Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
waren und eine in Dreiecksform angeordnete Gruppe von Juwelen auf dem Handrücken festhielten. Ein Seelengießer – das war die Bezeichnung sowohl für die Menschen, die diesen Prozess durchführten, als auch für den Gegenstand, der ihn überhaupt erst ermöglichte.
Schallan drückte sich in den Raum und versuchte einen besseren Blick auf die großen, glimmenden Edelsteine zu erhaschen. Ihr Herz schlug ein wenig schneller. Der Seelengießer sah genauso aus wie der, den sie und ihre Brüder in der
Innentasche des Mantels gefunden hatten, der ihrem Vater gehört hatte.
Jasnah und der Mann in der Robe gingen nun in Schallans Richtung, während sie sich noch immer unterhielten. Wie würde Jasnah reagieren, nun da ihr Mündel sie endlich erreicht hatte? Würde sie wütend über Schallans Verspätung sein? Schallan war dafür zwar nicht verantwortlich zu machen, aber manche Menschen erwarteten eben Unmögliches von ihren Untergebenen.
Wie die große Halle draußen, so war auch dieser Korridor aus dem Stein gehauen, aber er war reicher ausgestattet. Üppige Kornleuchter mit sturmerhellten Edelsteinen hingen von der Decke herab. Bei den meisten handelte es sich um tiefviolette Granate, die zu den weniger wertvollen Steinen gehörten. Trotzdem ließ ihre Anzahl die Leuchter zu höchst kostbaren Stücken werden. Noch beeindruckter war Schallan aber von der Symmetrie der Formen und der Schönheit der Muster, in denen die Kristalle an den Seiten der Leuchter herabhingen.
Als Jasnah näher kam, hörte Schallan einiges von dem, was sie sagte.
»… erkennen, dass diese Handlung eine ungünstige Reaktion bei den Devotarien hervorrufen könnte?«, fragte die Frau auf Alethisch. Diese Sprache war mit Schallans heimatlichem Vedisch verwandt. Sie hatte sie während ihrer Kindheit erlernt.
»Ja, Euer Hellheit«, sagte der Mann in der Robe. Er war schon älter, hatte einen dünnen weißen Bart und blassgraue Augen. Sein freundlich offenes Gesicht hatte einen Ausdruck der Besorgnis angenommen, und er trug einen gedrungenen, zylindrischen Hut, der zum Orange und Weiß seiner Robe passte. Seiner reichen Robe. War er vielleicht so etwas wie ein königlicher Haushofmeister?
Nein. Diese Edelsteine an seinen Fingern und auch die Art, wie er sich betrug und wie die anderen helläugigen Diener zu
ihm aufsahen … Sturmvater!, dachte Schallan. Das muss der König höchstpersönlich sein! Nicht Jasnahs Bruder Elhokar, sondern der König von Kharbranth, Taravangian.
Hastig machte Schallan einen angemessenen Hofknicks, was Jasnah durchaus bemerkte.
»Die Feuerer haben hier großen Einfluss, Euer Majestät«, sagte Jasnah mit sanfter Stimme.
»Genau wie ich«, erwiderte der König. »Um mich braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen.«
»Also gut«, meinte Jasnah. »Eure Bedingungen sind annehmbar. Führt mich zu dem Ort, und ich werde sehen, was ich tun kann. Wenn Ihr mich bitte jetzt kurz entschuldigen wollt – ich muss mich um jemanden kümmern.« Jasnah machte eine knappe Bewegung in Schallans Richtung und winkte sie zu sich heran.
»Selbstverständlich, Hellheit«, sagte der König. Er schien sich Jasnah zu fügen. Kharbranth war ein sehr kleines Königreich – nur eine einzige Stadt –, während Alethkar eines der mächtigsten auf der ganzen Welt war. Eine Alethi-Prinzessin stand hoch über einem kharbranthischen König, auch wenn das Hofprotokoll etwas anderes sagte.
Schallan beeilte sich, zu Jasnah aufzuschließen, die ein wenig hinter dem König ging, während dieser mit seinen Dienern sprach. »Eure Hellheit«, sagte Schallan. »Ich bin Schallan Davar, die Ihr empfangen wolltet. Ich bedaure zutiefst, dass es mir nicht möglich war, in Dumadari zu Euch zu stoßen.«
»Das war nicht deine Schuld«, sagte Jasnah und machte eine knappe Handbewegung. »Ich hatte gar nicht erwartet, dass du es rechtzeitig schaffen würdest. Als ich dir diese Nachricht schickte, wusste ich nicht, wohin ich nach Dumadari gehen würde.«
Jasnah war nicht böse, das war ein gutes Zeichen. Schallan fühlte, wie ihre Angst ein wenig zurückwich.
»Ich bin beeindruckt von deiner Hartnäckigkeit, mein Kind«, fuhr Jasnah fort. »Ich hatte ehrlich nicht erwartet, dass du mir
bis hierher folgst. Nach Kharbranth wollte ich dir keine Nachrichten mehr hinterlassen, da ich vermutet hatte, du habest inzwischen aufgegeben. Die meisten tun das nach den ersten Fehlschlägen.«
Die meisten? Dann war das also so etwas wie eine Prüfung? Und Schallan hatte sie
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