die Füße. Er hatte immer noch seinen Zhi-Bogen in der Hand. Seine Finger zuckten über die Lichtsehnen. Sechs weitere Energiestöße krachten in die Phalanx der Almecs, fegten die Männer von den Füßen. Rael packte den Sattelknauf und setzte seinen Fuß in den Steigbügel. Eine Bleikugel prallte auf seinen Helm und riss ihn vom Kopf. Ein zweiter Schuss traf ihn ins Gesicht, so dass sein Kopf zurückflog. Voller Qual zog er sich in den Sattel und feuerte vier weitere Energieblitze ab. Einige seiner Reiter ritten schützend um ihn herum, aber mindestens dreißig hatten ihren Angriff in die Reihen des Feindes fortgesetzt. Rael gab dem Grauen die Sporen und folgte ihnen, wobei er um sich schoss. Er musste nicht zielen. Der Feind war überall um ihn herum.
Ein Mann stürmte vor und richtete seinen Feuerstock auf Rael. Die Explosion war ohrenbetäubend. Rauch und Flammen spritzten aus der Mündung, die Kugel bohrte ein Loch durch Raels Rüstung und zerfetzte seinen Bauch. Sein Zhi-Bogen war leer. Er schleuderte ihn zur Seite und zückte seinen Säbel, traf den Kopf des Mannes. Der Almec sprang mit blutüberströmtem Gesicht zurück. Eine weitere Salve prasselte klatschend auf Pakal. Das große Pferd bäumte sich auf und stürzte zu Boden. Der Questor General bemühte sich aufzustehen. Aber zwei Schüsse trafen ihn, er wirbelte um die eigene Achse und fiel auf den Rücken.
Der Schlachtlärm verebbte. Er bemühte sich, auf die Knie zu kommen und sich zu konzentrieren. Doch alles, was er sah, war ein fernes, helles Licht am Ende eines langen, dunklen Tunnels. Das Licht lockte ihn, und er erinnerte sich an eine Zeit, als er sich als Kind einmal in einem Wald verirrt hatte. Es war rasch Nacht geworden, und Rael war in wachsender Panik durch den Wald gerannt, bis er ein goldenes Licht gesehen hatte, so wie eine Kerze in der Ferne. Es war das von einer Laterne erleuchtete Fenster der Kate eines Kleinbauern gewesen. Sein junges Herz hatte sich damals vor Freude emporgeschwungen, denn das Licht hatte Sicherheit und Leben bedeutet.
So wie sich sein Herz jetzt ebenfalls emporschwang… und sein Geist es begleitete.
Von der Nachhut seiner Streitmacht aus beobachtete Cas-Coatl den letzten Ritt der Avatar mit einer düsteren Vorahnung und tiefem Bedauern. Er war ehrlich zu Rael gewesen. Cas-Coatl wünschte ernsthaft eine Vereinigung mit den Avatar. Er empfand eine Verwandtschaft mit ihnen und
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