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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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wie trügerisch.«
    »Kann ich Euch wenigstens irgendwie helfen?«
    »Jeder von uns muss seinen eigenen Weg gehen und ganz allein mit den Prüfungen fertig werden, die uns dort erwarten. Vielleicht begegnen wir uns danach wieder.«
    »Ich liebe Euch aber hier und jetzt, Isis.«
    »Ist diese Welt nicht ein Spiegelbild des Unsichtbaren? Wir müssen die Zeichen entschlüsseln, die die Grenzen auslöschen und die Türen öffnen. Wenn Ihr mich wirklich liebt, werdet Ihr lernen, mich zu vergessen.«
    »Niemals! Ich flehe Euch an, geht nicht, ich…«
    »Das wäre ein schrecklicher Fehler.«
    Iker hasste Abydos, Osiris und seine Mysterien und schämte sich gleichzeitig für sein kindisches Verhalten. Natürlich hatte Isis Recht. Ihrer beider Leben war von Anfang an alles andere als gewöhnlich und harmlos gewesen, nichts erlaubte ihnen, auf ein kleines ruhiges Glück ohne Schicksalsschläge zu hoffen. Und sie konnten erst zusammenkommen, wenn sie sich beide dem Unbekannten gestellt hatten.
    Zärtlich gaben sie sich die Hand.

    45

    Memphis, endlich! Bald sollte Medes den Libanesen treffen, der bestimmt über das Schicksal des Propheten unterrichtet war. Warum nur lag dem Pharao so viel daran, an den Ritualfeiern zu Ehren von Min in Koptos teilzunehmen, anstatt in die Hauptstadt zurückzukehren, wo man ihm einen großartigen Empfang bereiten würde? Vermutlich hatte der König Aussichten, dort Mittel und Wege zu finden, um den Baum des Lebens zu heilen.
    Medes verfügte über einen wichtigen Trumpf: Gergu. Der hatte sich mit Iker angefreundet und dann vorgeschlagen, die Leitung der Armeeverwaltung zu übernehmen. Angesichts der ausgezeichneten Leistungen, die er in Nubien erbracht hatte, wurde seine Bewerbung sofort angenommen. So konnte er nun die wichtigsten Beteiligten am politischen Geschehen aus nächster Nähe beobachten und die Beweggründe für ihr Vorgehen ausmachen.
    Dank Guas guter Behandlung kam Medes wieder zu Kräften und neuer Entschlossenheit. Die Befriedung Nubiens stellte eine schmerzliche Niederlage für den Propheten dar – daran war nicht zu rütteln. Aber musste man deshalb gleich alle Hoffnungen aufgeben? Da sich Sesostris nicht als großer Sieger gab und seine Worte nüchtern und vorsichtig blieben, befürchtete er wohl, dass der Feind in Ägypten war!
    Als kluger Stratege hatte sich der Prophet mit Sicherheit mehrere Angriffsmöglichkeiten überlegt, von denen sich einige als befriedigend, andere als enttäuschend erweisen dürften. Aber seine Entschlossenheit, diese Herrschaft zu zerstören und seinen Glauben zu verbreiten, war bestimmt ungebrochen. Ganz Koptos war in Feststimmung. In den Wirtsstuben floss das Starkbier in Strömen, und die Verkäufer von Amuletten, Sandalen, Lendenschurzen und Duftwässern wussten nicht mehr, wo ihnen der Kopf stand. Min, der Gott aller Fruchtbarkeiten, hatte Jubel und Trubel ausgelöst. Sogar Frauen, die sich sonst eher geziert benahmen, sahen die Männer verschmitzt an. Wenigstens verdammt uns unsere Spiritualität nicht zu Trübsinn und falscher Schamhaftigkeit, dachte Sekari, der an derlei lose Sitten gewöhnt war. Sesostris leitete eine sehr alte Zeremonie. In goldverzierte Prunkgewänder gekleidet, zog er durch die Stadt zum Tempel. Ihm voran schritten Ritualisten, die auf Schilden kleine Statuen früherer Pharaonen trugen. Neben dem König trug einer ein Bildnis von Min mit seinem immerwährend erigiertem Glied zum Zeichen dafür, dass der Schöpfungswille, der für die himmlische Macht bezeichnend war, niemals erlöschen würde. Außerdem war da noch ein weißer Stier, der gleichzeitig als Symbol für das Pharaonentum und tierische Verkörperung des Gottes diente. Als Träger des funkelnden Lichtes verbreitete er dessen Kraft.
    Iker konnte nicht aufhören, die schöne Priesterin zu bewundern, die links neben dem König ging.
    Auf diesem Fest vertrat Isis die Königin.
    Mins Statue wurde auf einen Sockel gestellt, und Priester ließen Vögel fliegen. Als sie in die vier Himmelsrichtungen stoben, verkündeten sie, dass der himmlische und irdische Einklang dank der Taten des Pharaos fortbestehen würde. Mit einer goldenen Sichel schnitt Sesostris ein Bündel Dinkel und schenkte es dem weißen Stier, seinem Vater Min und dem ka seiner Vorfahren.
    Sieben Mal umrundete Isis den Pharao und sprach dabei die Worte der Wiedergeburt.
    Dann erschien ein Schwarzer von kleiner Statur. Mit tiefer, warmer Stimme sang er eine Hymne an Min, die die Zuhörer zutiefst

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