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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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unter dem Eis hervor, und eine gigantische Dampfwolke rollte über die Bucht. Geschmolzene Felsen trafen auf das blaue Licht und wälzten sich ins Meer wie Wein, der über den Rand eines gläsernen Kelchs strömt. Talaban trat an ein großes bronzenes Rad und drehte es.
    Die Schlange glitt unberührt durch den Lavasturm, während auf das Meer um sie herum Eis und Feuer regneten.
    Questor Ro stand auf dem kleinen Backbordbalkon seiner Kabine und beobachtete, wie das Feuer auf den fernen Gletschern wütete. Sein Kinn schmerzte, wo Talabans Faust ihn getroffen hatte, aber das war nicht der richtige Augenblick, um an Rache zu denken. Das konnte er sich für später aufheben. Jetzt dachte er nur an die sechs silbernen, mit kostbaren Edelsteinen gefüllten Pyramiden und die Goldstäbe, welche die Energie kanalisierten. Ro hatte dies alles selbst finanziert, und es hatte ihn fast die Hälfte seines nicht gerade unbeträchtlichen Vermögens gekostet.
    Zudem war da noch der Verlust der fünften Truhe. Niemand im neuen Imperium der Avatar konnte so etwas jetzt noch herstellen, denn die Quelle dieses besonderen Glimmersandes, den man weit jenseits des westlichen Ozeans fand, war nicht mehr zugänglich.
    Eine gewaltige Fontäne aus Feuer fuhr fauchend in den Himmel, gefolgt von einer donnernden Explosion. Ro trat wieder in die Kabine zurück, schloss die Balkontür hinter sich und ließ sich in den Sessel fallen. Er hatte mehr Erfolg gehabt, als sich selbst seine Feinde in ihren wildesten Träumen ausgemalt hatten, und dennoch blieb ihm nichts als elende Verzweiflung.
    Was nutzten vier Truhen, wenn sie nie wieder aufgefüllt werden konnten? Ihre Energie würde das Unvermeidliche nur eine kleine Weile aufschieben.
    Ro rieb sich das Kinn und schenkte sich dann in einen wunderbar geschliffenen Kristallkelch einen Schnaps ein. Er betrachtete ihn. Das Kristall war vollkommen rein, und er spiegelte sich darin in Dutzenden von Facetten. Beiläufig zupfte er an seinem gegabelten blauen Bart und leerte den Kelch. Für gewöhnlich neigte Ro nicht zum Trinken, so dass der starke Schnaps ihn wie heißes Feuer durchströmte.
    Er legte den Kopf an die hohe Lehne des Stuhls und versuchte eine weitere Expedition zu planen. Sie würden in Zukunft näher an das Zentrum der Macht reisen, also über das Eis gehen müssen. Ihm sank der Mut, noch während er darüber nachdachte.
    Krals, Säbelzahntiger und die Nomaden würden eine solche Reise zu einem beinahe unmöglichen Unterfangen machen.
    Und zudem, und das war der eigentliche Grund für seine Verzweiflung, wusste er jetzt, dass die Macht der Weißen Pyramide schwächer wurde. Abgeschirmt von der Sonne konnte sie ihre eigene Energie nicht mehr auffüllen, ganz zu schweigen davon, dass sie neue Truhen hätte aufladen können.
    Ro war versucht, den Kelch neu zu füllen, widerstand jedoch dem Drang. Stattdessen konzentrierte er sich auf das Problem Talaban. Es bestand kein Zweifel, dass der Kapitän ihm da draußen auf dem Eis das Leben gerettet hatte. Doch das konnte die Tatsache nicht aufwiegen, dass der Kapitän einen Questor geschlagen hatte, und zwar vor den Augen der Vagaren und dieses Wilden Mondstein. Vielleicht hatten sogar einige der Seeleute zugesehen.
    Wären es nur die Vagaren gewesen, hätte Ro sie einfach zum Tode verurteilen können. Doch Talaban würde niemals erlauben, dass Mondstein ein solches Schicksal traf. Es war ein ausgesprochen heikles Problem.
    Er überlegte immer noch, welche Möglichkeiten der Vergeltung ihm blieben, als Talaban hereinkam. Der Kapitän der Schlange betrat seine Kabine, ohne anzuklopfen, was zwar sein Recht war, den Questor aber dennoch ärgerte.
    » Wie fühlt Ihr Euch, Questor?«
    » Es geht mir gut. Danke, dass Ihr mir das Leben gerettet habt.«
    » Darf ich mich setzen?« Das zumindest war höflich, und Questor Ro bedeutete ihm mit einer Handbewegung, Platz zu nehmen. » Ich gratuliere Euch, Questor«, sagte Talaban. » Ich hatte keinerlei Vertrauen in diese Unternehmung, aber Ihr habt mich und viele andere widerlegt.«
    » Es ist nur ein kleiner Erfolg, Kapitän. Wir haben eine Truhe verloren und nur vier aufladen können. Aber ich danke Euch für Eure freundlichen Worte. Sind meine Vagaren der Eruption entkommen?«
    » Die meisten wurden von den Krals getötet, fünf jedoch haben sich retten können. Sie haben sich Sorgen über Eure Gesundheit gemacht. Sie glaubten, Ihr wäret von den Bestien niedergestreckt worden.«
    » Und Ihr habt ihnen nicht

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