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Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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dadurch so fleckig wie das Fell eines kranken Pferdes. Dieses Windsprengsel war noch immer da und huschte zwischen den Grasflecken umher. Wie lange folgte es ihm schon? Mindestens einige Monate. Das war höchst merkwürdig. Vielleicht war es nicht immer dasselbe gewesen. Man konnte sie unmöglich auseinanderhalten.
    »Also?«, bedrängte ihn der Mann. »Warum bist du hier?«
    »Dafür gibt es viele Gründe«, sagte Kaladin. »Versagen. Verbrechen. Verrat. Vermutlich trifft das auf uns alle zu.«
    Um ihm herum grunzten einige Männer zustimmend; einer dieser Grunzlaute ging in einen heftigen Husten über. Andauerndes Husten, dachte ein Teil von Kaladin, begleitet von starkem Auswurf und fiebrigem Murmeln bei Nacht. Klingt nach Presshusten.
    »Also«, sagte der redselige Mann, »vielleicht sollte ich eine andere Frage stellen. Drück dich genauer aus – das waren die Worte meiner Mutter. Sag immer, was du meinst, und bitte um das, was du bekommen willst. Welche Geschichte steht hinter deinem ersten Brandzeichen?«
    Kaladin spürte, wie der Wagen unter ihm holperte und schaukelte. »Ich habe ein Hellauge getötet.«
    Sein namenloser Gefährte stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Ich bin überrascht, dass man dich nicht umgebracht hat.«
    »Die Tötung des Hellauges ist nicht der Grund dafür, dass ich versklavt worden bin«, sagte Kaladin. »Der Grund besteht vielmehr in dem Hellauge, das ich am Leben gelassen habe.«
    »Wie kam denn das?«
    Kaladin schüttelte den Kopf und beantwortete keine Frage des geschwätzigen Mannes mehr, der schließlich zum vorderen Ende des Käfigs ging, sich dort hinsetzte und auf seine Füße starrte.

    Stunden später hockte Kaladin noch immer an der gleichen Stelle und betastete müßig die Glyphen an seiner Stirn. Sie waren sein Leben, tagein und tagaus, während er in diesem verfluchten Wagen reiste.
    Seine ersten Brandwunden waren schon seit langem verheilt, aber die Haut um das Schasch -Zeichen sah noch rot aus, gereizt und verschorft. Sie klopfte beinahe wie ein zweites Herz und schmerzte noch schlimmer als die Brandwunde, die er als Kind davongetragen hatte, weil er den Henkel eines heißen Topfs angefasst hatte.
    Die Lektionen, die ihm sein Vater zur Behandlung von Brandwunden eingebleut hatte, kamen ihm wieder in den Sinn. Trage eine Salbe auf, damit sich die Wunde nicht entzündet, und wasch sie mindestens einmal täglich aus. Diese Erinnerungen waren aber kein Trost, sondern ein Ärgernis. Er besaß weder Vierblattsaft noch Listeröl, ja er hatte nicht einmal Wasser zum Waschen.
    Die Bereiche der Wunde, die verschorft waren, zogen an seiner Haut. Seine Stirn fühlte sich dadurch gespannt an. Er hielt es kaum einige Minuten aus, ohne sich zu kratzen und die Wunde damit wieder zu reizen. Er hatte sich daran gewöhnt, sie zu betasten und die Blutstriemen wegzuwischen, die aus den Hautrissen drangen; sein rechter Unterarm war inzwischen blutbeschmiert. Wenn er einen Spiegel gehabt hätte, hätte er vermutlich winzige rote Fäulnissprengsel gesehen, die sich um die Wunde sammelten.
    Im Westen ging die Sonne unter, aber die Wagen rollten immer weiter. Der violette Mond Salas spähte im Osten über den Horizont und schien zuerst noch zu zögern, so als wollte er sich vergewissern, dass die Sonne wirklich verschwunden war. Es war eine klare Nacht, und hoch droben zitterten die Sterne. Talns Wunde – ein Schwaden aus tiefroten Sternen, der sich kraftvoll von den glitzernden weißen abhob – stand zu dieser Jahreszeit hoch am Himmel.

    Der Sklave, der vorhin gehustet hatte, hustete jetzt wieder. Es war ein feuchtes, abgehacktes Husten. Früher hätte sich Kaladin sofort um ihn gekümmert, aber etwas in ihm hatte sich inzwischen verändert. So viele Menschen, denen er zu helfen versucht hatte, waren gestorben. Absurderweise erschien es ihm, als ob der Mann ohne seine Einmischung besser dran gewesen wäre. Nachdem er zuerst Tien, dann Dallet und seine Einheit und schließlich auch zehn Sklavengruppen hintereinander enttäuscht hatte, fiel es ihm schwer, den Willen zum Handeln noch einmal zu finden.
    Zwei Stunden nach Mondaufgang befahl Tvlakv endlich anzuhalten. Seine beiden rohen Söldner kletterten von ihren Plätzen auf den Wagen und machten sich daran, ein kleines Feuer zu entzünden. Der schlaksige Taran – der Dienerjunge – kümmerte sich um die Chulle. Die gewaltigen Schalentiere waren fast so groß wie die Wagen. Sie ließen sich nieder und zogen sich mit Klauen voller Korn

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