Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
Kiefer, worauf sie ihn reflexartig öffnete und seine Hand losließ.
Die Ungeheuer drängten auf ihn zu. Irgendwie kam er wieder auf die Beine und taumelte gegen die Felswand. Die Frau warf ihre Lampe auf jene Kreatur, die ihr am nächsten gekommen war. Öl ergoss sich auf die Steine und fing Feuer. Es schien den Wesen jedoch nichts auszumachen.
Taffa verlor durch den Wurf das Gleichgewicht, und Seeli war plötzlich schutzlos. Eines der Ungeheuer stürzte sich auf Taffa, und ein anderes kroch auf das Kind zu. Dalinar sprang zu Seeli hinüber, schlang die Arme um sie, kauerte sich über sie und drehte den Ungeheuern den Rücken zu. Eines sprang ihn an. Klauen schlitzten seine Haut auf.
Seeli wimmerte vor Entsetzen. Taffa kreischte, als die Ungeheuer sie überwältigten.
»Warum zeigst du mir das?«, brüllte Dalinar in die Nacht hinein. »Warum muss ich diese Vision durchleben? Verflucht sollst du sein!« Klauen bohrten sich in seinen Rücken; er hielt Seeli fest und richtete sich unter Schmerzen auf. Dann warf er einen Blick nach oben, in den Himmel.
Und dort sah er ein strahlend blaues Licht durch die Luft fallen.
Es war wie ein Sternenfels, der mit unglaublicher Geschwindigkeit niederging. Dalinar schrie auf, als das Licht in geringer Entfernung von ihm auf den Boden traf, den Stein zersplitterte
und Schutt in die Luft entsandte. Der Boden erzitterte. Die Bestien erstarrten.
Benommen drehte sich Dalinar auf die Seite und sah verblüfft zu, wie sich das Licht erhob und Gliedmaßen entfaltete. Es war überhaupt kein Stern. Es war ein Mann – ein Mann in einem glühenden blauen Splitterpanzer, der eine Splitterklinge trug. Sturmlicht stieg kräuselnd aus seinem Körper auf.
Die Kreaturen zischten wild, stürzten sich auf die Gestalt und beachteten Dalinar und die beiden anderen gar nicht mehr. Der Splitterträger hob seine Klinge und stellte sich dem Angriff.
Dalinar lag benommen da. Dieser Splitterträger war anders als alle, die er je zuvor gesehen hatte. Sein Panzer erglühte in einem gleichmäßig blauen Licht, Glyphen – einige vertraut, andere nicht – waren in das Metall eingeritzt. Blauer Dunst entströmte ihnen.
Der Mann bewegte sich fließend, sein Panzer klirrte, dann schlug er auf die Untiere ein. Mühelos zerteilte er eines der Ungeheuer und schleuderte die Stücke in die Nacht; schwarzer Rauch trieb hinter ihnen her.
Dalinar zog sich zu Taffa heran. Sie lebte zwar, aber ihre Seite war aufgerissen und zerfleischt. Seeli zupfte an ihr und weinte dabei. Muss … etwas … tun, dachte Dalinar benommen.
»Friede sei mit euch«, sagte eine Stimme.
Dalinar zuckte zusammen, drehte sich um und sah, dass eine Frau in einem zierlichen Splitterpanzer neben ihm kniete und etwas Helles in der Hand hielt. Es war ein Topas, umschlungen von einem Heliodor, beides war in einer feinen Metallarbeit eingefasst; jeder der beiden Steine war so groß wie eine Männerhand. Die Frau hatte hellbraune Augen, die in der Finsternis beinahe zu glimmen schienen. Und sie trug keinen Helm. Ihr Haar hatte sie zu einem Knoten zusammengebunden. Sie hob die Hand und berührte seine Stirn.
Eis breitete sich über ihm aus. Plötzlich waren seine Schmerzen verschwunden.
Die Frau berührte auch Taffa. Das Fleisch an ihrer Seite wuchs in Windeseile wieder zusammen; der zerfetzte Muskel blieb zwar, aber dort, wo Fleischstücke herausgerissen waren, wuchsen einfach neue. Die Haut breitete sich über sie, und die Splitterträgerin wischte das Blut und die Fleischfetzen mit einem weißen Stofftuch weg.
Ehrfurchtsvoll schaute Taffa auf. »Ihr seid gekommen«, sagte sie. »Gesegnet sei der Allmächtige.«
Die Splitterträgerin stand auf; ihre Rüstung glänzte in einem gleichmäßig bernsteinfarbenen Licht. Sie lächelte und wandte sich ab; eine Splitterklinge bildete sich aus dem Nebel in ihrer Hand, und dann eilte sie ihrem Gefährten zu Hilfe.
Eine Splitterträgerin, dachte Dalinar. So etwas hatte er noch nie zuvor gesehen.
Zögernd stand er auf. Er fühlte sich so stark und gesund, als ob er soeben aus einem tiefen nächtlichen Schlaf erwacht wäre. Er sah auf seinen Arm hinunter und nahm den behelfsmäßigen Verband ab. Er musste Blut und Hautfetzen abwischen, aber darunter war die Haut vollkommen verheilt. Mehrmals atmete er tief durch. Dann zuckte er die Schultern, hob seinen Schürhaken auf und stürzte sich in den Kampf.
»Heb?«, rief Taffa hinter ihm. »Bist du verrückt?«
Er gab keine Antwort. Er konnte doch nicht
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