Der Weg des Feuers
überrascht.
»Ich bewundere seinen Mut. Nicht einmal Nesmontu hat so viele Gefahren auf sich genommen.«
»Das ist nun einmal das Schicksal dieses Königlichen Sohnes. Selbst wenn ich es wollte, könnte ich ihn durch niemand anders ersetzen. Was ist bei deinen Nachforschungen herausgekommen?«
»Euer Hofstaat besteht leider vorwiegend aus
Ränkeschmieden, eitlen Nichtsnutzen, Neidern, Dummköpfen und eingebildeten Besserwissern und nur wenigen treuen Anhängern. Doch gründliche Untersuchungen haben zu einem erfreulichen Ergebnis geführt: Keiner von ihnen steckt mit dem Propheten unter einer Decke. Entweder haben sie zu viel Angst vor Euch, oder sie wollen nicht auf ihre Vorteile und ihre Bequemlichkeit verzichten. Das heißt, wir mussten anderswo weitersuchen. Wie sich herausgestellt hat, waren die Haarschneider Verbindungsleute für die Aufständischen. Einige von ihnen sind untergetaucht, die Übrigen werden von uns streng überwacht. Dann ist da noch eine neue Spur: die Wasserträger. Da es so viele von ihnen gibt, ist sie schwer zu verfolgen. Die Verhaftung eines bestechlichen Zollbeamten hat leider nicht die erhofften Ergebnisse geliefert. Ich hoffe aber, dass ich dem Feind das Leben schwer gemacht habe! Auf jeden Fall wäre es ganz verkehrt, in der Wachsamkeit nachzulassen. Memphis bleibt meines Erachtens
Hauptangriffsziel für die Widerständischen.«
Sesostris beriet sich ausführlich mit Chnum-Hotep, der nach regelmäßiger Absprache mit der Königin Beachtliches geleistet hatte. Der alte Mann war müde und krank und wollte dem Pharao seinen Rücktritt erklären. Als er ihm nun aber gegenüberstand, erinnerte er sich wieder an seinen Eid: Die Entscheidung lag beim Herrscher, nicht bei ihm. Außerdem hätte er an langen und langweiligen Tagen, die er dann untätig in einem Sessel verbringen müsste, auch keine Freude gehabt. Ein Mitglied des Goldenen Kreises von Abydos war nun einmal seinem Land, seinem Pharao und seinem hehren Ziel verpflichtet.
46
Er nannte sich Khauy, war in Koptos geboren, stand mit beiden Beinen auf dem Boden, hatte ein loses Mundwerk und hielt sich für den Allergrößten. Als Berufssoldat hatte er bereits mehrere Trupps durch die Wüste bis zum Wadi Hammamat begleitet und rühmte sich der Tatsache, dass er seine Leute immer wieder gesund zurückgebracht hatte.
Khauy konnte man nichts vormachen. Also hörte sich Iker an, was er sich anhören musste – auch wenn er der Königliche Sohn war.
»Steinbrüche sind nun einmal Steinbrüche! Und mit Wadi Hammamat ist nicht zu scherzen. Ich sorge immer dafür, dass meine Männer Bier und frische Lebensmittel bekommen, manchmal habe ich sogar einen Teil der Wüste in fruchtbare Felder verwandelt und Wasserbecken gegraben. Ein Haufen Nichtskönner bringt einem nicht das, was man haben will!
Also – ich brauche ein Dutzend Schreiber, zwei Dutzend Steinbrucharbeiter, ebenso viele Steinmetze, zwanzig Jäger, zehn Schuhmacher, zehn Brauer, zehn Bäcker und tausend Soldaten, die auch als Handwerker arbeiten müssen. Kein einziger Wasserschlauch, kein Gemüsekorb und kein Ölfass darf fehlen.«
»Genehmigt!«, sagte Iker.
Khauy war verblüfft.
»Nicht schlecht… Du scheinst ja am langen Hebel zu sitzen!«
»Ich führe nur die Befehle des Pharaos aus.«
»Bist du nicht noch ein bisschen zu jung, um so ein großes Unternehmen zu leiten?«
»Was habe ich zu befürchten, ich kann dich doch um Rat fragen? Außerdem steht dir der Oberaufseher über die Getreidespeicher und Leiter der Armeeverwaltung zur Verfügung, Gergu, der dir deine Aufgabe erleichtern soll.«
Khauy kratzte sich am Kinn. »Na gut, so gesehen sollten wir eigentlich miteinander auskommen. Aber eins ist klar – Ihr geht meinen Weg und folgt meinen Vorgaben!«
»Einverstanden.«
Weitere Anliegen hatte Khauy nicht. Jetzt musste er nur noch die Fachleute aussuchen und einstellen, die von einem ausgezeichneten Lohn angelockt wurden.
Mit seiner Höhe von sechshundertfünfundsechzig Metern stellte das Hammamat-Gebirge eine beeindruckende steinerne Grenze dar. Das Wadi Hammamat schlängelte sich in der Mitte durch eine Art Pylon in ein eher flaches, leicht zugängliches Tal. Schon seit der Ersten Dynastie wurde aus diesem Bergmassiv der Stein von Bekhen gefördert, eine Art mittelschwarzer Sandstein, der Basalt ähnelte. Trotz seiner Schönheit zog das unberührte Gebirge weniger Blicke auf sich als Isis, deren Anwesenheit einige der Männer aus dem Gleichgewicht zu
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