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Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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sie hatten doch keinen richtigen Verstand. Sie konnten nicht …
    »Hat jemand von euch das gehört?«, fragte Kaladin die anderen Insassen des Käfigs. Die Decke war gerade so hoch, dass er darin stehen konnte. Die anderen lagen auf dem Boden und erwarteten ihre Wasserration. Außer einigem Gemurmel, er möge doch ruhig sein, und einem Hustenanfall des kranken Mannes in der Ecke erhielt er keine Antwort. Selbst Kaladins
Freund von vorhin beachtete ihn nicht. Der Mann starrte benommen auf seine Füße und bewegte rhythmisch die Zehen.
    Vielleicht hatten sie das Sprengsel gar nicht gesehen. Viele der größeren waren nur für die Personen sichtbar, die von ihnen gequält wurden. Kaladin setzte sich wieder auf den Boden des Wagens und ließ die Beine heraushängen. Das Windsprengsel hatte seinen Namen genannt, aber unzweifelhaft hatte es wohl nur das wiederholt, was es vorher schon gehört haben mochte. Jedoch … keiner der Männer im Käfig kannte ja seinen Namen.
    Vielleicht werde ich allmählich doch verrückt, dachte Kaladin. Ich sehe Dinge, die gar nicht da sind. Und ich höre Stimmen.
    Er holte tief Luft und öffnete die Hand. Er hatte die Blätter gebrochen und zerquetscht. Er musste sie unbedingt wieder einstecken, damit er nicht …
    »Diese Blätter sehen interessant aus«, sagte dieselbe weibliche Stimme wie vorhin. »Du magst sie doch sehr, nicht wahr?«
    Kaladin fuhr zusammen und blickte zur Seite. Das Windsprengsel stand in der Luft unmittelbar neben seinem Kopf; sein weißes Kleid kräuselte sich in einer Brise, die Kaladin nicht spürte.
    »Woher kennst du meinen Namen?«, wollte er wissen.
    Die Geisterfrau gab keine Antwort. Sie ging durch die Luft zu den Gitterstäben hinüber, steckte den Kopf hindurch und sah zu, wie der Sklavenhändler Tvlakv den letzten Sklaven im ersten Wagen etwas zu trinken gab. Dann sah sie wieder Kaladin an. »Warum kämpfst du nicht? Das hast du doch früher auch getan. Aber jetzt hast du damit aufgehört.«
    »Was geht dich das an, Geist?«
    Sie hielt den Kopf schräg. »Ich weiß nicht«, sagte sie, als wäre sie überrascht von sich selbst. »Aber es ist mir nicht gleichgültig. Ist das nicht komisch?«
    Das war mehr als komisch. Was sollte er von einem Sprengsel halten, das nicht nur seinen Namen nannte, sondern sich
sogar an Dinge zu erinnern schien, die er vor vielen Wochen getan hatte?
    »Weißt du, Menschen essen keine Blätter, Kaladin«, sagte die Geistfrau und verschränkte die durchscheinenden Arme. Dann neigte sie wieder den Kopf. »Oder etwa doch? Ich weiß es nicht mehr. Ihr seid so seltsam. Manche Dinge steckt ihr euch in den Mund, und anderes quillt aus euch heraus, wenn ihr glaubt, dass euch niemand zusieht.«
    »Woher kennst du meinen Namen?«, flüsterte er.
    »Woher kennst du ihn?«
    »Ich kenne ihn, weil … er mir gehört. Meine Eltern haben ihn mir gegeben. Ich weiß nicht.«
    »Ich auch nicht«, sagte sie und nickte, als hätte sie soeben ein wichtiges Streitgespräch für sich entschieden.
    »Gut«, meinte er. »Aber warum benutzt du meinen Namen?«
    »Weil es höflich ist. Und du bist unhöflich.«
    »Sprengsel wissen gar nicht, was das bedeutet!«
    »Da hast du es wieder«, sagte sie und zeigte auf ihn. »Unhöflich. «
    Kaladin blinzelte. Er war weit entfernt von dem Ort, an dem er aufgewachsen war, er schritt über fremden Stein und aß fremdes Essen. Vielleicht waren die Sprengsel, die hier lebten, anders als die bei ihm zu Hause.
    »Warum kämpfst du nicht?«, fragte die kleine Geisterfrau, während sie sich auf seine Beine setzte und ihm ins Gesicht sah. Sie hatte kein Gewicht, das er spüren konnte.
    »Ich kann nicht kämpfen«, sagte er leise.
    »Aber du hast es doch früher getan.«
    Er schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die Gitterstäbe. »Ich bin so müde.« Damit meinte er aber keine körperliche Müdigkeit, auch wenn acht Monate der Unterernährung ihm viel von der Kraft genommen haben mochten, die er im Krieg aufgebaut hatte. Er fühlte sich müde. Auch wenn er genug Schlaf bekam. Auch an jenen seltenen Tagen, an denen
er nicht hungrig und steif von den Schlägen war und auch nicht fror. So müde …
    »Du bist auch früher schon müde gewesen.«
    »Ich habe versagt, Geist«, erwiderte er und schloss die Augen. »Musst du mich so quälen?«
    Sie alle waren tot. Cenn und Dallet, und davor schon Tukks und die Nehmer. Und davor Tien. Und davor hatte Blut an seinen Händen geklebt, und dann war da der Leichnam eines jungen

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