Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
dem Schluss, dass leider gar nichts seine Probleme lösen konnte. Er wusste nicht, ob er wirklich Arzt werden wollte, und plötzlich fühlte er sich durch das, was ihm das Leben aufdrängte, eingeengt.
Doch der eine Augenblick, in dem er den Kampfstab in der Hand gehalten hatte, stand nun deutlich und strahlend vor ihm. Es war ein einziger Augenblick der Klarheit in einer sonst verwirrenden und verworrenen Welt gewesen.
17
EIN BLUTROTER SONNENUNTERGANG
Darf ich ganz offen sein? Vorhin hast du gefragt, warum ich so besorgt bin. Der Grund dafür ist dieser:
E r ist alt «, sagte Syl ehrfürchtig und flatterte um den Apotheker herum. »Wirklich alt. Ich wusste nicht, dass Menschen so alt werden können. Bist du sicher, dass es nicht nur Verwesungssprengsel sind, die eine Menschenhaut tragen? «
Kaladin lächelte, als der Apotheker mit seinem Stock vorwärtsschlurfte und das Windsprengsel nicht zu sehen schien. Sein Gesicht war von genauso vielen Klüften durchzogen wie die Zerbrochene Ebene; von seinen tiefliegenden Augen aus verliefen sie in alle Richtungen seines Gesichts. Er trug eine dicke Brille auf der Nasenspitze und war in eine dunkle Robe gekleidet.
Kaladins Vater hatte ihm von Apothekern erzählt; bei ihnen handelte es sich um Männer, die zwischen den Kräuterkundigen und den Ärzten standen. Gewöhnliche Menschen betrachteten die Heilkünste mit so viel Aberglauben, dass es für einen Apotheker leicht war, sich mit dem Ruch des Geheimnisvollen zu umgeben. Die Holzwände waren mit Bannglyphen aus
Stoff behängt, die seltsame Muster bildeten, und hinter der Theke stand ein Regal mit mehreren Reihen von Gefäßen darin. In der hinteren Ecke befand sich ein vollständiges, durch Drähte zusammengehaltenes, menschliches Skelett. Der fensterlose Raum wurde durch Bündel von Granatkugeln erhellt, die in den Ecken hingen.
Trotz alldem war es hier sauber und aufgeräumt. Es herrschte der vertraute Geruch von Desinfektionsmitteln, den Kaladin sofort mit dem Operationsraum seines Vaters in Verbindung brachte.
»Ah, ein junger Brückenmann.« Der kleine Apotheker richtete seine Brille. Er beugte sich vor und fuhr sich mit den Fingern durch den dünnen weißen Bart. »Kommst du vielleicht wegen eines Banns gegen die Gefahr? Oder hat eine junge Wäscherin im Lager deine Aufmerksamkeit erregt? Ich habe einen Trank, der dir ihr Wohlwollen verschaffen wird, wenn du ihn in ihren Becher schüttest.«
Kaladin hob eine Braue.
Syl jedoch öffnete den Mund und bot ein Bild der Verwunderung. »So etwas solltest du Gaz geben, Kaladin. Es wäre doch schön, wenn er dich besser leiden könnte.«
Ich bezweifle, dass der Trank dafür gedacht ist, überlegte Kaladin lächelnd.
»Junger Brückenmann?«, fragte der Apotheker. »Willst du ein Amulett gegen das Böse haben?«
Kaladins Vater hatte von solchen Dingen schon erzählt. Viele Apotheker verkauften angebliche Liebestränke oder Heilmittel gegen alle möglichen Leiden. Sie enthielten nichts anderes als ein wenig Zucker und einige Prisen gewöhnlicher Kräuter, die entweder beruhigten oder wach machten, je nach der gewünschten Wirkung. Das alles war Unsinn, wenn auch Kaladins Mutter auf die Bannglyphen vertraut hatte. Kaladins Vater hatte stets seine Enttäuschung darüber ausgedrückt, wie stur sie an diesem Aberglauben festhielt.
»Ich brauche ein paar Verbände«, sagte Kaladin. »Und eine Flasche Listeröl oder Knopfkrautsaft. Außerdem Nadel und Faden, wenn Ihr so etwas habt.«
Vor Erstaunen öffneten sich die Augen des Apothekers weit.
»Ich bin der Sohn eines Chirurgen«, gab Kaladin zu. »Er selbst hat mich ausgebildet, und er wiederum hat bei einem Mann gelernt, der in der Großen Versammlung von Kharbranth studierte.«
»Ah«, sagte der Apotheker. »Gut.« Er richtete sich auf, legte seinen Stock beiseite und glättete seine Robe. »Verbände, sagst du? Und Desinfektionsmittel? Mal sehen …« Er ging hinter die Theke.
Kaladin kniff die Augen zusammen. Das Alter des Mannes hatte sich zwar nicht verändert, aber er schien dennoch nicht mehr annähernd so gebrechlich zu sein wie noch vorhin. Sein Schritt war fester und seine Stimme hatte ihre heisere Rauheit verloren. Er durchsuchte seine Flaschen und las murmelnd die Etiketten. »Du könntest auch in die Ärztehalle gehen. Das kostet viel weniger.«
»Nicht für einen Brückenmann«, meinte Kaladin und zog eine Grimasse. Dort war er bereits abgewiesen worden; man bediente nur richtige Soldaten.
»Ich
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