Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
einfach tatenlos zuschauen, während zwei Fremde zu seinem Schutz kämpften. Es waren Dutzende schwarzer Kreaturen. Eine traf den blauen Splitterträger – die Klaue drang in den Panzer ein und knackte ihn. Diese Splitterträger befanden sich wirklich in Gefahr.
Die Splitterträgerin drehte sich zu Dalinar um. Nun hatte sie ihren Helm aufgesetzt. Wann war das geschehen? Sie schien schockiert zu sein, als sich Dalinar auf eine der schwarzen Bestien stürzte und sie mit seinem Haken aufschlitzte. Er
nahm die Rauchhaltung ein und wehrte den Gegenangriff ab. Die Splitterträgerin wandte sich an ihren Gefährten, und zusammen mit Dalinar, der vor der Felswand stand, bildeten die beiden ein Dreieck.
Mit den zwei Splitterträgern neben ihm ließ es sich weitaus besser kämpfen als vorhin im Haus. Es gelang ihm dennoch nur, sich einer einzigen Bestie zu entledigen; sie waren schnell und stark, und er kämpfte defensiv und versuchte den Druck von den beiden Splitterträgern zu nehmen, indem er die Untiere ablenkte. Sie zogen sich allerdings nicht zurück, sondern griffen immer wieder an, bis die Splitterträger zerschnitten worden waren.
Dalinar hielt keuchend inne und senkte seinen Schürhaken. Andere Lichter waren über dem Dorf aus dem Himmel gefallen, und weitere gingen noch immer nieder; vermutlich waren auch dort die seltsamen Splitterträger gelandet.
»Ich muss gestehen«, sagte eine kräftige Stimme, »dass ich nie zuvor das Vergnügen hatte, neben einem Kameraden mit einer so … unkonventionellen Waffe zu kämpfen.«
Dalinar drehte sich um und bemerkte, dass der Splitterträger ihn betrachtete. Wo war sein Helm? Der Splitterträger hatte sich seine Waffe über die Schulter gelegt und sah Dalinar mit hellblauen Augen an, die beinahe weiß wirkten. Glühten diese Augen tatsächlich, und trat Sturmlicht aus ihnen aus? Seine Haut war von einem dunklen Braun wie die eines Makabaki, und er hatte kurzes, lockiges Haar. Seine Rüstung glomm nicht mehr, allerdings verströmte ein einzelnes großes Symbol auf dem Brustpanzer noch immer ein schwaches blaues Licht.
Dalinar erkannte dieses Symbol. Es war das stilisierte doppelte Auge – acht Kugeln, verbunden mit zweien in der Mitte. Das war das Symbol der Verlorenen Strahlenden gewesen, als sie noch die Strahlenden Ritter genannt worden waren.
Die Splitterträgerin beobachtete das Dorf.
»Wer hat dich am Schwert ausgebildet?«, fragte der Ritter Dalinar.
Dalinar sah ihm in die Augen. Er hatte keine Ahnung, was er antworten sollte.
»Dies hier ist mein Mann Heb, guter Ritter«, sagte Taffa und eilte vor, wobei sie ihre Tochter bei der Hand hielt. »Soweit ich weiß, hat er noch nie zuvor ein Schwert gesehen.«
»Deine Kampfhaltung ist mir unbekannt«, sagte der Ritter. »Aber sie wirkt geübt und scheint mir präzise. Ein solches Geschick erwächst nur aus jahrelanger Ausbildung. Ich habe selten einen Mann – Ritter oder Soldat – so gut kämpfen sehen wie dich.«
Dalinar schwieg weiter.
»Du hast keine Worte für mich«, sagte der Ritter. »Also gut. Aber wenn du deine rätselhafte Ausbildung anwenden willst, solltest du nach Urithiru kommen.«
»Nach Urithiru?«, fragte Dalinar. Diesen Namen hatte er irgendwo schon einmal gehört.
»Ja«, bestätigte der Ritter. »Ich kann dir zwar keine Stellung in einem der Orden versprechen – eine solche Entscheidung steht mir gar nicht zu –, aber wenn dein Geschick mit dem Schwert genauso groß sein sollte wie mit diesem … Herdinstrument, dann bin ich sicher, dass du einen Platz bei uns finden wirst.« Er wandte sich nach Osten, in Richtung des Dorfes. »Verbreite die Nachricht. Zeichen wie dieses sind nicht ohne Bedeutung. Eine Wüstwerdung wird kommen.« Er wandte sich an seine Gefährtin. »Ich gehe jetzt. Beschütze diese drei und führe sie ins Dorf. Wir dürfen sie mit den Gefahren dieser Nacht nicht allein lassen.«
»Kommt«, sagte die Frau, deren Stimme dumpf aus ihrem Helm hallte. Sie eilte den Hang hinunter.
»Wartet«, bat Dalinar, während er ihr nachlief. Taffa packte ihre Tochter und folgte ihnen. Hinter ihnen brannte das Öl allmählich aus.
Die Ritterin wurde langsamer, so dass Dalinar und Taffa zu ihr aufschließen konnten.
»Ich muss es wissen«, sagte Dalinar und kam sich dabei närrisch vor. »Welches Jahr ist es?«
Die Ritterin drehte sich zu ihm um. Ihr Helm war verschwunden. Er blinzelte; wann mochte sie ihn abgesetzt haben? Im Gegensatz zu ihrem Gefährten hatte sie helle Haut –
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