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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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kämpfen. Es ist deine Entscheidung«, sagte sie.
    » Hasst du mich?«, wollte er wissen.
    » Dies ist nicht der Tag für Hass«, gab sie zurück. » Dies ist ein Tag der Trauer.«
    Er zückte sein Schwert, lächelte sie kalt an und ging dann die Stufen hinab, wo die Miliz stand.
    Auf dem Schlachtfeld hatten die Almecs mittlerweile gesehen, dass sich Raels Truppe über die Hügel bewegte, und hatten eine Abteilung Soldaten in Bewegung gesetzt, um sie abzufangen.
    Mejana war müde. Sie hatte die ganze Nacht geholfen, nach Überlebenden in der zerstörten Bibliothek zu suchen. Zwei Frauen hatten sie gefunden. Die eine starb, als sie befreit wurde, die andere hatte beide Beine verloren und verblutete, als sie den Dachbalken anhoben, der sie zerquetscht hatte. Ansonsten hatten die Retter nur Dutzende von Leichen geborgen.
    In dieser langen Nacht stellte Mejana fest, dass ihr Hass auf die Avatar verpufft war. Welche Vergeltung sie auch im Sinn gehabt haben mochte, sie schien im Vergleich zu der gewaltigen Tragödie, die sie umgab, billig und erbärmlich zu sein. Sie hatte geweint, als sie die Kinder gefunden hatten, deren winzige Körper von den herabstürzenden Steinen zerschmettert worden waren, deren junges Leben Feuer und Tod aus dem Himmel ausgelöscht hatten.
    Der letzte Rest ihres Hasses jedoch war verschwunden, als sie gesehen hatte, wie Rael den Leichnam der Frau, die er geliebt hatte, in den Armen hielt.
    Gewiss, die Avatar waren böse gewesen, und der Große Gott hatte sie bestraft. Doch es stand Mejana nicht zu, weitere Gedanken an Vergeltung zu hegen.
    Rael war vor dem letzten Ritt zu ihr gekommen. Er hatte schweigend einen Moment vor ihr gestanden und ihr dann die Hand gereicht. Sie hatte sie genommen. » Ich wünsche dir alles Gute«, sagte er. » Deine Vagaren sind jetzt die Hüter der Zwillingsstädte. Du wirst Zeuge des Geschehens sein. Es mag sein, dass du nicht gut von uns und unserer Herrschaft sprechen kannst, aber ich bitte dich, die Erinnerung daran wachzuhalten, wie wir untergegangen sind.«
    » Du musst das nicht tun, Rael«, hatte sie erwidert. Die vertrauliche Anrede war ihr leicht über die Lippen gekommen.
    Er zuckte mit den Schultern. » Ich muss, wenn wir obsiegen wollen.«
    Dann hatte er sich abgewendet und ein riesiges graues Schlachtross bestiegen.
    Jetzt zog Mejana ihren Umhang enger um sich und richtete ihren Blick in die fernen Hügel. Die Avatar hatten einen Keil gebildet, der aussah wie eine große silberne Speerspitze.
    Dann griffen sie an.
    Rael hatte nicht einmal zurückgeblickt, nachdem er die Stadt verlassen hatte. In seinem langen Leben, das war ihm klar geworden, hatte er viel zu viel Zeit darauf verwendet, genau das zu tun, nämlich immer wieder in die Vergangenheit zurückzustarren, den vergeblichen Kampf auszufechten, sie am Leben zu erhalten. Die Stadt würde überleben, oder sie würde es nicht tun. Es war nicht länger seine Pflicht, ihre Zukunft zu sichern.
    Sofarita war zu ihm gekommen und hatte ihm gesagt, wo genau der Nachschub der Almecs lagerte und wie stark er gesichert war. Die Chancen, dass die Avatar sich bis dorthin durchkämpfen konnten, waren gering. Aber das kümmerte Rael nicht mehr. Mirani war tot, und all seine Träume waren mit ihr begraben. Wenn sein eigener Tod den Untergang der Almecs bewirken konnte, war das ein kleiner Preis, den zu zahlen er mehr als bereit war.
    Jetzt war es auch nicht mehr nötig, Befehle zu geben. Jeder Soldat, der mit ihm ritt, kannte das Ziel, und außerdem wusste jeder, dass dies der letzte Ritt der Avatar sein würde. Niemand sprach, alle waren in ihre Gedanken versunken, erinnerten sich an ihre Familien und Geliebten.
    Rael führte seine mit Silber gepanzerten Reiter den östlichen Hang hinauf. Links von sich sah er ein Regiment Almecs, die versuchten, sie abzufangen. » Kampfformation, Keil!«, schrie er und ritt voran, um die Spitze des Keils zu bilden. Seine Reiter schlossen sich ihm an.
    » Vorwärts!«, brüllte er. Er klappte sein Visier herunter und ließ sein graues Schlachtross Pakal galoppieren. Rael hatte den Zhi-Bogen in der Hand und schickte einen Energiestrahl in die herannahenden Fußsoldaten der Almecs. Die Avatar befanden sich gerade eben noch außerhalb der Reichweite der Feuerstöcke, und sie schossen eine tödliche Salve von Lichtblitzen in die dicht massierte Infanterie. Dutzende von Männern wurden von den Füßen gerissen. Die Pferde waren jetzt in vollem Galopp, und das Donnern der Hufe dröhnte

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