Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
verstehe«, sagte der Apotheker, stellte ein Gefäß auf die Theke, bückte sich und suchte in einigen Schubladen herum.
Syl flog zu Kaladin hinüber. »Jedes Mal, wenn er sich bückt, fürchte ich, er könnte brechen – wie ein Zweig.« Sie war immer geschickter darin, abstrakte Gedanken zu verstehen, und all das geschah mit einer erstaunlichen Schnelligkeit.
Ich weiß, was der Tod ist … Ihm war noch immer nicht klar, ob sie ihm nun leidtun sollte oder nicht.
Kaladin nahm die kleine Flasche, entkorkte sie und schnupperte an ihr. »Larmschleim?« Bei dem Gestank verzog er angewidert das Gesicht. »Das ist nicht halb so wirksam wie die beiden Sachen, nach denen ich Euch gefragt habe.«
»Aber er ist wesentlich billiger«, sagte der alte Mann, der nun eine große Schachtel in den Händen hielt. Er nahm den Deckel ab und enthüllte sterile weiße Bandagen. »Und du bist ein Brückenmann, wie du selbst gesagt hast.«
»Wie teuer ist denn der Schleim?« Er machte sich Gedanken deswegen; sein Vater hatte nie darüber gesprochen, was seine Arbeitsmittel kosteten.
»Eine Blutmark für jede Flasche.«
»Und das nennt Ihr billig ?«
»Listeröl kostet zwei Saphirmark.«
»Und Knopfkrautsaft?«, fragte Kaladin. »Ich habe gesehen, dass dieses Kraut außerhalb des Lagers wächst! Es kann also nicht so selten sein.«
»Weißt du denn, wie viel Saft eine einzelne Pflanze spendet? «, fragte der Apotheker und zeigte mit dem Finger auf ihn.
Kaladin zögerte. Es war kein richtiger Saft, sondern eine milchige Flüssigkeit, die aus den Stängeln gepresst wurde. Zumindest hatte sein Vater das gesagt. »Nein«, gab er zu.
»Einen einzelnen Tropfen«, sagte der Mann. »Wenn du Glück hast. Sicher, er ist billiger als Listeröl, aber viel teurer als der Schleim, auch wenn er wie die Hinterseite der Nachtschauerin stinkt.«
»Ich habe nicht so viel«, sagte Kaladin. Das war bis auf zehn Diamantmark ein ganzer Rubin. Zehn Tage Lohn für eine kleine Flasche mit einem Desinfektionsmittel. Sturmvater!
Der Apotheker schniefte. »Nadel und Faden kosten zwei Klarmark. Kannst du dir wenigstens das leisten?«
»Kaum. Und wie viel wollt Ihr für die Bandagen haben? Zwei ganze Smaragde?«
»Das sind doch nur Stofffetzen, die ich gebleicht und gekocht habe. Zwei Klarstücke für eine Armeslänge.«
»Ich gebe Euch eine Mark für die ganze Schachtel.«
»Also gut.« Kaladin griff in seine Tasche und holte die Kugeln heraus, während der alte Apotheker fortfuhr: »Ihr Ärzte seid doch
alle gleich. Nie denkt ihr darüber nach, woher eure Hilfsmittel kommen. Ihr benutzt sie, als würden sie nie zu Ende gehen.«
»Das Leben eines Menschen kann man nicht in Geld aufrechnen«, sagte Kaladin. Das war einer der Sprüche seines Vaters gewesen. Und es war der Hauptgrund, warum Lirin nie etwas für seine Dienste verlangt hatte.
Kaladin legte seine vier Mark auf den Tisch. Er zögerte jedoch, als er sie sah. Nur eine einzige verströmte noch sanftes kristallenes Licht. Die anderen drei wirkten matt, wobei die Diamantstücke im Mittelpunkt der Glaskugeln kaum sichtbar waren.
»Also bitte!«, sagte der Apotheker und kniff die Augen zusammen. »Willst du dunkle Kugeln bei mir loswerden?« Er schnappte sich eine, bevor Kaladin etwas dagegen einwenden konnte, und tastete unter seiner Ladentheke herum. Er holte eine Juwelierslupe hervor, nahm seine Brille ab und hielt die Kugel gegen das Licht. »Ah. Nein, das ist ein richtiger Edelstein. Du solltest deine Kugeln aufladen, Brückenmann. Nicht jeder ist so vertrauensselig wie ich.«
»Heute Morgen haben sie noch geglüht«, wandte Kaladin ein. »Gaz muss mich mit fast leeren Kugeln bezahlt haben.«
Der Apotheker setzte seine Lupe ab und ersetzte sie wieder durch die Brille. Er wählte drei Mark aus, einschließlich der glühenden.
»Könnte ich diese bitte zurückbekommen?«, fragte Kaladin.
Der Apotheker runzelte die Stirn.
»Immer eine glühende Kugel in der Tasche zu haben, bedeutet Glück«, sagte Kaladin.
»Bist du sicher, dass du wirklich keinen Liebestrank haben möchtest?«
»Wenn man von der Dunkelheit überrascht wird, hat man doch ein Licht«, antwortete Kaladin angespannt. »Und wie Ihr schon sagtet, nicht alle Leute sind so vertrauensselig wie Ihr.«
Widerstrebend tauschte der Apotheker die aufgeladene Kugel gegen die matte ein, hielt sie aber noch einmal unter die
Lupe. Eine dunkle Kugel war genauso viel wert wie eine leuchtende; man musste sie nur im Großsturm nach draußen
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