Der Weg des Feuers
aufhält und über wie viele Leute er verfügt?«
»Wenn ich es wüsste, wäre ich längst bei ihm.«
»Welchen Schlachtplan hat General Nesmontu entwickelt?«
»Ich würde ihn gern kennen, um ihn vereiteln zu können.«
»Erzähl uns etwas über den Palast von Memphis.«
»Alles dazu ist für den Propheten bestimmt – und für sonst niemand. Und wenn er erst erfährt, wie du mich behandelt hast, wird es dir schlecht ergehen. Indem du mich hier festhältst, vergeuden wir nur kostbare Zeit.«
Der Kanaaniter spuckte dem Ägypter ins Gesicht, riss ihm das Amulett ab, das er um den Hals trug, und trampelte wutentbrannt darauf herum.
»Jetzt hast du nichts mehr, was dich beschützt, gemeiner Verräter! Wir foltern ihn doch. Bringt mir das Messer, das er versteckt hatte. Ihr werdet sehen, dass er dann redet.«
Iker wurde angst und bang. Sterben zu müssen, war schon schlimm genug, aber so gequält zu werden! Trotzdem schwieg er. Was er auch sagen würde, sein Peiniger würde nicht von ihm ablassen. Vielleicht konnte er erreichen, dass er sich im Irrtum fühlte, und so das Mitgefühl der beiden anderen gewinnen.
Der Kanaaniter schwang die Waffe und hielt dem jungen Mann die Klinge unter die Nase. »Jetzt hast du aber Angst, oder?«
»Natürlich habe ich Angst! Und ich verstehe nicht, warum man mich solchen Prüfungen unterzieht.«
»Zuerst zerschneide ich dir die Brust. Dann schneide ich dir die Nase ab, und dann die Hoden. Wenn ich mit dir fertig bin, bist du kein Mann mehr. Also, was ist, gestehst du endlich?«
»Ich verlange, dass man mich zum Propheten bringt.«
»Du sagst mir gleich alles, was ich wissen will, du mieser Spitzel!«
Der erste blutige Schnitt entriss dem Königlichen Sohn einen Schmerzensschrei. An Händen und Füßen gefesselt, konnte er sich nicht wehren.
Die Klinge schnitt wieder in sein Fleisch, als die Tür plötzlich aufgerissen wurde.
»Soldaten! Wir müssen fliehen!«
Ein Pfeil bohrte sich dem Späher zwischen die
Schulterblätter, und er ging zu Boden. Dann stürmten rund zwei Dutzend Soldaten die stinkende Hütte und metzelten die Kanaaniter nieder.
»Was sollen wir mit dem da machen, Herr?«, fragte ein Soldat und deutete auf Iker.
»Binde ihn los. General Nesmontu verhört bestimmt gern einen Widerständler.«
Offiziell wurde Iker in der Hauptkaserne festgehalten. Angeblich war Nesmontu begeistert, endlich einen Anhänger des Propheten in seiner Gewalt zu haben, und unterzog ihn einem gnadenlosen Verhör.
Der barsche und kantige General war ein Berufssoldat, dem Ehrungen gleichgültig waren, der am liebsten bei seinen Männern lebte und vor keiner Anstrengung zurückschreckte. Trotz seines Alters bewies er meist mehr Ausdauer und Stärke als die Jungen.
»Nur ein paar oberflächliche Verletzungen«, brummte er und trug eine Salbe auf das wunde Fleisch. »Damit wirst du schnell wieder gesund.«
»Wenn Ihr nicht eingegriffen hättet…«
»Ich kenne die Sitten dieser Unmenschen, und das Ganze hat mir allmählich zu lange gedauert. Anscheinend konntest du sie nicht überzeugen. Jedenfalls hattest du Glück, beinahe wären meine Soldaten zu spät gekommen.«
Der junge Mann konnte sich nicht mehr zusammennehmen.
»Lass den Tränen ihren Lauf, so kannst du dich beruhigen. Selbst die größten Helden brechen angesichts der Folter zusammen. Trink etwas von diesem Wein aus meinem Weinberg im Delta – er heilt jede Krankheit. Wenn du mindestens zwei Becher davon pro Tag trinkst, kennst du bald keine Müdigkeit mehr.«
Und tatsächlich brachte dieses große Gewächs den Schreiber langsam wieder zu Kräften, nach und nach hörte er auf zu zittern.
»Du bist wirklich kein Angsthase, Königlicher Sohn, aber du hast es hier mit fürchterlichen Gegnern zu tun, die schlimmer sind als wilde Tiere, und ich glaube, dass du diesem Auftrag nicht gewachsen bist. Alle Freiwilligen, die bisher versucht haben, sich bei diesen Widerständischen einzuschleichen, haben einen grauenhaften Tod gefunden, und diesem Schicksal bist du nur mit knapper Not entronnen. Ich rate dir dringend, geh zurück nach Memphis.«
»Aber ich habe ja noch nichts zustande gebracht!«
»Immerhin hast du überlebt, das ist schon mal nicht schlecht.«
»Außerdem kann ich diesen Zwischenfall zu meinem Vorteil nutzen, General.«
Damit hatte er Nesmontus Neugier geweckt.
»Wie willst du das machen?«
»Jetzt gelte ich als Aufständischer, Ihr habt mich verhaftet, verhört und verurteilt. Das müsst Ihr jetzt
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