Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
stark.
Also ließ sich Dalinar zu Boden fallen, trat nach oben aus und schleuderte die Bestie über seinen Kopf hinweg. Die Zähne lösten sich aus Dalinars Schulter, Blut spritzte aus ihr hervor. Die Bestie schlug auf den Boden und trat mit ihren schwarzen Beinen unkontrolliert aus.
Benommen zwang sich Dalinar auf die Beine und bemühte sich, wieder eine Kampfhaltung einzunehmen. Immer Haltung bewahren. Die Kreatur kämpfte sich gleichzeitig auf die Beine. Dalinar beachtete den Schmerz gar nicht und auch nicht das Blut und konzentrierte sich ganz auf die Erregung des Kampfes. Er hielt seinen Schürhaken vor sich ausgestreckt. Das Tischbein war ihm aus den blutüberzogenen Fingern geglitscht.
Das Biest kauerte sich hin und sprang. Dalinar ließ sich von den so natürlich fließenden Bewegungen der Rauchhaltung führen, glitt zur Seite und hieb mit dem Haken auf die Beine der Bestie ein. Sie stolperte, als Dalinar sich umdrehte. Er packte den Haken mit beiden Händen und hieb damit auf den Rücken der Kreatur ein.
Unter dem mächtigen Schlag riss die Haut, der Haken fuhr durch den Körper des Wesens und traf den Boden darunter. Die Bestie wand sich, ihre Beine gehorchten ihr nicht mehr, und Rauch drang aus den Löchern in Rücken und Bauch. Dalinar machte einen Schritt zurück, wischte sich das Blut von
der Stirn und schleuderte die Waffe so zu Boden, dass sie das Biest kurzerhand pfählte.
»Bei den drei Göttern, Heb!«, flüsterte die Frau.
Er drehte sich um. Völlig entsetzt starrte sie auf die Kadaver, aus denen die Luft entwich. »Ich hätte dir helfen sollen«, murmelte sie. »Ich hätte irgendetwas packen und damit nach ihnen schlagen sollen. Aber du warst so schnell. Es … es hat nur ein paar Herzschläge gedauert. Wo … wie …?« Sie sah ihn an. »So etwas habe ich noch nie gesehen, Heb. Du hast ja gekämpft wie ein … wie einer der Strahlenden höchstpersönlich. Wo hast du das gelernt?«
Dalinar gab keine Antwort darauf. Er zog sein Hemd aus und biss die Zähne zusammen, als die Schmerzen in seinen Wunden zurückkehrten. Die in der Schulter war schlimm und gefährlich; sein Arm wurde bereits taub. Er riss das Hemd entzwei, band sich den einen Teil um den zerfleischten rechten Unterarm, knüllte den anderen Teil zusammen und presste ihn gegen die Schulter. Dann zog er den Schürhaken aus dem erschlafften Körper, der jetzt einem schwarzen Seidensack ähnelte. Nun ging er zum Fenster. Auch andere Häuser zeigten Merkmale von Angriffen; Feuer brannten und Schreie hingen im Wind.
»Wir müssen uns in Sicherheit bringen«, sagte er. »Gibt es hier irgendwo einen Keller?«
»Einen … was?« »Eine Höhle im Fels, entweder von Menschen geschaffen oder natürlich.«
»Keine Höhlen«, antwortete die Frau und stellte sich zu ihm ans Fenster. »Wie sollten Menschen ein Loch in einen Fels … machen?«
Mit einer Splitterklinge oder einem Seelengießer. Oder sogar durch einfaches Graben, auch wenn das schwierig war, denn der Krem würde die Höhlen wieder versiegeln, und die Regengüsse der Großstürme würden sie unter Wasser setzen.
Dalinar sah abermals aus dem Fenster. Dunkle Umrisse bewegten sich im Mondschein; einige kamen in ihre Richtung.
Benommen schwankte er. Das war der Blutverlust. Er biss die Zähne zusammen und stützte sich am Fensterrahmen ab. Wie lange würde diese Vision noch andauern? »Wir brauchen einen Fluss. Irgendetwas, wo wir unseren Geruch abwaschen können. Gibt es hier einen in der Nähe?«
Die Frau nickte und wurde bleich, als sie die dunklen Umrisse in der Nacht bemerkte.
»Nimm das Mädchen, Frau.«
» Das Mädchen? Das ist Seeli, unsere Tochter . Und seit wann nennst du mich Frau ? Ist denn Taffa so schwer auszusprechen? Bei allen Sturmwinden, Heb, was ist bloß in dich gefahren? «
Er schüttelte den Kopf, ging zur Tür und warf sie auf, während er den Schürhaken noch immer in der Hand hielt. »Nimm die Lampe mit. Das Licht wird uns nicht verraten, ich glaube, sie sind blind.«
Die Frau gehorchte. Sie holte Seeli – die etwa sechs oder sieben Jahre alt war – und folgte Dalinar nach draußen. Die schwache Flamme der Tonlampe zitterte in der Nacht. Die Lampe erinnerte Dalinar an einen Pantoffel.
»Der Fluss?«, fragte Dalinar.
»Du weißt doch, wo …«
»Ich habe mir den Kopf angestoßen, Taffa«, sagte Dalinar. »Mir ist schwindlig. Ich kann kaum klar denken.«
Die Frau sah ihn besorgt an, schien seine Antwort aber hinzunehmen, und deutete dann auf den
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