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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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verlangt, dass sie Husten, Kopfschmerzen und weitere kleinere Krankheiten heilen sollte. Sie hatte ihnen allen die Hände aufgelegt. Nach kurzer Zeit war die Menge so angeschwollen, dass sie die Durchgangsstraße blockierte. Zwei Avatar-Soldaten hatten sich hindurchgedrängt und die Frau festgenommen.
    » Dein Name?«, erkundigte sich Questor Ro.
    Einen Augenblick lang wirkte die Beklagte abgelenkt und blickte auf die Gewölbedecke. Die Frau war wunderschön. Ro unterdrückte solche Gedanken und wiederholte die Frage. Der Blick ihrer dunkelblauen Augen konzentrierte sich auf ihn. » Ich bin Sofarita, Herr.« Ihre Stimme klang heiser.
    » Dein Geburtsort?«
    » Das Dorf Pacepta, Herr.«
    » Beschäftigung?«
    » Ich habe keine, Herr, denn ich bin erst kürzlich hier angekommen und besitze noch keine Arbeitserlaubnis.«
    » Hast du deshalb versucht, Geld mit Zaubertricks zu verdienen?«
    Sie schien um ihre Konzentration bemüht, so als hätte sie Rauschmittel genommen. Vielleicht hatte sie das ja auch, dachte Ro. Oder aber sie ist einfach nur geistig ein wenig behindert. Aber als sie antwortete, klang ihre Stimme wieder fest. » Ich habe kein Geld genommen, Ser. Die Silberstücke, die die Soldaten mir weggenommen haben, gehören mir. Ich bin vor drei Tagen mit sechsundzwanzig Silbermünzen in die Stadt gekommen, aber ich musste eine Unterkunft mieten, für die man mir pro Tag eine halbe Silbermünze berechnet. Außerdem musste ich Kleidung kaufen. Aber das restliche Geld gehört mir.«
    » Also hast du diese Hexerei durchgeführt, ohne dich bezahlen zu lassen?«
    » Ja, Herr.«
    » Aber du bestätigst, dass es Hexerei gewesen ist?«
    » Ich nehme an, dass es das war. Ich habe noch nie eine solche Macht empfunden, bevor ich in die Stadt gekommen bin. Irgendetwas ist mit mir passiert, aber ich weiß nicht, was es sein könnte. Aber jetzt kann ich Laternen ohne Flamme entzünden und Krankheiten heilen. Und ich kann Dinge sehen… schreckliche Dinge.« Ihre Stimme verklang, und der geistesabwesende Ausdruck erschien wieder in ihren Augen.
    » Was für Dinge siehst du?«, wollte Ro wissen.
    » Goldene Schiffe, Männer mit Waffen aus Feuer, die über das Meer kommen. Kinder, die lebendig auf Berggipfeln verbrannt werden, Frauen mit gebundenen Händen, die zu einem Altar geführt werden und… und… und dort ermordet werden.« Sie begann zu zittern. » Ich bin heute Morgen spazieren gegangen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Ich hatte gehofft, dass der Lärm und das Gewühl auf den Straßen mir helfen würden, diese Bilder zu vertreiben. Dann war da eine Frau mit einem kranken Kind. Ich wusste, dass es sterben würde, deshalb bin ich zu ihr gegangen und habe sein Fieber gesenkt. Ich weiß nicht, wie. Ich habe einfach nur meine Hand auf das Kind gelegt, und die Hitze ist meinen Arm hinaufgeströmt und in meinen Kopf. Dann hat sie sich aufgelöst. Die Mutter begann zu schreien, es wäre ein Wunder, und andere Leute versammelten sich um uns. Ich habe kein Verbrechen begangen, Herr.«
    » Im Gegenteil, Sofarita«, widersprach Questor Ro. » Du hast ein großes Verbrechen begangen. Hexerei wird mit dem Tod bestraft. Aber dieses Gesetz ist uralt, und ich muss es noch einmal genauer studieren, bevor ich eine Strafe verkünde. Bringt sie weg!«, befahl er den Wachen. » Aber lasst sie in der Nähe. Ich will sie später unter vier Augen verhören.«

Kapitel 16

    Der Allvater beobachtete mit großer Trauer, wie das Böse zu seinen Kindern kam. Am Anfang hatten sie ihn angefleht, ihnen Freiheit zu gewähren, um selbst über ihr Leben entscheiden zu können. Der Allvater hatte ihnen versprochen, dass er sich nicht einmischen würde. Jetzt jedoch sahen sie sich ihrem Untergang gegenüber. Er hätte sie mit einem Flüstern retten können, aber sein Versprechen war in Eisen gegossen, und das lag schwer auf seiner Seele. Also streckte er in der Stille der Nacht seine Hand aus und nahm eine Handvoll Erde. Aus dieser Erde formte er eine Frau. Dann pflückte er einen Stern vom Himmel, badete sie in seinem Licht und setzte den Stern dann in ihre Braue ein. Das war die Geburt der Sternenfrau.
    Aus dem Sonnenuntergangslied der Anajo
    Am Ende des Tages hatte Ro sechs Männer und eine Frau zum Kristalltod verurteilt, und drei andere zum Verlust von fünf Jahren durch das Kristallbad. Wieder in seinen Gemächern, hatte er die Richterrobe ausgezogen und verzehrte jetzt eine leichte Mahlzeit. Es war überflüssig, das uralte Gesetz gegen Hexerei zu

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