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Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Harl bahnte sich einen Weg durch die Zuschauer. »Du Kremling, du Sturmdreck! Fass Miasal nicht an! Nicht …«
    Harl verstummte, als ihn einige Männer zurückhielten. Sie wussten, dass Kal, der zufällig vorbeigekommen war, einen
Glücksfall für das Mädchen bedeutete. Alim war schon losgeschickt worden, um Kals Vater zu holen.
    »Ich kann sie retten«, sagte Kal. Ihr Gesicht war weiß, sie bewegte sich nicht. Vielleicht hatte diese Kopfwunde …
    Nicht daran denken. Die Beinarterie war verletzt. Aus seinem Hemd machte er einen Druckverband, mit dem er die Blutung zu stillen versuchte. Während er die Finger noch immer gegen die Wunde drückte, rief er: »Feuer! Ich brauche Feuer! Schnell! Und ich brauche auch noch ein Hemd!«
    Einige Männer rannten los, während Kal das Bein hochlegte. Einer der Männer eilte herbei und gab ihm sein Hemd. Kal wusste genau, wo er zudrücken musste, damit die Arterie abgeklemmt wurde. Der Druckverband verrutschte, aber Kals Finger blieben an Ort und Stelle. Er hielt die Arterie geschlossen und presste das Hemd auf den Rest der Wunde, bis Valma mit einer brennenden Kerze zurückkam.
    Sie hatten schon begonnen, ein Messer zu erhitzen. Gut. Kal nahm das Messer entgegen, brannte damit die Wunde aus, und dann stieg der scharfe, durchdringende Geruch von schmorendem Fleisch auf. Ein kühler Wind blies über die Menge und trug den Gestank davon.
    Kals Hände zitterten nicht mehr. Er wusste , was er zu tun hatte. Er bewegte sich mit einer Geschicklichkeit, die sogar ihn selbst überraschte. Seine Ausbildung führte dazu, dass er fast automatisch vorging, als er die Wunde sterilisierte. Er musste die Arterie noch abbinden, denn das Ausbrennen reichte vielleicht nicht. Aber beides zusammen sollte genügen.
    Als er fertig war, war die Blutung gestillt. Lächelnd setzte er sich zurück. Und dann bemerkte er, dass auch Miasals Kopfwunde nicht mehr blutete. Ihr Brustkorb bewegte sich gar nicht.
    »Nein!« Harl fiel auf die Knie. »Nein! Mach doch etwas!«
    »Ich …«, sagte Kal. Er hatte die Blutung gestillt. Er hatte …
    Er hatte sie verloren.

    Er wusste nicht, was er sagen und wie er darauf reagieren sollte. Eine schreckliche, gewaltige Übelkeit durchspülte ihn. Harl stieß ihn beiseite und weinte. Kal fiel nach hinten. Er stellte fest, dass er wieder zitterte, als Harl den Leichnam umarmte.
    Die Menge um ihn herum war verstummt.

    Eine Stunde später saß Kal auf der Treppe vor dem Operationszimmer und weinte. Seine Trauer war eine sanfte Angelegenheit. Ein Zittern hier und da. Ein paar hartnäckige Tränen, die ihm an den Wagen herunterrannen.
    Er hatte die Knie gegen die Brust gezogen, die Arme darum geschlungen und versuchte einen Weg zu finden, wie er den Schmerz in sich ersticken konnte. Gab es eine Salbe dagegen? Einen Verband, der den Tränenfluss seiner Augen stoppen konnte? Er hätte in der Lage sein müssen, sie zu retten.
    Schritte näherten sich, und ein Schatten fiel auf ihn. Lirin kniete sich vor ihn hin. »Ich habe mir deine Arbeit angesehen, Junge. Du hast sie gut gemacht. Ich bin stolz auf dich.«
    »Ich habe versagt«, flüsterte Kal. Seine Kleidung war blutbeschmiert. Vorher war sie scharlachrot gewesen. Jetzt war das Blut in sie eingesickert und hatte sie rötlich braun gefärbt.
    »Ich habe Männer gekannt, die große praktische Erfahrung hatten und trotzdem immer wieder erstarrt sind, wenn sie zufällig einen Verwundeten gesehen haben. Es ist schwerer, wenn du davon überrascht wirst. Du bist nicht erstarrt. Du bist zu ihr gegangen und hast geholfen. Und du hast es gut gemacht. «
    »Ich will kein Arzt sein«, sagte Kal. »Ich bin schrecklich schlecht darin.«
    Lirin seufzte, umrundete die Treppe und setzte sich neben seinen Sohn. »Kal, so etwas passiert manchmal. Es ist zwar
schlimm, aber du hättest nicht mehr tun können. Dieser kleine Körper hatte zu schnell zu viel Blut verloren.«
    Kal erwiderte nichts darauf.
    »Du musst noch lernen, wann du dich zu bemühen hast, mein Sohn«, sagte Lirin sanft, »und wann du loslassen solltest. Aber du wirst es schaffen. Als ich jung war, hatte ich ähnliche Schwierigkeiten. Irgendwann wirst du abgehärtet sein.«
    Und das ist gut?, dachte Kal, während ihm wieder eine Träne über die Wange rann. Du musst lernen, wann du dich zu bemühen hast … und wann du loslassen solltest …
    In der Ferne hörte er Harl jammern.

21
WARUM MENSCHEN LÜGEN
    Man muss sich nur die Folgen seines kurzen Besuchs bei Sel ansehen, wenn man

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