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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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dem zurückkehrt, was es einst war. Feuer aus der Sonne. Verstehst du das?«
    Mondstein verstand nicht, aber ihm schien, als sollte er verstehen, also nickte er und setzte eine Miene auf, die, wie er hoffte, Erleuchtung zeigte. Talaban schwieg. Mondstein glaubte, etwas Kluges sagen zu müssen. » Also«, meinte er schließlich, » auch toter Seemann war Sonnenlicht.«
    » Ganz genau. Die Truhe speichert Energie. Deshalb muss sie ausgesprochen vorsichtig gehandhabt werden, und auf keinen Fall darf man sie mit bloßer Haut berühren. Der Seemann hat aus Versehen Energie aus der Truhe gezogen, und die hat die Sonne in ihm freigesetzt.«
    » Warum müsst ihr dann auf Eis kommen?«, erkundigte sich Mondstein. » Wenn die Sonne Energie gibt, warum stellt ihr Truhen nicht einfach in Sonnenlicht?«
    » Ganz so einfach ist es nicht. Dein Kriegsbeil besteht aus Eisen und ist an einem hölzernen Schaft befestigt. Irgendwann einmal, in der Vergangenheit, war der Schaft einfach nur ein Stück Holz und das Eisen ein Klumpen Metall. Dann bekam ein Waffenschmied das Holz und das Eisen, und er hat beides zu einem Beil gestaltet. Auf dieselbe Art und Weise wurde das Sonnenlicht letztlich von der Weißen Pyramide in etwas verwandelt, das wir in Truhen lagern können. Die Pyramide hat diese Macht in alle Ecken des Imperiums ausgestrahlt, so dass überall dort, wo es Städte der Avatar gab, diese Truhen gefüllt werden konnten.«
    » Wie lange wird neue Macht anhalten?«, wollte Mondstein wissen.
    » Wenn die Truhe im Schiff bleibt, dann mindestens fünf Jahre«, erklärte Talaban.
    » Vielleicht werdet ihr wieder Götter«, meinte Mondstein.
    » Vielleicht«, räumte Talaban ein. » Aber ich hoffe nicht.«
    Am Morgen des dritten Tages toste ein Schneesturm über die Bucht hinweg. Vier Truhen waren aufgeladen worden, doch der Prozess brauchte immer mehr Zeit, ein Phänomen, das Questor Ro nicht näher untersuchen wollte. Denn er fürchtete, dass er die Antwort bereits kannte. Eine seiner Gruppen befand sich noch auf dem Eis und versuchte, die fünfte Truhe aufzuladen. Aber das Schneetreiben und der eisige Wind erschwerten ihnen die Arbeit zusehends. Talaban stand mit seinem frisch aufgeladenen Zhi-Bogen bei ihnen. Mondstein trat neben ihn.
    » Luft ist böse!«, überschrie er den heulenden Wind. » Wir müssen hier verschwinden. Sofort!«
    » Ja, es ist wirklich kalt«, stimmte Talaban zu.
    » Nicht kalt. Böse. Tod kommt.«
    Talaban wusste, dass die unheimlichen Gaben des Stammesmannes nur selten versagten. Er senkte den Kopf gegen den peitschenden Wind und kämpfte sich zu Questor Ro durch, der neben einer flackernden Pyramide kniete. » Zurück zum Schiff!«, schrie Talaban. Ro blickte hoch. Er wollte widersprechen, wusste jedoch, das Talaban Recht hatte. Das Wetter machte es vollkommen unmöglich, eine Vereinigung aufrechtzuhalten. Er nickte und machte sich daran, den Golddraht vom Fuß der Pyramide abzuwickeln. Mondstein öffnete seinen mit Pelz gefütterten Mantel und zückte sein Kriegsbeil, während er die grünen Augen zusammenkniff, um durch den wirbelnden Schnee zu blicken.
    Ein Vagar, der etwa zwanzig Schritte von ihnen entfernt arbeitete, schrie plötzlich auf und taumelte nach links. Blut spritzte aus einer riesigen Wunde, wo einmal sein linker Arm an der Schulter gesessen hatte. Dann stürzte er nach rechts, und Mondstein hatte den Eindruck, als würde sich der Schnee aufbäumen und ihn verschlucken. Der Stammesmann hob sein Beil und wich rückwärts zu Talaban zurück.
    Eine riesige Gestalt erhob sich vor ihm. Sie war weiß, hatte lange Arme und ein graues Gesicht. Mondstein sah die scharfen Zähne in seinem Maul und die fürchterlichen Krallen am Ende seiner Finger. Der Stammesmann warf sich zur Seite, landete mit der Schulter im Schnee und rollte sich wieder hoch. Doch die Bestie war sehr schnell und stürzte sich sofort wieder auf ihn. In dem Moment traf ein Lichtblitz mitten auf das weiße Fell ihrer Brust und hinterließ dort ein gewaltiges Loch, aus dem Blut und Knochen in den Schnee spritzten. Durch den Schneesturm kamen noch mehr Krals auf sie zugestürmt. Mondstein wirbelte herum und rannte zu der Stelle, wo Talaban stand und gelassen einen Blitz nach dem anderen auf die Bestien feuerte.
    Die Vagaren rannten panisch durcheinander. Questor Ro zückte sein goldenes Zepter und stellte sich neben Talaban. Mondstein warf einen Blick auf den kleineren Mann. Er zeigte keine Furcht. Der Respekt des Anajo vor dem Questor

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