Der Weg der Helden
könnte ein sehr starker Verbündeter sein.«
» Oder ein tödlicher Feind.«
» Allerdings. Bleibt als mein Abgesandter in seiner Hauptstadt. Ich habe ihm bereits eine Botschaft geschickt, in der ich Euch angekündigt habe.«
» Ich wäre lieber hier, wenn die Neuankömmlinge eintreffen«, widersprach Viruk.
» Das ist mir vollkommen klar.«
» Also bedeutet das, dass Ihr meine Bitte, mit Talaban auf der Schlange fahren zu dürfen, abgelehnt habt?«
» Es wird noch genug Schlachten geben, fürchte ich. Und wenn es so weit ist, will ich, dass Ihr Ammon unterstützt.«
Viruk stand auf und füllte einen Becher mit kühlem Wasser aus einem irdenen Krug. » Die fünf Städte könnten sehr bald angegriffen werden, Cousin. Ihr habt niemanden, der so gut kämpft wie ich. Es ist waghalsig, mich in einem solchen Moment wegzuschicken.«
» Ihr mögt Recht haben, Viruk. Aber was passiert, wenn ihre Schiffe an uns vorbeisegeln und in die Mündung des Luan einlaufen? Wenn ihr erster Angriff den Ländern der Schlammleute gilt? Dann wären sie sowohl vor als auch hinter uns. Und wenn ich diese Küste angreifen müsste, würde ich genau das tun. Die fünf Städte sind stark, die Schlammleute dagegen nicht besonders. Es würde uns sehr schwerfallen, an zwei Fronten zu kämpfen, Viruk. Und da dies meine größte Furcht ist, schicke ich meinen größten Krieger. Nehmt zehn Avatar mit. Die besten.«
Viruk lachte leise. » Ihr versucht mich mit Schmeicheleien einzuwickeln. Und meine Seele soll verdammt sein, wenn Ihr damit nicht Erfolg habt. Einverstanden, Cousin, ich werde das für Euch tun.«
Rael nickte und stand auf. » Wenn sie kommen, Viruk, verteidigt Ammon, als wäre er von Eurem eigenen Blut. Wenn sie angreifen, werden sie versuchen den König zu töten. Sie dürfen auf keinen Fall Erfolg damit haben. Und wenn sie durchbrechen, dann schafft ihn hierher, mit so vielen seiner Krieger, wie Ihr retten könnt.«
Viruk lachte. » Noch vor wenigen Tagen habe ich ihm ein Versprechen geschickt, ihm seine Eingeweide herauszureißen. Und jetzt soll ich ihn verteidigen? Mit Euch wird das Leben wirklich niemals langweilig, Rael. Und wenn Ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich muss weiter in meinem Garten arbeiten.«
Rael lächelte. » Mir ist aufgefallen, dass Euer Gärtner ausgesprochen gut aussieht. Ich hätte schwören können, dass er das letzte Mal, als ich ihn sah, älter wirkte.«
» Offenbar bekommt es ihm sehr gut, mit mir zu arbeiten«, gab Viruk zurück.
Rael schüttelte den Kopf. » Ihr brecht zu viele Regeln, Cousin. Seid vorsichtig.«
» Kale ist sehr wichtig für mich. Er hat meineAnemonengerettet, indem er die Dränage verbessert und die Büsche darum herum zurückgeschnitten hat, damit sie Licht bekommen. Ohne ihn wären sie eingegangen. Und was wäre ein Garten ohne Anemonen?«
» Ich habe meine Meinung geändert«, entgegnete Rael mit einem strahlenden Lächeln. » Behandelt Ammon nicht wie einen Blutsverwandten, sondern wie eine Eurer Blumen.«
» Nun, das passt, denn ich würde ihn wirklich nur zu gerne in die Erde pflanzen«, erwiderte Viruk.
Questor Ro hielt bereits zwei Stunden Gericht und begann sich zu langweilen. Die Fälle, die ihm vorgetragen wurden, waren zum größten Teil erbärmlich, und nur zwei Beklagte waren zum Kristallbad verurteilt wurden, und auch die beiden würden nicht einmal ihr Leben, sondern nur fünf Jahre Lebenszeit verlieren. Er blickte auf die beiden Listen vor sich auf dem Tisch. Die eine führte die anliegenden Fälle auf, die andere die Bedürfnisse des Kristallfiskus. Laut der letzten Liste waren noch heute zweiundzwanzig Todesurteile vonnöten, um die Wünsche des Fiskus zu befriedigen. Ro verstand vollkommen die Notwendigkeit, die Energie der Kristalle durch die Lebenskraft dieser Opfer aufrechtzuerhalten, und außerdem hielt er nicht viel von den Vagaren. Aber Gesetz war Gesetz, und ganz gleich wie viel Druck auch auf ihm lastete, Ro würde niemals auch nur einen Fingerbreit davon abweichen. Wenn ein Mann ein Brot stahl, um seine Familie zu ernähren, ohne dabei Gewalt anzuwenden, war das nur ein Fehlverhalten, das höchstens mit fünf Jahren Kristallbad bestraft werden konnte. Ro hatte den Ankläger zusammengestaucht, der eingewendet hatte, dass das Opfer gestürzt war, als es den Dieb verfolgte, und sich das Handgelenk verrenkt hatte, weshalb es sich um ein Gewaltverbrechen handelte.
Questor Ro war nicht in bester Laune. Er mochte den Gerichtssaal Drei im
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