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Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Sie mussten das Licht rationieren.
    Die übrigen Männer von Brücke Vier sammelten sich um die Hängeleiter und blieben dicht zusammen. Jeder vierte zündete seine Fackel an, doch das Licht reichte kaum aus, um die Düsternis zu vertreiben; es erlaubte Kaladin lediglich, ein wenig mehr von dieser erstaunlichen Landschaft zu erkennen. Seltsam röhrenförmige Pilze wuchsen in den Spalten. Sie waren von einem matten Gelb – so wie die Haut eines Kindes mit Gelbsucht. Kremlinge zuckten vor dem Licht davon. Die kleinen Krustentiere hatten eine durchscheinende rote Farbe; als eines an der Wand entlanglief, erkannte Kaladin seine inneren Organe durch die Panzerung hindurch.

    Das Licht enthüllte auch eine verzerrte, zerschmetterte Gestalt, die ein wenig weiter am Grunde der Kluft lag. Kaladin hielt seine Fackel hoch und trat auf sie zu. Sie roch bereits. Er hob die Hand und bedeckte Mund und Nase, während er sich hinkniete.
    Es war ein Brückenmann aus einer der anderen Mannschaften gewesen. Er war noch halbwegs frisch. Hätte er länger als einige Tage hier gelegen, dann hätte ihn der letzte Großsturm bereits weit fort gespült. Brücke Vier versammelte sich hinter Kaladin und sah schweigend den Mann an, der es vorgezogen hatte, sich in den Abgrund zu stürzen.
    »Mögest du eines Tages Frieden auf einem Ehrenplatz in den Stillen Hallen finden, gefallener Bruder«, sagte Kaladin, dessen Stimme von den Wänden widerhallte. Er stand auf, hielt seine Fackel wieder hoch und führte die anderen an dem Toten vorbei. Seine Männer folgten ihm nervös.
    Rasch hatte Kaladin die Grundtaktiken des Kampfes auf der Zerbrochenen Ebene begriffen. Man stürmte machtvoll vor und drängte den Feind bis an den Rand des Plateaus. Das war auch der Grund, warum die Schlachten für die Alethi, die für gewöhnlich nach den Parschendi eintrafen, oft blutig wurden. Die Alethi verfügten über Brücken, während diese seltsamen Ost-Parscher die meisten Abgründe überspringen konnten, wenn sie ausreichend Anlauf nahmen. Aber beide gerieten in Schwierigkeiten, wenn sie auf die Klüfte zugedrängt wurden, was in der Regel damit endete, dass zahlreiche Soldaten den Halt verloren und in die Leere stürzten. Die Zahlen waren so hoch, dass es für die Alethi wichtig wurde, die dadurch verloren gegangene Ausrüstung wiederzubeschaffen. Und so wurden die Brückenmannschaften zum Kluftdienst geschickt. Es war wie Grabräuberei, nur ohne Gräber.
    Sie hatten Säcke dabei und würden Stunden damit verbringen, umherzugehen, nach den Leichen der Gestürzten zu suchen und alles, das Wert hatte, mitzunehmen: Kugeln, Brustpanzer,
Helme, Waffen. An manchen Tagen, wenn der Kampf erst kürzlich stattgefunden hatte, konnten sie einfach unter dem Schlachtfeld in die Kluft steigen und die Leichen fleddern, wenn die Großstürme dies auch meistens vereitelten. Wartete man ein paar Tage, waren die Leichen bereits weggespült worden.
    Die Klüfte stellten ein verworrenes Labyrinth dar, und es war fast unmöglich, in einem vernünftigen Zeitrahmen zu einem bestimmten umkämpften Plateau zu gelangen und von dort wieder zurückzukehren. Daher wurde oft abgewartet, bis ein Großsturm die Leichen auf die Alethi-Seite der Ebene trieb – die Großstürme zogen immer von Osten nach Westen – , und dann wurden Brückenmänner auf die Suche nach ihnen geschickt.
    Dies bedeutete, dass sie weit umherwandern mussten. Doch mit den Jahren waren so viele Leichen in die Abgründe gefallen, dass es nicht mehr allzu schwierig war, jene Orte zu finden, an denen die meisten von ihnen angespült wurden. Die Mannschaft war verpflichtet, eine bestimmte Menge an Wertgegenständen heraufzuholen, sonst wurde ihnen der Wochenlohn gekürzt. Doch die Quote war nicht allzu hoch. Sie reichte aus, um die Männer bei der Arbeit zu halten, doch wurden sie nicht gezwungen, sich vollkommen zu erschöpfen. Wie die meisten Arbeitspflichten war auch diese hauptsächlich dazu bestimmt, die Männer beschäftigt zu halten.
    Als sie die erste Kluft entlanggingen, hoben einige seiner Männer alles auf, was sie entdeckten, und stopften es in ihre Säcke. Ein Helm hier, ein Schild dort. Vor allem hielten sie nach Kugeln Ausschau. Wenn sie eine besonders wertvolle fanden, gab es eine kleine Belohnung für die ganze Mannschaft. Natürlich war ihnen nicht erlaubt, ihre eigenen Kugeln oder andere Besitztümer in die Klüfte mitzunehmen, und auf ihrem Weg nach draußen wurden sie außerdem gründlich durchsucht. Die

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