Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
Stiefmutter kannte, sagte eine Menge über sie aus. »Meine Stiefmutter ist kürzlich verstorben. Sie hat mich nicht zu Euch geschickt. Dazu habe ich mich selbst entschlossen.«
»Mein Beileid«, sagte Jasnah. »Vielleicht solltest du bei deinem Vater sein, dich um seine Ländereien kümmern und ihn trösten, anstatt meine Zeit zu verschwenden.«
Die Männer, die vor ihnen hergingen, bogen in einen weiteren Korridor ein. Jasnah und Schallan folgten ihnen und betraten einen engeren Gang, auf dessen Boden ein kunstvoll gewebter, roter und gelber Teppich lag. An den Wänden hingen Spiegel.
Schallan wandte sich an Jasnah. »Mein Vater braucht mich nicht.« Nun, das traf jedenfalls zu. »Aber ich brauche Euch, was bereits durch diese Unterhaltung bewiesen wird. Wenn Euch Unwissenheit so maßlos ärgert, könnt Ihr dann guten Gewissens die Gelegenheit verstreichen lassen, mich von der meinen zu befreien?«
»Das habe ich schon öfter getan, Dame Davar. Du bist die zwölfte junge Frau, die mich in diesem Jahr gebeten hat, mein Mündel werden zu dürfen.«
Die zwölfte?, dachte Schallan. In einem einzigen Jahr? Und sie hatte angenommen, dass sich die Frauen von Jasnah fernhielten, weil sie den Devotarien feindlich gegenüberstand.
Die Gruppe erreichte das Ende des schmalen Korridors, umrundete wieder eine Biegung und erreichte dann zu Schallans
Überraschung eine Stelle, an der ein großer Steinblock aus der Decke gefallen war. Etwa ein Dutzend Diener umstanden ihn, einige wirkten verängstigt. Was war hier los?
Offensichtlich war schon eine Menge Schutt weggeschleppt worden; das Loch in der Decke klaffte unheilvoll weit auf. Es gewährte keinen Ausblick auf den Himmel. Sie waren immer weiter hinuntergegangen und befanden sich jetzt vermutlich tief unter der Oberfläche. Ein massiver Stein, größer als zwei Männer, war in einen Türdurchgang links von ihnen gefallen. Es schien keine Möglichkeit zu geben, in den Raum dahinter zu gelangen. Schallan glaubte Geräusche von der anderen Seite zu hören. Der König trat an den Stein heran und sagte mit beruhigender Stimme ein paar Worte. Er zog ein Taschentuch hervor und wischte sich über die faltige Stirn.
»Das sind die Gefahren des Lebens in einem Gebäude, das unmittelbar aus dem Fels herausgehauen wurde«, erklärte Jasnah und schritt auf die Unglücksstelle zu. »Wann ist das geschehen? « Offenbar war sie nicht deswegen in die Stadt gerufen worden; der König nutzte lediglich ihre Anwesenheit dazu aus.
»Während des letzten Großsturms, Euer Hellheit«, sagte der König. Sein dünn herabhängender, weißer Schnauzbart zitterte. »Die Palastarchitekten sind möglicherweise in der Lage, einen neuen Zugang zu dem Raum zu schaffen, aber das dauert einige Zeit, und der nächste Großsturm soll schon in wenigen Tagen über uns hereinbrechen. Außerdem könnten weitere Teile der Decke zum Einsturz gebracht werden, wenn wir einen zweiten Durchgang schlagen.«
»Ich dachte, Kharbranth ist vor den Großstürmen geschützt, Euer Hoheit«, sagte Schallan, was dazu führte, dass ihr Jasnah einen raschen Blick zuwarf.
»Die Stadt ist in der Tat geschützt, junge Frau«, erwiderte der König. »Aber der Berg hinter uns wird stark vom Wind umtost. Manchmal gehen deshalb Gerölllawinen auf dieser
Seite los, und das bewirkt, dass der gesamte Berghang erzittert. « Er blickte zur Decke hinauf. »Solche Einstürze sind sehr selten, und außerdem waren wir der Meinung, dass dieses Gebiet vor ihnen sicher sei, aber …«
»Aber das hier ist Fels«, sagte Jasnah, »und es ist unmöglich vorherzusehen, ob knapp unter der Oberfläche eine schwache Ader verläuft.« Sie betrachtete den Felsblock, der von der Decke gestürzt war. »Das wird schwierig werden. Ich werde vermutlich einen sehr wertvollen Zentralstein verlieren.«
»Ich …«, begann der König und wischte sich wieder über die Stirn. »Wenn wir bloß eine Splitterklinge hätten …«
Jasnah schnitt ihm mit einer knappen Handbewegung das Wort ab. »Ich hatte nicht vor, unseren Handel in Frage zu stellen, Euer Majestät. Der Zugang zum Palanaeum ist diesen Einsatz wert. Gewiss wollt Ihr, dass jemand nasse Lumpen holt. Die Mehrheit der Diener soll sich zum anderen Ende des Korridors begeben. Vielleicht wollt Ihr selbst auch dort warten.«
»Ich bleibe hier«, sagte der König, worauf seine Untergebenen Einwände erhoben, einschließlich eines großen Mannes in einem schwarzen Lederkürass, der vermutlich sein Leibwächter
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