Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
hoben Dinge vom Boden auf. Andere hatten sich Kaladins Gruppe bis auf wenige Schritte genähert, so als versuchten sie zu lauschen, ohne dabei allzu neugierig zu wirken.
»Schlimmer als Hornesser-Stiefel?«, meinte Kaladin. »Teft, wie sollte er daran keinen Anstoß nehmen können?«
»Das ist nur so ein Ausdruck«, erklärte Teft und blickte finster drein. »Es war raus, noch bevor ich bemerkt habe, was ich da eigentlich sage.«
»Leider«, bemerkte Fels, während er ein Moosbüschel von der Wand zupfte und es untersuchte. »Ich fühle mich trotzdem beleidigt. Wenn wir auf den Gipfeln wären, müsstest du dich jetzt auf die traditionelle alil’tiki’i -Weise duellieren.«
»Und was heißt das?«, fragte Teft. »Mit Speeren?«
Fels lachte. »Nein, nein. Wir auf den Gipfeln sind nicht so barbarisch wie ihr hier unten.«
»Aber wie denn dann?«, fragte Kaladin, der neugierig geworden war.
»Nun«, sagte Fels, warf das Moosbüschel beiseite und wischte sich die Hände ab, »dabei geht es um eine Menge Schlammbier und Gesinge.«
»Wieso ist das ein Duell?«
»Derjenige, der die meisten Gläser getrunken hat und noch singen kann, ist der Gewinner. Außerdem sind dann alle so betrunken, dass sie schon vergessen haben, worum es bei dem Streit überhaupt ging.«
Teft lachte. »Das ist wirklich besser als Messer im Morgengrauen. «
»Das kommt drauf an«, meinte Kaladin.
»Worauf denn?«
»Ob du ein Messerhändler bist oder nicht. Ja, Dunni?«
Die anderen beiden sahen zur Seite, wo sich Dunni zu ihnen gesellt hatte und lauschte. Der spindeldürre Junge zuckte zusammen und errötete. »Äh … ich …«
Fels kicherte über Kaladins Worte. »Dunni«, sagte er zu dem Jungen. »Das ist aber ein seltsamer Name. Was bedeutet er?«
»Bedeutet?«, fragte Dunni. »Ich weiß nicht. Namen haben doch nicht immer eine Bedeutung.«
Fels schüttelte unzufrieden den Kopf. »Flachländer! Woher wollt ihr wissen, wer ihr seid, wenn eure Namen keine Bedeutung haben?«
»Dein Name bedeutet also etwas?«, fragte Teft. »Nu … ma … nu …«
»Numuhukumakiaki’aialunamor«, sagte Fels. Die heimatlichen Hornesser-Laute kamen ihm ganz leicht von den Lippen. »Natürlich. Das ist die Beschreibung eines sehr besonderen Felsens, den mein Vater am Tag vor meiner Geburt entdeckt hat.«
»Dein Name ist also ein ganzer Satz?«, fragte Dunni unsicher.
»Ist ein Gedicht«, antwortete Fels. »In den Bergen ist jeder Name ein Gedicht.«
»Ach, wirklich?«, fragte Teft und kratzte sich am Bart. »Das macht es wohl ein bisschen mühsam, die ganze Familie zum Mittagessen zu rufen.«
Fels lachte. »Das ist wahr. Aber es macht auch das Streiten interessant. Normalerweise kommen die besten Beleidigungen in den Bergen auch in Gedichtform, und zwar in Anlehnung
an den Rhythmus und die Komposition des Namens, den der Beleidigte hat.«
»Bei Kelek«, murmelte Teft. »Das klingt wie eine Menge Arbeit. «
»Vielleicht ist das auch der Grund dafür, warum die meisten Streitereien im Alkohol enden«, sagte Fels.
Dunni lächelte zögernd. »Riechen tust du wie ein nasses Schwein, du großer Tor, geh also raus in den Mondenschein und stürz dich ins Moor.«
Fels lachte heftig; seine laute Stimme hallte die Kluft entlang. »Das ist gut, das ist gut«, sagte er und wischte sich durch die Augen. »Einfach, aber gut.«
»Das hat schon fast wie ein Lied geklungen, Dunni«, sagte Kaladin.
»Das war das Erste, was mir in den Sinn gekommen ist. Ich habe es der Melodie von Maris zwei Liebhaber angepasst, damit der Rhythmus stimmt.«
»Du kannst singen?«, fragte Fels. »Das muss ich hören.«
»Aber …«, wandte Dunni ein.
»Sing!«, befahl Fels und zeigte auf ihn.
Dunni jaulte auf, gehorchte aber und setzte zu einem Lied an, das Kaladin nicht kannte. Es war eine lustige Geschichte über eine Frau und zwei Zwillingsbrüder, von denen sie glaubte, sie seien ein und dieselbe Person. Dunnis Stimme war ein reiner Tenor, und er schien beim Singen ein größeres Selbstvertrauen als beim Sprechen zu haben.
Er war richtig gut. Als er zur zweiten Strophe kam, summte Fels mit und sorgte für die Harmonie. Der Hornesser war offenbar ein geübter Sänger. Kaladin blickte zu den anderen Brückenmännern zurück und hoffte, dass sich einige an dem Gespräch oder dem Singen beteiligten. Er lächelte Narb an, erhielt aber nur einen düsteren Blick zurück. Moasch und Sigzil, der dunkelhäutige Azisch, weigerten sich sogar, ihn anzusehen. Peet sah bloß seine
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