Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
erwiderte ihn, indem er seinen Bogen hob. Dabei waren sie keine Freunde, sie mochten sich nicht einmal.
Aber sie würden den König gemeinsam beschützen. Das war das Band, das sie vereinte.
»Bringt Euch in Sicherheit!«, rief Dalinar dem König zu, als er an ihm vorbeiritt. Elhokar taumelte auf die Beine und nickte.
Dalinar rückte wieder an. Er musste die Bestie so lange ablenken, bis Elhokar aus ihrer Reichweite verschwunden war. Weitere Pfeile kamen von Sadeas und trafen ihr Ziel, aber das Ungeheuer beachtete sie schon nicht mehr. Seine Trägheit war verschwunden, seine Schreie klangen nun wütend, wild und verrückt.
Jetzt kam der gefährlichste Teil – jetzt gab es kein Zurückweichen mehr. Die Bestie würde ihnen folgen, bis sie entweder
alle Menschen getötet hatte oder selbst erlegt worden war.
Eine Klaue prallte knapp neben Galanter auf den Boden, Steinsplitter flogen in die Luft. Dalinar hielt sich gebeugt, streckte die Splitterklinge seitlich aus und durchschnitt ein weiteres Bein. Adolin tat dasselbe auf der anderen Seite. Sieben Beine hatten sie getroffen – also die Hälfte. Wie lange würde es noch dauern, bis das Biest endlich zusammenbrach? Wie immer war das Tier in dieser Phase schon von einigen Dutzend Pfeilen getroffen worden. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was sie ohne diese Vorbereitung täten – außerdem hatte er noch nie gegen ein so großes Ungetüm gekämpft.
Er wendete Galanter und versuchte die Aufmerksamkeit des Geschöpfes wieder auf sich zu ziehen. Hoffentlich hatte Elhokar …
»Bist du ein Gott?«, brüllte der König.
Dalinar ächzte auf und blickte über die Schulter. Der König war nicht geflohen. Er schritt auf die Bestie zu und streckte die Hand aus.
»Ich leiste dir Widerstand, Kreatur!«, kreischte Elhokar. »Ich beanspruche dein Leben für mich! Sie werden zusehen, wie ihre Götter zerschmettert werden, so wie sie ihren König tot zu meinen Füßen sehen werden! Ich trotze dir!«
Narr der Verdammnis!, dachte Dalinar und wendete Galanter.
Elhokars Splitterklinge bildete sich erneut in seiner Hand, und dann stürmte er geradewegs auf die Brust des Ungeheuers zu, während aus seiner zerbrochenen Schulterplatte Sturmlicht austrat. Er kam nahe an die Bestie heran, schwang sein Schwert und trennte ihm ein Stück Chitin ab – wie die Haare oder Fingernägel eines Menschen konnte es von einer Splitterklinge zerschnitten werden. Dann rammte Elhokar seine Waffe dem Ungetüm geradewegs in die Brust und hoffte wohl, das Herz zu treffen.
Die Bestie brüllte und schüttelte sich. Elhokar wurde umgestoßen. Der König konnte seine Klinge kaum mehr halten. Die Bestie wirbelte herum. Leider führte diese Bewegung dazu, dass ihr Schwanz auf Dalinar zuschoss. Er fluchte, vollzog mit Galanter eine enge Drehung, aber der Schwanz war zu schnell. Er schlug gegen das Pferd, und einen Herzschlag später rollte Dalinar über den Boden. Eidbringer fiel ihm aus den Fingern und schnitt eine Spalte in den Steinboden, bevor die Waffe zu Nebel wurde.
»Vater!«, rief eine ferne Stimme.
Benommen blieb Dalinar auf den Steinen liegen. Er hob den Kopf und sah, wie Galanter wieder auf die Beine kam. Zum Glück hatte sich das Pferd nichts gebrochen, doch es blutete aus einigen Schürfwunden und zog ein Bein nach.
»Weg!«, rief Dalinar. Dieses Kommando würde das Pferd in Sicherheit bringen. Und im Gegensatz zu Elhokar würde es gehorchen.
Mit unsicheren Bewegungen richtete sich Dalinar wieder auf. Ein kratzendes Geräusch ertönte links von ihm, und Dalinar drehte sich herum. Der Schwanz des Kluftteufels peitschte ihm gegen die Brust und warf ihn nach hinten.
Wieder drehte sich die Welt vor seinen Augen, und Metall traf mit schrecklichem Lärm auf Stein, während er ausrutschte.
Nein!, dachte er, stützte sich mit der gepanzerten Hand vom Boden ab und nutzte den Schwung seines Ausrutschens, um sich wieder aufzurichten. Der Himmel drehte sich, etwas schien ihn auszurichten – als wüsste der Splitterpanzer, wo oben und wo unten war. Er landete auf den Beinen, seine Füße bohrten sich in den Stein.
Er fand das Gleichgewicht wieder, schoss auf den König zu und rief abermals seine Splitterklinge. Zehn Herzschläge. Eine Ewigkeit.
Die Bogenschützen feuerten weiter. Viele ihrer Pfeile prallten vom Gesicht des Kluftteufels ab. Er beachtete sie jedoch
gar nicht, obwohl Sadeas’ größere Pfeile ihn durchaus zu verwirren schienen. Adolin hatte inzwischen ein weiteres Bein
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