Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
Kaladin.
»Ich hatte ja nicht erwartet, dass du vorhättest, sie zu sammeln und …« Er verstummte, als ihm Kaladin in die Augen sah.
»Die Armee weiß es nicht, oder?«, fragte Kaladin. »Sie hat keine Ahnung, wie wertvoll diese Pflanzen da draußen sind. Du pflückst sie, verkaufst den Saft und machst damit das Geschäft deines Lebens, denn die Armee braucht eine Menge Desinfektionsmittel.«
Der alte Apotheker fluchte und zog die Hand zurück. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
Kaladin nahm die Flasche wieder an sich. »Was passiert wohl, wenn ich zum Ärztezelt gehe und dort verrate, woher ich dies hier habe?«
»Sie würden es dir sofort abnehmen!«, wandte der alte Mann eifrig ein. »Sei kein Narr. Du bist ein gebrandmarkter Sklave. Sie werden glauben, du hättest es gestohlen.«
Kaladin drehte sich um und wollte gehen.
»Ich gebe dir eine Himmelsmark dafür«, sagte der Apotheker. »Das ist halb so viel, wie ich dem Militär für eine solche Menge berechne.«
Kaladin drehte sich wieder um. »Du verlangst zwei Himmelsmark für etwas, das du an wenigen Tagen zusammenbekommst? «
»Nicht nur ich«, sagte der Apotheker und sah ihn finster an. »Jeder Apotheker nimmt dasselbe. Wir sind zusammengekommen und haben einen gerechten Preis festgelegt.«
»Wie kann das ein gerechter Preis sein?«
»Schließlich müssen wir in diesem gottverlassenen Land irgendwie über die Runden kommen! Es ist teuer, hier einen Laden einzurichten, Wachen anzuheuern und für unseren Unterhalt zu sorgen.«
Er fischte in seiner Börse herum und zog eine Kugel hervor, die in einem dunklen Blau glühte. Eine Saphirkugel war ungefähr das Fünfundzwanzigfache einer diamantenen wert. Da Kaladin eine Diamantmark am Tag verdiente, war eine Himmelsmark mehr, als er in einem halben Monat zusammenbekam. Natürlich erhielten gewöhnliche dunkeläugige Soldaten fünf Klarmark am Tag, und so bedeutete es für sie nur einen Wochenlohn.
Früher hätte Kaladin diese Summe nicht für viel Geld gehalten, doch nun war es ein Vermögen. Dennoch zögerte er. »Ich sollte dich bloßstellen. Wegen dir müssen Menschen sterben.«
»Das ist nicht wahr«, verteidigte sich der Apotheker. »Die Großprinzen haben mehr als genug Geld für solche Medizin, wenn du bedenkst, welche Reichtümer sie von den Plateaus mitbringen. Wir beschaffen ihnen so viele Flaschen mit Knopfkrautsaft, wie sie benötigen. Wenn du uns bloßstellst, dann bewirkst du damit nur, dass Ungeheuer wie Sadeas noch ein paar Kugeln mehr in der Tasche haben!«
Der Apotheker schwitzte. Kaladin drohte sein gesamtes Geschäft auf der Zerbrochenen Ebene zu zerstören. Mit diesem Saft wurde so viel Geld verdient, dass es sehr gefährlich für Kaladin werden konnte. Menschen töteten, damit solche Geheimnisse nicht ausgeplaudert wurden.
»Entweder wandert das Geld in meine Tasche oder in die des Großprinzen«, sagte Kaladin. »Ich glaube, gegen diese Logik kann ich nichts mehr einwenden.« Er stellte die Flasche wieder auf die Theke. »Ich bin einverstanden, wenn du noch ein paar Bandagen dazulegst.«
»Also gut«, sagte der Apotheker und entspannte sich. »Aber halte dich von diesen Pflanzen fern. Ich bin überrascht, dass du überhaupt welche gefunden hast, die noch nicht abgeerntet waren. Meinen Arbeitern fällt es immer schwerer, sie aufzustöbern. «
Sie haben schließlich kein Windsprengsel, das sie führt, dachte Kaladin. »Warum willst du mich entmutigen? Ich könnte dein Lieferant sein.«
»Nun ja«, entgegnete der Apotheker, »aber …«
»Aber es ist billiger, wenn du es selbst machst«, sagte Kaladin und beugte sich vor. »Allerdings hättest du auf diese Weise einen gesicherten Nachschub. Ich bringe dir den Saft und erhalte dafür eine Himmelsmark. Falls die Hellaugen je herausbekommen sollten, was die Apotheker tun, kannst du ja behaupten, von nichts gewusst zu haben. Dir hat irgendein Brückenmann den Saft verschafft, und du hast ihn mit einem vernünftigen Aufschlag an die Armee weiterverkauft.«
Das schien dem alten Mann zu gefallen. »Vielleicht sollte ich nicht zu viele Fragen darüber stellen, wo und wie du diesen Saft bekommen hast. Das ist deine Sache, junger Mann. Das ist allerdings ganz allein deine Sache …« Er schlurfte in den hinteren Teil des Ladens und kehrte mit einer Schachtel voller Verbände zurück. Kaladin nahm sie entgegen und verließ das Geschäft ohne ein weiteres Wort.
»Machst du dir keine Sorgen?«, fragte Syl, die neben seinem Kopf
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