Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
Füße an.
Als das Lied zu Ende war, klatschte Teft anerkennend. »Das war besser als das meiste, was ich bisher in den Tavernen gehört habe.«
»Es ist schön, einen Flachländer zu treffen, der singen kann«, sagte Fels, bückte sich, hob einen Helm auf und stopfte ihn in seinen Sack. Diese Kluft schien nicht viel Material zu bieten. »Ich hatte schon geglaubt, ihr wäret alle so unmusikalisch wie der alte Axthund meines Vaters. Ha!«
Dunni errötete zwar, schien nun aber zuversichtlicher geworden zu sein.
Sie gingen weiter und kamen gelegentlich an Biegungen oder Rissen im Stein vorbei, wo das Wasser große Materialmengen angespült hatte. Hier wurde die Arbeit unangenehmer, und oft mussten sie Leichen oder Knochenhaufen beiseiteräumen, bevor sie an das herankamen, was sie haben wollten. Der Gestank raubte ihnen fast den Atem. Kaladin sagte, sie sollten die stärker verwesten und ekelhaftesten Leichen zunächst in Ruhe lassen. Die Fäulnissprengsel sammelten sich gern um die Toten. Falls die Männer nicht genug Material finden sollten, konnten sie ja noch später hierher zurückkehren.
Bei jeder Abzweigung oder Kreuzung malte Kaladin mit einem Kreidestück ein weißes Zeichen an die Wand. Das war die Aufgabe des Brückenführers, und er nahm sie ernst. Er wollte nicht, dass sich seine Mannschaft in diesen Schluchten verirrte.
Während sie weitergingen und arbeiteten, hielt Kaladin das Gespräch in Gang. Er lachte mit den anderen – er zwang sich dazu. In seinen Ohren klang dieses Lachen zwar hohl, aber die anderen schienen das gar nicht zu bemerken. Vielleicht fühlten sie genauso wie er, aber auch gezwungenes Gelächter war besser als die klägliche Stille, mit der sich die meisten Brückenmänner umgaben.
Bald lachte und redete Dunni mit Teft und Fels, und seine Schüchternheit verblasste. Einige andere hielten sich ganz
dicht hinter ihnen – Yake, Kärtel und noch ein paar weitere. Sie waren wie wilde Kreaturen, die vom Licht und von der Wärme eines Feuers angelockt wurden. Kaladin versuchte sie in das Gespräch einzubeziehen, aber es funktionierte nicht, und so ließ er es schließlich sein.
Bald darauf erreichten sie einen Ort, an dem eine beträchtliche Anzahl frischer Leichen lag. Kaladin hatte keine Ahnung, welche Strömungsbedingungen sie in diesem Teil der Kluft zusammengetrieben haben mochten, denn er sah genauso aus wie die anderen Abschnitte. Vielleicht war er ein bisschen enger. Manchmal ging man zu altbekannten Plätzen und fand reiche Ernte, und dann wieder waren diese Stellen leer. Doch an anderen türmten sich die Leichen.
Die Toten sahen aus, als wären sie mit dem Großsturm hierhergespült worden und dann liegen geblieben, als das Wasser gesunken war. Es waren keine Parschendi unter ihnen, und sie waren entweder vom Sturz oder von der Gewalt der Wassermassen zerschmettert. Bei vielen fehlten Gliedmaßen.
Der Gestank von Blut und Eingeweiden hing in der feuchten Luft. Kaladin hielt seine Fackel hoch, als seine Gefährten verstummten. Die Kühle verhinderte, dass die Toten allzu schnell verwesten, auch wenn die Feuchtigkeit wiederum den Zerfallsprozess beschleunigte. Die Kremlinge hatten damit begonnen, die Haut von den Händen zu reißen und die Augen zu fressen. Bald würden sich die Bäuche mit Gas füllen. Einige Fäulsnissprengsel – klein, rot und durchscheinend – huschten über die Leichen hinweg.
Syl flog herab, landete auf Kaladins Schulter und gab Laute des Abscheus von sich. Wie gewöhnlich bot sie keine Erklärung für ihre Abwesenheit.
Die Männer wussten, was zu tun war. Trotz der Fäulnissprengsel war dies ein zu reichhaltiger Ort, um ihn in Ruhe zu lassen. Sie machten sich an die Arbeit und schleiften die Leichen
in eine Reihe, damit sie besser untersucht werden konnten. Kaladin winkte Fels und Teft herbei, als er einige Ausrüstungsgegenstände aufhob, die um die Leichen herumlagen. Dunni gesellte sich zu ihnen.
»Diese Leichen tragen die Farben des Großprinzen«, bemerkte Fels, als Kaladin eine eingekerbte Stahlkappe in die Hand nahm.
»Ich wette, das sind die von dem Lauf vor ein paar Tagen«, sagte Kaladin. »Er ist für Sadeas’ Armee ziemlich schlecht ausgegangen. «
»Für Hellherr Sadeas«, sagte Dunni. Dann senkte er verlegen den Kopf. »Entschuldigung, ich wollte dich nicht berichtigen. Ich habe diesen Titel früher auch nicht genannt. Und da hat mein Meister mich geschlagen.«
»Dein Meister?«, fragte Teft, während er einen am Boden
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