Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
kreischte sofort auf. Kal führte seine Waffe in einem Bogen und rammte sie Jost in die Seite. Kal hatte noch nie zuvor eine Waffe in der Hand gehabt und auch nie mehr als einen Ringkampf mit Tien ausgetragen. Aber das lange Holz fühlte sich in seinen Fingern seltsam richtig an. Er war verblüfft, wie wunderbar dieser Augenblick für ihn war.
    Jost grunzte, stolperte wieder, Kal schwang erneut seine Waffe und wollte sie Jost ins Gesicht rammen. Er hob den Stab und erstarrte. Jost blutete an der Hand, die Kal getroffen hatte – nur ein wenig zwar, aber es war eindeutig Blut.
    Er hatte also jemanden verletzt.
    Jost knurrte und sprang auf. Bevor Kal etwas dagegen tun konnte, hatte ihm der größere Junge die Beine weggezogen und ihn zu Boden geschickt. Der Aufprall trieb Kal die Luft aus der Lunge. Und die Wunde in seiner Seite brannte wieder. Die Schmerzsprengsel huschten über den Boden, klammerten sich an Kals Seite und wirkten wie eine orangefarbene Wunde, während sie sich an Kals Qualen labten.
    Jost machte einen Schritt zurück. Kal lag keuchend auf dem Rücken. Er wusste nicht mehr, was er empfinden sollte. Der Stab hatte sich in seiner Hand so wunderbar angefühlt. So unglaublich. Gleichzeitig bemerkte er Laral neben sich. Sie stand auf, und anstatt an seiner Seite niederzuknien und ihm zu helfen, drehte sie sich um und ging in Richtung ihres Elternhauses.

    Tränen quollen in Kals Augen auf. Mit einem Schrei rollte er hinüber und packte erneut den Kampfstab. Er würde jetzt nicht aufgeben!
    »Schluss damit«, sagte Jost hinter ihm. Kal spürte etwas Hartes in seinem Rücken. Es war ein Stiefel, der ihn auf den Steinboden drückte. Jost nahm Kal den Stab aus der Hand.
    Ich habe versagt. Ich habe … verloren. Er hasste dieses Gefühl, er hasste es mehr als die Schmerzen.
    »Du hast dich gut geschlagen«, sagte Jost widerstrebend. »Aber jetzt solltest du besser gehen. Ich will dir nicht richtig wehtun.«
    Kal senkte den Kopf und legte die Stirn gegen den sonnenwarmen Stein. Jost nahm seinen Fuß weg; die Jungen zogen sich plaudernd zurück, ihre Stiefel machten schabende Geräusche auf den Felsen. Kal zwang sich auf Hände und Knie und dann auf die Beine.
    Jost drehte sich um, während er noch den Kampfstab in der Hand hielt.
    »Bring es mir bei«, sagte Kal.
    Jost blinzelte überrascht und sah kurz seinen Bruder an.
    »Bring es mir bei«, bettelte Kal und ging einen Schritt nach vorn. »Dann entwurme ich für dich, Jost. Mein Vater gibt mir jeden Nachmittag zwei Stunden frei. Dann mache ich deine Arbeit, wenn du mir abends beibringst, was du von deinem Vater gelernt hast.«
    Er musste es wissen. Er musste doch wieder die Waffe in seinen Händen spüren. Er musste herausfinden, ob dieser Moment, den er verspürt hatte, nur auf einem glücklichen Zufall beruhte. Jost dachte nach, dann schüttelte er den Kopf. »Kann ich nicht machen. Dein Vater würde mich umbringen. Deine Chirurgenhände voller Schwielen? Das wäre nicht gut.« Er wandte sich ab. »Du bist das, was du bist, Kal, und ich bin das, was ich bin.«

    Kal stand lange da und sah ihnen nach. Dann setzte er sich auf den Felsen. Larals Gestalt wurde in der Ferne immer kleiner. Einige Diener kamen den Hügel herunter und geleiteten sie nach Hause. Sollte er hinter ihr herlaufen? Seine Seite schmerzte noch, und er war wütend auf Laral, weil sie ihn vor allen anderen im Stich gelassen hatte. Außerdem war er noch immer beschämt.
    Er legte sich zurück; viele unterschiedliche Gefühle wallten in ihm auf. Er hatte Schwierigkeiten, sie voneinander zu trennen.
    »Kaladin?«
    Er drehte sich um, schämte sich für die Tränen in seinen Augen und sah, dass Tien hinter ihm auf dem Boden saß. »Wie lange bist du schon hier?«, fuhr ihn Kaladin an.
    Tien lächelte und legte einen Stein auf den Boden. Dann stand er auf und eilte davon. Er blieb nicht stehen, als Kal nach ihm rief. Knurrend zwang sich Kal auf die Beine und hob den Stein auf.
    Es war bloß so ein langweiliger Stein. Tien fand immer wieder solche Steine, von denen er glaubte, sie seien ungeheuer wertvoll. Zu Hause hatte er eine ganze Sammlung von ihnen. Bei jedem einzelnen von ihnen wusste er, wo er ihn gefunden hatte, und er konnte auch genau sagen, was daran so besonders war.
    Mit einem Seufzer machte sich Kal auf den Rückweg in den Ort.
    Du bist das, was du bist. Ich bin das, was ich bin.
    Seine Seite tat weh. Warum hatte er Jost nicht geschlagen, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte?

Weitere Kostenlose Bücher